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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Caran hat durch seine Tat die Ehre und den Schutz verspielt, die seine Stellung ihm boten. Du hast vom Kolleg nichts zu befürchten.«
    Ich gebe zu, daß ich ehrlich erleichtert war. Es war riskant, sich in die Gesetze und Gebräuche anderer Menschen einzumischen. Bedenken Sie, was mir zuvor widerfahren war – dabei hatte ich einen Bewahrer nur mit ein paar scharfen Worten bedacht!
    Als eine Horde von Wächtern und Dienstboten hereinstürmte, hatte sich Kuong wieder ganz im Griff. Tongwan ließ ungebärdig seinen Speer hin und her fahren. »Diesmal war ich nicht langsam, bei Yakwang!«
    Ich lobte ihn wegen seiner Schnelligkeit. Dann schaute ich mich um und fragte: »Wo ist Llodi?«
    »Er bewacht die innere Haupttür«, antwortete Chiako der Bauch, dem es darum ging, bei diesen wichtigen Ereignissen seine Autorität klarzustellen. »Ich vernachlässige doch nicht meine Pflichten.«
    Etwa in diesem Augenblick wurde mir das Schrecknis bewußt.
    Ich sah klar.
    Ohne mir die Mühe zu machen, einen Ruf auszustoßen, und ohne ein erklärendes Wort stürmte ich so schnell wie möglich aus dem Zimmer. Ich wußte bereits, daß der Plan gelungen war und daß ich so blind war wie der dümmste aller Idioten.

20
     
     
    Blinder, hirnloser Narr! Onker, Onker aller Onker – ein Get-Onker war ich! Ich lief. Bei Zair, ich lief!
    Ich verzichtete sogar darauf, mein Gesicht von Drajak auf Chaadur zu verändern. Für solche Feinheiten blieb keine Zeit mehr, es war zu spät, mich vor San Hargon verstecken zu wollen. Die Zeit war verstrichen, und ich hatte mich wie ein ganz gewöhnlicher Grünschnabel verwirren lassen. Nun mußte ich auf meinem Weg zu San Tuong Mishuro eigentlich schneller sein als ein Armbrustpfeil – erfüllt von der lähmenden Erkenntnis, daß es längst zu spät sein mußte.
    Mishuros Tore waren nämlich unbewacht, weil seine Wächter in aller Eile seinem Freund, dem Trylon, zu Hilfe gekommen waren. Wie ein Verrückter stürmte ich hinein und durch die Villa; mein Ziel war die innere Tür, die von Llodi der Stimme bewacht wurde.
    Er lag auf dem Boden, die Hand in die Seite gepreßt. Dunkles Blut pulsierte zwischen seinen Fingern hervor und färbte die Teppiche auf dem Marmorboden.
    »Der San ...«, würgte er hervor. Er konnte kaum noch sprechen. Seine Augen funkelten. Er starrte zu mir auf, und sein Gesicht war verzerrt von der schrecklichen Erkenntnis der Dinge, die hier geschehen waren. »Pulvia ...«
    »Lieg still, Dom!« befahl ich und lief an ihm vorbei, ohne aus dem Rhythmus zu kommen. »Ich hole hinterher Hilfe.«
    Er ächzte gepreßt und ließ sich zurücksinken, und das dunkle Blut, die Folge von Pulvias verräterischem Dolchstich, tropfte ihm zwischen den Fingern hervor.
    Ich eilte weiter. Meine erste Reaktion auf den Namen Pulvia war richtig gewesen; er wirkte irgendwie zu schwergewichtig für ein keckes, dem Flirt zugeneigtes Mädchen. Nur lagen die Dinge hier umgekehrt. Das fröhliche Lockenmädchen war die Verkleidung, die Düsterkeit des Namens entsprach dem finsteren Verrat, der Llodi niedergestreckt hatte.
    Meine Beine huschten über die Teppiche und Fliesen. Llodis Zustand verriet mir, daß erst wenig Zeit vergangen sein konnte, seit Pulvia, den blutbefleckten Dolch schwenkend, durch diese Korridore gerannt war. Vielleicht mußte sie zuerst noch Türen öffnen, um Komplizen einzulassen, Stikitche-Kollegen. Ich atmete durch. Es gab vielleicht noch eine Möglichkeit, Mishuro zu erreichen, ehe man ihn umbrachte!
    An der nächsten Korridorecke stand ein runder Keramikkrug; ich hatte keinen Blick für seine Muster, sondern schnitt die Ecke und stieß das schöne Gefäß dabei um. Mit lautem Krachen zersprang der Krug auf dem Boden und verstreute seine Scherben in alle Richtungen.
    Der Aufprall hallte zwischen den Mauern hin und her und rahmte akustisch die Erscheinung, die plötzlich vor mir auftauchte und mich zu erwarten schien.
    Rutschend kam ich zum Stillstand.
    Ich atmete ruhig und gleichmäßig. Ich betrachtete den Mann, der auf einem fellbelegten Stuhl mit breiten Armlehnen und geschwungenen Beinen saß. Dieser Stuhl hüllte ihn mit Fellen und Schuppen ein, und Pfauenfedern schienen sich im nächsten Moment hin und her bewegen zu wollen, um den Gestank zu vertreiben, wie er ihn an dem Ort, wo er sich normalerweise aufhielt, gewohnt sein mußte. Neben den grünen und schwarzen Streifen an Stuhl und Kleidung war die vorherrschende Farbe rot – rot! Nicht das kecke alte Scharlachrot Strombors,
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