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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka
Autoren: Karl May
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Perillo.“
    Da leuchteten die Augen des Riesen für einen Augenblick ganz eigentümlich auf, doch ließ er schnell die Lider sinken und meinte in demselben Ton wie vorher: „Mein Name ist schwerlich so berühmt wie der Ihrige. Ich heiße Hammer.“
    „Ist das ein deutscher Name?“
    „Ja.“
    „So sind Sie ein Deutscher?“
    „Allerdings.“
    „So halten Sie gefälligst den Mund, wenn es sich um hiesige Angelegenheiten handelt! Ich bin ein Porteño, verstanden?“
    Er sagte dieses Wort mit scharfer Betonung und blickte dem anderen dabei von oben herab stolz in das Gesicht. Porteños nennen sich die eingeborenen Bewohner des Landes im Gegensatz zu den Eingewanderten. Sie halten sich, doch ohne allen Grund, für besser als dieselben. Wenn der Espada glaubte, mit diesem Wort Eindruck zu machen, so hatte er sich geirrt, denn der Riese tat gar nicht, als ob er die Bedeutung desselben kenne. Darum fuhr der Espada in noch zornigerem Ton fort: „Sie haben mit Geringschätzung von mir gesprochen. Wollen Sie Ihren Ausdruck zurücknehmen?“
    „Nein. Ich habe gesagt, daß man einen Büffel nicht mit Worten tötet, und weil ich eben ein Deutscher bin, pflege ich stets zu wissen, was ich sage.“
    „Carracho! Das ist stark! Ich, der berühmteste Espada dieses Landes, soll mich von einem Deutschen verhöhnen lassen! Mann, wenn ich Sie nun vor meine Klinge fordre, was werden Sie da sagen?“
    „Nichts, gar nichts werde ich sagen, da es ja der Rede gar nicht wert ist“, antwortete Hammer, indem er sich auf seinem Stuhl behaglich zurücklehnte und dem Espada einen Blick zuwarf, welcher auf alles andere, aber nur nicht auf Furcht schließen ließ. Das erregte diesen noch mehr. Er trat mit vor Zorn funkelnden Augen noch einen halben Schritt näher, hob den Arm wie zum Schlage und rief: „Wie, Sie wollen mir die Beleidigung nicht abbitten und mir auch keine Genugtuung geben?“
    „Nein.“
    „Gut, so werde ich Sie als einen ehrlosen Feigling kennzeichnen. Hier haben Sie das!“
    Er wollte dem Deutschen mit der Faust in das Gesicht schlagen; dieser aber parierte den Hieb von unten herauf mit dem Arm, fuhr schnell empor, nahm den Espada bei den beiden Armen, drückte sie ihm an den Leib, hob ihn in die Höhe und warf ihn, als ob er ein federleichter Gegenstand sei, an die Wand, daß es krachte.
    Alle Gäste erhoben sich von ihren Sitzen, um zu sehen, was nun geschehen werde. Der Espada war, wie überhaupt alle Anwesenden, von denen keiner das Gewand der Pampa trug, auf französische Art gekleidet, und es stand also nicht zu erwarten, daß er eine Waffe bei sich tragen werde, doch griff er, nachdem er sich rasch aufgerafft hatte, unter den Rock, zog ein langes Gauchomesser hervor und drang wutbrüllend mit demselben auf den Deutschen ein. Dieser wich keinen Zoll zurück, sondern sah ihm mit scharfem Auge entgegen, packte ihn mit raschem Griff an dem das Messer hochhaltenden Arm und drückte ihm denselben so, daß er die Waffe mit einem Schmerzensschrei fallen ließ. Dann gebot er ihm in drohendem Ton: „Gib Ruhe, Antonio Perillo! Mir kommt man nicht in dieser Weise. Wir befinden uns in Buenos Aires, nicht aber in der Salina del Condor. Verstanden?“
    Bei diesen Worten nahm er seinen Gegner so scharf in das Auge, als ob er ihm in das innerste Herz blicken wolle. Perillo fuhr zurück und starrte den Sprecher erschrocken an. Er war bleich, sehr bleich geworden; sein Auge flimmerte in einem ungewissen Schein, und seine Stimme zitterte beinahe, als er antwortete: „Die Salina del Condor? Was ist's mit dieser? Ich kenne sie nicht.“
    „Du kennst sie nur zu gut; ich sehe es dir an.“
    „Ich bin nie, niemals dort gewesen. Was wollen Sie mit dem Namen dieses Ortes sagen?“
    „Ganz dasselbe, was du dir jetzt im stillen sagst, freilich ohne es laut werden zu lassen. Aber es wird laut werden, früher oder später; das versichere ich dir!“
    „Ich weiß nicht, was Sie reden und was Sie wollen. Ich mag mit Ihnen nichts zu tun haben.“
    „Dazu hast du allen Grund; also hüte dich davor, daß ich einmal mit dir zu tun bekomme, denn du würdest da schwerlich so gut davonkommen wie heute!“
    Er griff in die Tasche, warf, um das Genossene zu bezahlen, eine Anzahl von Papiertalern auf den Tisch, nahm den Hut vom Nagel und schritt der Türe zu, ohne daß jemand es wagte, ihn anzuhalten. Seit er nicht mehr auf dem Stuhl saß, sondern sich aufgerichtet hatte, sah jeder ein, daß mit diesem Goliath nicht gut anzubinden sei. Seine drei
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