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4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz

4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz

Titel: 4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
Autoren: Lucy Gordon
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verließ, um nach einem anderen Patienten zu sehen.
    Sol nickte nur und ging hinaus.
    Carlo setzte sich neben das Bett und wollte etwas sagen. Doch er brachte kein Wort heraus, Dellas Anblick schnürte ihm die Kehle zusammen. Er wünschte, sie würde sich bewegen, aber sie lag völlig regungslos da.
    Er erinnerte sich an den Tag, als sie wie aus heiterem Himmel in sein Leben getreten war und ihn völlig durcheinandergebracht hatte. Ihm würde für immer unvergesslich bleiben, wie sie vor dem Gipsabdruck des Liebespaares gestanden hatten, das bei dem Ausbruch des Vesuvs eng umschlungen und gefasst dem sicheren Tod entgegensah. Die Erinnerungen brachen ihm beinahe das Herz. Er beugte sich über sie, ohne sie zu berühren, und flüsterte: „Erinnerst du dich auch noch an den Tag? Ich habe immer gewusst, dass wir uns eines Tages auch so innig umarmen wie die beiden Liebenden. Wusstest du es auch? Warum bist du nach Neapel gekommen? Vielleicht meinetwegen? Wo bist du jetzt? Hast du wirklich schon angefangen, diese Welt zu verlassen? Ist dir klar, dass ich dir folgen und dich zurückholen werde?
    Weißt du, dass ich dich liebe? Egal, wo du bist, egal, was mit dir passiert ist, egal, was die Zukunft uns noch bringt, ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben, nur dich, auch wenn du diese Welt verlässt und mich allein zurücklässt. In meinem Herzen wirst du weiterleben, wir können uns gar nicht

verlieren. Eines Tages sind wir wieder zusammen, dessen bin ich mir sicher. Ich weiß nicht, wo und wann, aber unsere Liebe hört nie auf.
    Ich gehöre zu dir, und du gehörst zu mir, so endgültig, als hätten wir uns vor dem Altar das Jawort gegeben. Ich habe mich dir noch nie näher gefühlt als in diesem Augenblick.“ Sanft und behutsam schob er die Finger unter ihre.
    „Man behauptet, das Gehör sei feiner als alle anderen Sinne. Stimmt das? Kannst du mich hören? Kannst du meine Hand drücken, damit ich weiß, dass du mich verstehst?“
    Er wartete eine Zeit lang, aber Della bewegte sich nicht.
    Und dann ging die Tür auf, und der Arzt, der hereinkam, blickte Carlo überrascht an. „Wer sind Sie? Ich habe Sie hier noch nicht gesehen.“
    Carlo stand auf. „Ich bin ihr Mann.“
    Dunkelheit und grenzenlose Einsamkeit umgaben Della. Sie fühlte sich unendlich müde und verlassen. Sie brauchte nur weiterzugehen zu dem Ort, wo sie für immer ruhig und friedlich schlafen konnte. Doch plötzlich hörte sie eine Stimme – seine Stimme. Carlo rief ihren Namen und bat sie zu ihm, ihrem Mann, zurückzukommen.
    Vergebens versuchte sie, sich daran zu erinnern, wann sie geheiratet hatten. Es war auch gar nicht wichtig, wie ihr bewusst wurde. Er hatte sie zu sich geholt, und sie war in Sicherheit.
    Erst zwei Stunden später kam Sol zurück. „Ich bin im Café eingeschlafen“, entschuldigte er sich. „Das wundert mich nicht.“ Carlo behandelte den jungen Mann mit Nachsicht, weil er ihn, wenn auch unabsichtlich, so lange mit seiner schwer verletzten Mutter allein gelassen hatte.
    „Gibt es etwas Neues?“
    Ehe Carlo antworten konnte, kam der Arzt wieder herein und kontrollierte die verschiedenen Apparate, an die Della angeschlossen war.
    „Es ist schon seltsam, dass so etwas manchmal ganz plötzlich passiert“, sagte er.
    „Was ist passiert?“, fragte Carlo.
    „Ohne ersichtlichen Grund scheint sich ihr Gesamtzustand zu bessern. Wir können vielleicht auf die künstliche Beatmung verzichten. Wenn Ihre Frau allein atmen kann, ist das ein riesiger Schritt vorwärts.“
    Sol war verblüfft, dass der Arzt Carlo für Dellas Mann hielt, schwieg jedoch.
    Die beiden Männer stellten sich an das Fußende des Bettes und warteten gespannt darauf, was geschehen würde, nachdem der Arzt das Gerät abgestellt hatte. Einige Sekunden, die ihnen wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, verstrichen – und dann sahen sie, wie sich Dellas Brust langsam hob und senkte. Der Arzt sagte leise: „Gut.“ Und Carlo und Sol klopften sich gegenseitig auf die Schulter. Doch unvermittelt drehte Carlo sich um und eilte aus dem Raum. Er wollte nicht, dass die anderen ihn weinen sahen. Lange stand er am Fenster des Flurs und bemühte sich, sich zu beherrschen. „Carlo!“, ertönte plötzlich die Stimme seiner Mutter.
    Er drehte sich zu ihr um und sah sie an, während sie auf ihn zukam und ihn liebevoll umarmte. „Was machst du hier?“, fragte er rau.
    „Alan Forest hat bei uns angerufen und wollte dich sprechen. Als er uns erzählte, was er wusste, war mir
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