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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Slaptras und den alles lähmenden Geistern des Todesdschungels von Sichaz vorbeizukommen. Hier zeigte sich das harte, böse Gesicht dieser wunderbaren Welt, ein Gesicht, das manchmal so lange zu schlafen schien, daß man die Schrecknisse vergessen konnte. Irgendwann aber sprang das lauernde Tier wieder hervor und fauchte und schüttelte Blutstropfen von Reißzähnen, die bereits tief zugebissen und das strahlende Leben zerrissen hatten. Ich stand auf und versprach dem Ib des Toten, ihm Leute zu schicken, die für eine anständige Beerdigung sorgen würden. Dann ging ich weiter und meldete mich rufend bei den Wächtern, die mich schließlich durch die Pforte des Pancheen-Tors in die Stadt ließen.
    Das seltsame Drängen, das ich während des ganzen Rittes in mir gespürt hatte, ließ mich bei der Annäherung an Mishuros Villa eilen. Undenkbar, wenn der San während meiner Abwesenheit ermordet worden wäre! Im Laufschritt erreichte ich das Tor und sah, wie sich ein Bewaffneter von dem kleinen Wachhäuschen abwandte. Ich zerrte mein Schwert heraus.
    »Ach, Drajak – das brauchst du nicht. Es ist eine lange Wache, wenn man so allein ist und so. Pulvia leistet mir nur ein bißchen Gesellschaft.«
    Das Funkeln strahlender Augen im Mondlicht, das Blitzen von Zähnen, ein Schopf wallender schwarzer Locken – ja, diese Pulvia war schon eine angenehme Zerstreuung während einer langweiligen, ereignislosen Wache. Trotzdem ...
    Er schien meinen Gesichtsausdruck richtig zu deuten, denn er sagte hastig: »Ich weiß, ich weiß. Aber es tut sich ja nichts, seit Dame Mevancy fort ist. Es ist wirklich still und so.«
    Ich atmete auf, wußte ich doch, daß es mir nicht zustand, Llodi zu tadeln oder zu bestrafen. Er war ein guter Kamerad. »Ich wünsche dir Mildes Mondlicht«, sagte ich und ging zur Villa. ›Mildes Mondlicht‹ – dies ist einer der vielen kregischen Begriffe, wenn man jemandem einen guten Abend wünschen will.
    Die Dienstboten versicherten mir, daß San Mishuro sicher in seinem Bett liege.
    Ich überprüfte diese Information natürlich und fand, daß sie zutraf.
    Dennoch war ich nicht enttäuscht oder erleichtert. Der eilige Ritt durch die Wüste bei Mondschein, der blutrünstige Vorfall vor der Stadt, die vorübergehende, das Herz zusammenkrampfende Sorge, was aus Llodis Neckereien mit Pulvia hätte werden können ... und dann das Objekt aller dieser Sorgen wie ein Kind im Bett vorzufinden – all dies entfachte meine Sorge nur noch mehr. Meine Spannung stieg. Ich fühlte keine Erleichterung von der alles ergreifenden Erwartung der Gefahr. Meine Angst steigerte sich womöglich noch.
    Die nächsten zwei oder drei Tage vergingen, als liefe das Leben in völlig normalen Bahnen. Mishuro hieß mich ohne Umstände wieder in seinem Haushalt willkommen. Wir aßen und tranken, schliefen und gingen spazieren, spielten Jikaida und unterhielten uns über anspruchsvolle Themen – und dies alles, als wäre mit unserer Existenz alles in Ordnung. Gleichzeitig zerrte ein innerer Sturm der Besorgnis an meinen Nerven und drohte mich zu einem Wrack zu machen.
    Keine Nachricht von Mevancy.
    An einem Vormittag, da die Strahlung der Zwillingssonne von einem hohen dünnen Dunstschleier, der sich als Wolke ausgab, neblig gebrochen wurde, fragte mich Mishuro, ob ich ihn zur Villa von Oberherr Kuong begleiten wolle. Ich freute mich über die Abwechslung und erklärte mich einverstanden. Inmitten des seltsam bunten Lichts machten wir uns auf den Weg. Mishuro erzählte, daß Kuong Vang Talin, Trylon von Taranik, vor kurzem das Alter erreicht hatte, in dem es für angemessen gehalten wurde, daß er die Verwaltung seiner Besitzungen selbst in die Hand nahm. Als Paol-ur-bliem war er unter der Anleitung seines Bewahrers San Caran zum Mann herangewachsen. Ich gewann den Eindruck, daß Mishuro keine hohe Meinung von San Caran hatte. »Er hat noch zahlreiche Leben auf dieser sündigen Welt vor sich«, sagte Mishuro. »Nicht daß dies seine Strafe wäre. Kuong ist ein liebenswerter Bursche.«
    Trylon Kuong entpuppte sich tatsächlich als ein gutgelaunter, zugänglicher junger Mann. Er hatte einen klaren Blick und rötliche Wangen und volle Lippen. Ich konnte mir vorstellen, daß ihm die Herzen vieler Mädchen zufliegen würden. Er begrüßte uns zuvorkommend. San Tuong wollte eben das Gespräch eröffnen, als San Caran den Raum betrat.
    Also, wie soll ich ihn beschreiben?
    Wenn man einer Katze in der falschen Richtung über das Fell streicht, kann
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