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41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

Titel: 41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Mara Ferr
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beschäftigt, ihm schnell und ohne viel Federlesens zu seinem wöchentlichen Höhepunkt zu verhelfen, als ihm von ihr unbemerkt das Bonbon direkt aus der Folie in seine Hand rutschte. Wäre die Folie nicht schon ein wenig lockerer als gewöhnlich um das Bonbon gewickelt gewesen, wäre es Luc nicht wie von selbst in die gekrümmte Hand gefallen und hätte er nicht in einem angeborenen Reflex diese Hand vor den Mund geschlagen – niemals wäre das Bonbon auf seiner Zunge zerschmolzen und mit seinem unstillbaren Speichelfluss wieder aus seiner Mundhöhle und von da direkt auf Louises Kleid gelangt. Zeitgleich mit dem Auftreffen des braunen Spucketropfens auf dem goldgelben Stoff kam er in seinem Kondom zum Höhepunkt und gurrte zufrieden. Louise richtete sich sofort auf, sah mit einem entsetzten Blick seinen nassen, braunen Mund, registrierte seine braun verschmierte Handfläche, an der noch die silberne Zellophanhülle klebte, blickte nach unten auf ihr Kleid und schlug zu. Sie traf ihn mit der flachen Hand an seiner linken Wange, braune Speicheltropfen sprühten durch die Luft, als sein Kopf der Wucht ihres Schlages nicht entkommen konnte.
    Louise starrte ihn an. Sie war über ihre eigene Reaktion schockiert, doch noch mehr erschrak sie über den wimmernden Laut, den er nach einigen tödlich stillen Sekunden ausstieß.
    Ein unendlich trauriges, leises „Wuuuuuuaa …..“ kroch langgezogen zwischen seinen Lippen hervor und blieb in der mittlerweile abgestandenen, heißen Luft ihres Gästezimmers hängen. Seine wunderschönen Augen mit den langen, dunklen Wimpern waren weit aufgerissen.
    Louise verspürte plötzlich – und zum ersten Mal, seit sein Vater ihn pünktlich jeden Donnerstag um siebzehn Uhr an ihrem Tor ablieferte – tiefe Zuneigung für ihn, vermischt mit Mitgefühl, und Tränen stiegen ihr heiß in die Augen.
    Das konnte sie sich keinesfalls leisten.
    Die Zeit drängte, in ein paar Minuten übergab sie ihn wieder seinem Vater und bis dahin gab es genug zu tun. Also lief sie ins Bad, befeuchtete ein Handtuch, riss noch ein trockenes vom Haken und begann, ihm Hände und Mund zu säubern. Er hielt still, rührte sich nicht, hatte auch mit seinem Klagelaut aufgehört. Dann befreite sie ihn von seinem Kondom, wischte ihn trocken und verpackte ihn behutsam in seiner etwas altmodischen, doch blütenweißen Unterwäsche. Während der ganzen Zeit sprach sie munter und laut mit ihm, stimmte zwischendurch ein Kinderlied an und vergaß dabei keine Sekunde, wie spät es bereits war. Als Luc wieder sauber und fertig angezogen war, nahm sie ein weiteres Bonbon aus der kunstvoll geschwungenen Keramikschale am Tisch, wickelte es aus und steckte es ihm in den Mund.
    „So, mein kleiner Luc, fertig für heute! Papa wartet schon unten! Jetzt aber schnell, wir sind schon spät! Nächsten Donnerstag kommst du ja wieder, musst nicht traurig sein! Und wenn du jetzt schön brav bist, gibt’s dann wieder Schokoladenbonbons! Wär das fein? Möchtest du Schokolade?“
    Bei dem Wort Schokolade verzog Luc seinen Mund zu einem Grinsen und er begann endlich wieder, seine Arme zu bewegen; die Starre hatte sich gelöst. Er schaukelte seinen Oberkörper, drehte seinen Kopf hin und her, rollte mit den Augen und lallte in einem undefinierbaren Singsang vor sich hin. Sie schob ihn zur Wohnungstüre, er humpelte darauf zu, drehte sich um und sah sie freundlich an.
    „Was ist? Was willst du noch? Soll ich mich bei dir entschuldigen? In Ordnung, kein Problem. Ich entschuldige mich. So, jetzt aber weiter mit dir. Bist ja schließlich nicht mein Einziger. Ich hab heut noch genug zu tun! Geh schon!“ Etwas nachdrücklicher schob sie ihn vorwärts, sein Kopf war immer noch ihr zugewandt und sein Blick hatte Ähnlichkeit mit dem eines getretenen Hundes, der schuldbewusst und demütig bei seinem Frauchen um Zuneigung heischte.
    „Soll ich dir den Kopf streicheln, oder was? Du hast mir mein Kleid beschmutzt, du Kretin!“, schrie sie ihn unvermittelt an. Dieser wehleidige Blick, diese hirnlose Hilflosigkeit, dazu seine spastischen Zuckungen, das alles war ihr zu widerwärtig und sie konnte nur mit Zorn sich selbst retten. Für seine Rettung war sie nicht verantwortlich.
    Luc stutzte kurz, runzelte die Stirn und begann zu lachen. Schokoladefäden klebten an seinem Kinn.
    Louise wurde übel und schlagartig erkannte sie, dass sie nun ein Problem hatte, das in bewährter Weise gelöst werden musste. Entnervt riss sie das Tor auf und schubste Luc
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