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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
Autoren: Karl May
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anderen wäre es schwierig gewesen, in der Finsternis diesen Baum zu finden, aber man glaubt gar nicht, welche Fertigkeit ein tüchtiger Jäger in dieser Beziehung besitzt. Er wird von einem gewissen Instinkt geleitet, welcher in vielen Fällen dem Scharfsinn trefflich zu Hilfe kommt.
    Er brauchte nicht lange zu warten, so kam ‚Bärenauge‘.
    „Mein Bruder mag kommen“, flüsterte er.
    Sie schlichen sich aus dem Wald hinaus auf die Prärie, wo sich unterdessen auch die Finsternis der Nacht eingestellt hatte.
    „Fünf mal zehn Männer“, sagte der Apache.
    „Ich habe ebenso viele gezählt“, antwortete Sternau. „Und die Pferde?“
    „Sie sind schlecht. Kein einziges hat geschnauft.“
    „Mein Bruder war bei ihnen?“
    „Ja, es sind lauter Hacienda-Pferde.“
    „Wo befinden sie sich?“
    „Sie sind angebunden zwei mal zehn mal zehn Schritte vom Feuer weg in den Wald hinein.“
    „Hat mein Bruder die Leute belauscht?“
    „Ja.“
    „Hat er etwas Wichtiges gehört?“
    „Der eine sprach von einem Haziendero, welcher gepeitscht worden ist.“
    „Das scheint nichts Wichtiges!“
    „Er sagte, daß er das Gesicht des Gepeitschten immer sehe.“
    „Der Mann ist jedenfalls ein Schurke, welcher eine Missetat begangen hat und nun von seinem Gewissen gefoltert wird. Hörte mein Bruder sonst etwas?“
    „Nein. Ich mußte die Pferde suchen und kam dann wieder zu dir.“
    „So wollen wir schnell die unsrigen aufsuchen.“
    „Hat mein weißer Bruder mehr vernommen als sein roter Freund?“ fragte der Apache, indem sie weiterschritten.
    „Ja, viel mehr.“
    „Was?“
    „Ich werde es Juarez berichten, so wird mein Bruder es auch hören.“
    Damit gab ‚Bärenauge‘ sich zufrieden.
    Sie stießen nach kurzer Zeit zu ihren Leuten, von denen sie bereits mit Ungeduld erwartet wurden. Sie standen zwar nahe beisammen, aber ein jeder hatte sein Pferd am Zügel, um es grasen zu lassen.
    „Haben Sie die Leute entdeckt?“ fragte Juarez.
    „Ja, sehr leicht. Sie sprachen so laut im Wald, daß man sie bereits von weitem hörte“, antwortete Sternau.
    „Für was halten Sie sie? Oder bleiben Sie darüber im Unklaren?“
    „Nein. Ich weiß, wer sie sind. Wenn Sie es erfahren, so werden Sie sich wundern oder vielleicht gar erschrecken.“
    „Ah! Sprechen Sie! Schnell!“
    „Es sind Anhänger von Cortejo.“
    „Meinen Sie Pablo Cortejo, meinen lächerlichen Nebenbuhler?“
    „Ja.“
    „Wie kämen diese Leute hierher? Ich denke, Cortejo befindet sich im Süden!“
    „O nein. Er ist nach dem Norden gekommen.“
    „Welcher Wahnsinn.“
    „Nach dem, was ich erlauscht habe, ist das, was er vor hat, nicht so sehr wahnsinnig.“
    „Was könnte dies sein? Konkurrenz will er mir machen. Er gleicht dem Frosch in der Fabel, welcher so groß sein wollte wie ein Ochse, dabei aber zerplatzte.“
    „O, Señor, es ist sehr ernst. Dieser Cortejo weiß nämlich, daß Sir Lindsay kommt, um Ihnen Geld und anderes zu bringen.“
    „Alle Teufel!“ sagte Juarez erschrocken.
    „Er hat diese Truppe abgesandt, um sich des Engländers zu bemächtigen.“
    „Unglaublich!“
    „Ich habe es mit meinen Ohren gehört. Zwei sprachen davon.“
    „Dann müssen wir uns unbedingt dieser Leute bemächtigen.“
    „Natürlich. Wie gut also, daß wir darauf verzichteten, sie in der Prärie einzuholen und nach ihren Absichten zu fragen! Wir hätten nichts erfahren. Übrigens scheint es, als wenn sie sich verirrt hätten.“
    „Wohin wollten sie?“
    „Nach dem Rio San Juana.“
    „Ah, dort haben sie dem Engländer auflauern wollen. Aber sie wären doch zu spät gekommen, denn er ist längst an der Mündung dieses Flusses vorüber, da er uns bereits am Sabina erwartet.“
    „Dies ist noch nicht so ganz sicher. Übrigens muß Cortejo nicht ohne eine ziemliche Anzahl von Anhängern sein, da er fünfzig Mann detachieren kann.“
    „Das ist eine Dummheit von ihm. Diese Leute haben ja gar keine Transportmittel mit, um gelungenen Falls ihren Raub in Sicherheit zu bringen.“
    „Das ist wahr. Etwas abenteuerlich unternommen scheint mir dieser Zug zu sein, doch ist immer zu erwarten, ob sich noch etwas weiteres herausstellt.“
    „Sie werden uns berichten müssen.“
    „Das werden sie. Wann wünschen Sie, daß wir sie festnehmen?“
    „So bald wie möglich. Wir dürfen keine Zeit verlieren, denn eigentlich sollte unser Zusammentreffen mit Sir Lindsay noch diesen Abend stattfinden.“
    „So bitte ich um Ihre Befehle.“
    „Meine Befehle? Ich
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