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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Grund, weswegen ich da draußen stehen sollte, im Garten, total exponiert. Das ist Ed Slaterton, sagte ich mir, Herr im Himmel, und eingeladen ist er auch nicht. Was war in mich gefahren? Was tat ich da? Aber laut sagte ich etwas anderes, laut fragte ich dich, ob ihr ein Problem hättet.
    »Ich nicht«, sagtest du. »Trev geht’s nur gerade nicht so gut.«
    »Scheiße«, gurgelte Trevor aus dem Gebüsch.
    Du hast gelacht, und ich auch. Dann hast du beide Flaschen ans Licht gehalten, um zu sehen, welche welche war. »Hier, aus der hat noch keiner getrunken.«
    Normalerweise trinke ich kein Bier. Genau genommen auch sonst nichts. Ich nahm die Flasche. »War die nicht für deinen Freund?«
    »Er sollte nicht durcheinandertrinken«, sagtest du. »Er hat schon eine halbe Flasche Whiskey intus.«
    »Ehrlich?«
    Du sahst mich an, dann nahmst du mir die Flasche wieder aus der Hand, weil ich den Verschluss nicht aufbekam. Du schafftest das auf Anhieb, die beiden Kronkorken hast du in meine Hand fallen lassen wie Münzen, wie einen geheimen Schatz, als du mir das Bier zurückgabst. »Wir haben verloren«, sagtest du zur Erklärung.
    »Was macht er dann, wenn ihr gewinnt?«, wollte ich wissen.
    »Eine halbe Flasche Whiskey trinken«, sagtest du, und dann hast du …
    (Später hat Joan mir erzählt, dass du einmal nach einem verlorenen Spiel auf einer Vereinsparty zusammengeschlagen worden bist, seitdem gehst du nach Niederlagen immer auf fremde Partys. Sie warnte mich, es sei ein schweres Los, mit einem Basketballstar zusammen zu sein. »Ein Leben als Witwe«, sagte sie, leckte den Löffel ab und drehte Hawk lauter. »Eine zu Tode gelangweilte Basketballwitwe, während er fröhlich durch die Welt dribbelt.«
    Ich dachte, das würde mir nichts ausmachen. Blöd von mir.)
    … also dann hast du mich nach meinem Namen gefragt. Min, sagte ich, kurz für Minerva, die römische Göttin der Weisheit, mein Dad machte nämlich gerade seinen Master, als ich zur Welt kam, und – nein, absolut ausgeschlossen, frag gar nicht erst, Minnie darf mich nur meine Großmutter nennen, denn die liebt mich am allermeisten, das hat sie mir gesagt, sagte ich, und dabei ahmte ich ihre Stimme nach.
    Du seist Ed, sagtest du. So als wäre es denkbar, dass ich das nicht wüsste. Ich fragte dich, wie hoch ihr verloren hattet.
    »Erspar mir das«, sagtest du. »Wenn ich dir sage, wie hoch wir verloren haben, verletzt das meine sämtlichen Gefühle.«
    Das gefiel mir – meine sämtlichen Gefühle. »Bis zum letzten?«, fragte ich. »Tatsächlich?«
    »Na ja«, sagtest du und trankst einen Schluck. »Ein oder zwei wären vielleicht noch übrig. Irgendein Gefühl hätte ich vielleicht noch.«
    Ich hatte auch ein Gefühl. Und natürlich hast du mir dann doch erzählt, Ed, wie hoch ihr verloren hattet. Jungs sind nun mal Jungs. Trevor lag schnarchend auf dem Rasen. Das Bier schmeckte eklig, und ich goss es heimlich hinter meinem Rücken in die kalte Erde. Drinnen sangen Leute Bitter birthday to you, bitter birthday to you, Al – und Al hat es mir nie nachgetragen, dass ich draußen geblieben bin mit einem Jungen, zu dem er keine Meinung hatte, statt ins Haus zu kommen und zuzusehen, wie er die sechzehn schwarzen Kerzen auf dem dunklen, ungenießbaren Herzen ausblies – Bitter birthday to you. Du hast mir das ganze Spiel geschildert, von vorn bis hinten, und dabei zuckten deine schlanken Arme die ganze Zeit in den knisternden Ärmeln deiner Jacke, weil du mir jeden einzelnen deiner Spielzüge demonstriert hast. Basketball ist mir noch immer ein Buch mit sieben Siegeln, lauter aufgeregt herumhüpfende, brüllende Typen in Trikots, und obwohl ich nicht wirklich hinhörte, habe ich doch jedes einzelne Wort aufgenommen. Weißt du, welches mir gefiel, Ed? Lay-up, euer Wort für den Korbleger. Es klingt einfach sexy. Ich ließ es mir auf der Zunge vergehen – lay-up, lay-up, lay-up – während du immer weitermachtest mit euren Finten und Penaltys, euren Freiwürfen und Shotblocks und den vielen Malen, wo jemand Mist gebaut hat, weswegen dann alles den Bach runterging. Dieses Wort, lay-up, und dazu deine Sprungbewegung, während die Gäste im Haus immer weitersangen For he’s a bitter good fellow, for he’s a bitter good fellow, for he’s a bitter good fellow, which nobody can deny. Den Song würde ich mir merken für meinen Film, so laut drang er durch die Fenster, dass der Rest deiner Sportreportage nur noch ganz undeutlich bei mir ankam. Du hast deine leere
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