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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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sondern ein rauchiges dunkles Rot, das an die mühsam eingedämmten Feuer einer Hölle erinnerte.
    Seine Robe wölbte sich von künstlich verbreiterten Schultern fort und offenbarte ein Schuppenhemd mit zahlreichen goldenen Applikationen und einem breiten goldenen Kragen. Die Hände waren knochenweiß und umfaßten den Schaft einer Doppelaxt, die er sich zwischen die Beine gestellt hatte. Neben dem rechten Stiefel hockte ein schuppiges kleines Wesen mit Silberkragen; den linken Stiefel umfaßte ein halbnacktes Mädchen mit wehendem gelben Haar. Und dann schaute ich ihm ins Gesicht.
    Unpassenderweise trug er einen dicken braunen Bart – einen Schnurrbart –, um die Bleiche des Antlitzes zu dämpfen. Weiß wie frisch aufgetragene Kreide, war dieses Gesicht des Schreckens. Unter der papierdünnen Haut zeichnete sich deutlich die Knochenstruktur ab. Der lippenlose Mund enthielt eine Doppelreihe unmenschlicher Reißzähne, die von breiten Kiefern nach außen strebte. Nasenschlitze pulsierten gleichförmig über diesem gefährlichen Mund. Und die Augen! Nicht gänzlich schwarz, doch um so schwärzer wirkend, weil sie ein dunkelblaues Element enthielten, Augen, in denen überdies ein unheimlicher roter Schimmer stand, beherrschend, fordernd, die Augen eines Teufels ...
    Lautlos erhob sich der Stuhl vom Teppich und stieg ein Stück in die Luft.
    An der Erscheinung des Mannes war mehr, weitaus mehr; bei unserer ersten Begegnung hatte ich es eilig und nahm nur wahr, was ich eben beschrieben habe. Ich atmete tief durch und tat probeweise einen Schritt vorwärts.
    Aus der Mauer neben dem Stuhl löste sich ein Ding und kam in den Korridor. Es glitt durch die feste Wand, als sei sie eine gegenstandslose Wolke.
    Teuflisch geformt, dieses Wesen. Auf zwei schuppigen Beinen erhob es sich mit einem menschengroßen Torso, darauf ein flacher gedrungener Kopf mit Knochenrändern über den Augen. Gebannt war ich aber vor allem von den Gebilden, die vor diesem Wesen hin und her schwenkten. Anstelle von Armen besaß das Ungeheuer vier Tentakel, jedes von einem Pseudokopf gekrönt, einem knollenartigen Auswuchs, der außer einem reißzahnbewehrten Mund zwei Augen enthielt. Die Mäuler öffneten und schlossen sich, als das Ding sich auf mich stürzte; jeder Tentakelkopf versuchte sich wie aus eigenem Antrieb in mich zu verbeißen und Stücke meines Fleisches herauszureißen und dem Ding Nahrung in den Magen zu befördern. Seltsamerweise war das Wesen nicht von einem unerträglichen Gestank umgeben.
    Natürlich nicht – die Kreatur war eine Erscheinung, eine Illusion. Sie war geradewegs durch die feste Mauer getreten; sie mochte wirklich existieren, woran ich noch zweifelte. Aber auf keinen Fall befand sie sich vor mir in diesem Korridor.
    Von irgendwoher ertönte eine Stimme, die wie das Fauchen des Windes unter einer zugigen Tür klang.
    »Warte, Arzuriel!«
    Das schuppige Monstrum vor mir hielt inne, und die gierigen Mäuler bewegten sich in engen Mustern hin und her.
    Aus einem Dunst rauchig-roter Schwärze im hinteren Teil des Stuhls tauchten zwei weiße Arme auf. Es waren die rundlichen Arme einer Frau, deren plumpe Hände eine verwirrend gestaltete, massive helmartige Krone über den Kopf des Mannes hielten. Langsam neigten sich die Arme und setzten die Krone auf dem haarlosen Schädel ab.
    Der Helm zeigte mir viele Einzelheiten, und sie stellten ausnahmslos Entsetzen und Verzweiflung dar.
    Der Helm ragte hoch über der Stirn des Mannes auf und war größer als das ganze Gesicht. Die Krone wurde aus einer gekrümmten Reihe Dreizacke gebildet. Als Sichtblende war ein Barrakuda-Kopf in Gold nachgebildet worden. Silbrige Fischgesichter drängten sich in Reliefs um den Helm. Eine braune Schärpe war seitlich angebracht. Das vordere Mittelteil stellte einen gefährlich aussehenden Fischkopf dar, der die nadelscharfen Zähne bleckte, das Form gewordene Böse. Ein schneller erschrockener Blick konnte Verwirrung bringen – war dieses Geschöpf ein Mann mit einem fischkopfverzierten Helm oder ein Fisch mit einem Menschengesicht als Halsschmuck?
    Ich gebe zu, es war ein wenig beruhigend, daß ich den Kerl gesehen hatte, ehe ihm die rundlichen Frauenarme den Helm auf den kahlen Kopf setzten.
    Die Vision Pulvias, die mit blutbeflecktem Dolch durch diesen Korridor lief, bedrängte mich. Vielleicht hatte sie Komplizen. Dieses Ding vor mir, dieser Arzuriel, war nur eine Illusion. Ich sprang vor.
    Ein zahnbewehrtes Maul am Ende eines Tentakels
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