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4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz

4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz

Titel: 4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
Autoren: Lucy Gordon
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nicht ernst genug, sonst wüsstest du längst, dass sie recht hat“, erwiderte Della lachend.
    Carlo verzog die Lippen. „Du hörst dich beinahe genauso an wie sie. Ich weiß natürlich, dass sie recht hat. Heute bist du an der Reihe, du erzählst, und ich höre dir schweigend zu.“
    „Schweigend? Da bin ich gespannt.“
    „Du kennst mich schon viel zu gut“, stellte er beunruhigt fest.
    „Dann gibt es ja nichts mehr zu sagen.“
    „Wieso nicht?“
    „Ist es nicht das Schlimmste, was einem Mann passieren kann? Eine Frau, die ihn zu gut kennt?“ „Ehrlich gesagt, ich fürchte mich von Minute zu Minute mehr vor dir.“
    „Du musst dich von mir fernhalten, ich bin eine Gefahr für dich. Am besten buche ich sogleich den Rückflug.“
    Er legte die Hand auf ihre und drückte sie sanft, aber fest. „Ich gehe keiner Gefahr aus dem Weg“, versicherte er feierlich. „Und du?“
    Sekundenlang zögerte Della. Sollte sie ihm verraten, dass sie noch nie zuvor in einer so großen Gefahr gewesen war wie jetzt, seit sie ihn kannte? „Ich auch nicht“, antwortete sie jedoch nur. „Gut, dann …“, begann er und machte eine bedeutungsvolle Pause.
    „Was wolltest du sagen?“
    „Dann sollten wir uns beeilen.“
    Lachend trank sie einen Schluck Kaffee.

In Pompeji wartete sein Team schon auf ihn, und die Mienen der Frauen in der Gruppe hellten sich bei seinem Anblick auf. Sie schenkten ihm ein strahlendes Lächeln.
    Wahrscheinlich ist es eine ganz normale Reaktion, einen so charmanten und liebenswerten jungen Mann anzulächeln, dachte Della verständnisvoll.
    Während er mit seinen Leuten redete, schlenderte sie auf das Museum zu und fand hier, was sie gesucht hatte: die Gipsabdrücke der Menschen, die beim Ausbruch des Vesuvs vor beinahe zweitausend Jahren unter dem Lavastrom begraben worden waren. Ihr besonderes Interesse galt einem Liebespaar. Es war herzergreifend zu sehen, wie der Mann und die Frau vergeblich die Hände nacheinander ausstreckten, um sich im Tod zu umarmen.
    „Sie waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt“, flüsterte sie.
    „Ja, sie hätten es beinahe geschafft“, sagte Carlo neben ihr.
    Sie hatte ihn nicht kommen gehört und fragte sich, ob er sie beobachtet hatte, während sie zwischen den Gipsfiguren umherwanderte.
    Sie seufzte. „Es ist so unendlich traurig, wenn man bedenkt, dass die Menschen von einer Minute auf die andere mitten aus ihrem alltäglichen Leben gerissen wurden. Alles blieb unvollendet.“ „Ja“, stimmte er ihr zu. „Deshalb ziehe ich das hier vor.“ Er führte sie zu einem anderen Schaukasten, wo die Nachbildungen eines Mannes und einer Frau zu sehen waren, die in inniger Umarmung das Ende erwarteten.
    „Sie haben gewusst, dass sie sterben mussten“, erklärte Carlo. „Aber sie hatten keine Angst, denn sie waren zusammen.“
    „Meinst du? Niemand kann genau wissen, ob sie Angst hatten oder nicht.“
    „Nein? Sieh sie dir doch an.“
    Della kam näher und betrachtete die beiden Figuren genauer. Es stimmte, die beiden Menschen waren so ineinander versunken, dass sie die ihnen entgegenströmende Lava gar nicht zu beachten schienen. Sie wirkten völlig entspannt, beinahe zufrieden.
    „Du hast recht“, gab sie zu. „Sie brauchten den Tod nicht zu fürchten, sie waren zusammen, und das machte sie glücklich.“
    Nach unglücklichen Erfahrungen mit Männern hatte sie es aufgegeben, an die ganz große Liebe zu glauben. Doch plötzlich wurde ihr bewusst, dass in ihrem Leben etwas fehlte.
    Später fuhren sie in dasselbe Fischerdorf wie am Tag zuvor. Dieses Mal herrschte Flut, und die Fischer waren in ihren Booten aufs Meer hinausgefahren. Carlo führte Della über den Markt mit dem bunten Treiben und den vielen Ständen, an denen frisches Fleisch, Käse, Gemüse und Blumen verkauft wurde. Auch die Stände mit den hübschen Blusen und Schals aus Seide fielen ihr auf.
    „Ich brauche einen Espresso“, erklärte Carlo schließlich und dirigierte Della in eine kleine Kaffeebar in einer Seitenstraße, wo er für sie beide bestellte.
    „So, nachdem ich dich gestern nicht habe zu Wort kommen lassen, erzählst du mir heute alles über dich. Ich weiß, dass du verheiratet warst …“
    „Ich habe mit sechzehn geheiratet, weil ich schwanger war“, unterbrach sie ihn. „Wir waren beide viel zu jung. Dass mein Exmann nach wenigen Monaten die Flucht ergriff, ist verständlich.“ „Nein, da bin ich anderer Meinung“, widersprach er. „Wenn man so einen
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