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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka
Autoren: Karl May
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aus dem Schachtloch hervor, begleitet von einem Zischen wie von hundert Lokomotiven, worauf ein dumpfes Poltern folgte, wie von unter der Erde dahinpolternden Kegelkugeln. Hierauf wurde es still, aber der Rauch schoß noch fort aus dem Loch und hüllte das ganze hintere Tal in stinkende Wolken, welche keine Gestalt, keinen Gegenstand erkennen ließ. Desto deutlicher aber hörte man das Schmerzgebrüll der beiden noch immer sich am Boden windenden und wälzenden Menschen.
    Und der Vater Jaguar mit seinen Leuten?
    Er hatte mit ihnen, sie herbeiführend, eine Stelle erreicht, welche nur noch zehn Minuten von der Schlucht entfernt war, als ihm Anciano und der Inka entgegenkamen. Ersterer meldete: „Señor, es ist das ‚Spitze Messer‘, der Häuptling der Mojos, mit sieben Mann, ein sehr guter Freund von mir. Soll ich mit ihm reden?“
    „Ja; aber natürlich nur auf eine Weise, daß der Gambusino es nicht merkt.“
    „Der kann es weder sehen noch hören, denn er ist nach seiner Ankunft mit Perillo und den drei Gefangenen sofort in die Schlucht hinab.“
    „Meinst du, daß das ‚Spitze Messer‘ mit sich reden lassen wird?“
    „Ja. Ich bin überzeugt, daß er sofort zu uns übergeht, wenn er mich sieht und zudem erfährt, daß Sie bei mir sind.“
    „So lauf voran; wir kommen langsamer nach, damit du einige Worte mit ihm reden kannst, ehe er uns sieht.“
    Anciano eilte fort, und die anderen folgten ihm, fest überzeugt, heute gewiß zum Ziel zu gelangen. Noch ehe sie die Schlucht erreichten, kam ihnen der Alte wieder entgegen. Er führte den Häuptling der Mojos an der Hand und rief dem Vater Jaguar zu: „Hier ist er, Señor, hier ist er. Er freut sich, den berühmten Vater Jaguar, den er noch nie gesehen hat, kennenzulernen, und will sich gern auf unsere Seite schlagen.“
    „Hast du nur die sieben Mann bei dir?“ fragte Hammer den Häuptling.
    „Ja, Señor.“
    „Die zwei kleinen Gefangenen kennen wir. Wer ist der dritte?“
    „Ein reicher Señor aus Lima, welcher Engelhardt heißt und Bankier ist.“
    „Mein Vater, mein Vater!“ schrie da Anton auf, indem er von seinem Maultier sprang. „Aber es ist nicht möglich. Warum könnte er herübergekommen sein?“
    „Um seinen Sohn in Buenos Aires zu sehen.“
    „So ist er's doch; er ist's! Hinab, ihn zu erretten!“
    Sein Gewehr schwingend, eilte er der Schlucht zu und war gleich darauf am Rand derselben verschwunden. Die anderen wollten ihm nach, doch der Vater Jaguar gebot: „Halt! Nicht alle hier hinab. Sechs Mann reiten um die Schlucht und stellen sich jenseits auf, damit da drüben niemand entkommen kann.“
    Daraufhin galoppierten sechs Reiter fort. Die übrigen ließen sich aber nun nicht länger halten; sie sprangen aus den Sätteln und kletterten, Hammer und die Indianer mit ihnen, so schnell wie möglich in die Schlucht hinab. Noch waren sie nicht unten, so sahen sie zwei brennende Gestalten aus der Stollenöffnung kommen; sie hörten deren Gebrüll und darauf mehrere Explosionen.
    „Die Hunde haben den Schatz entdeckt und das Feuer angezündet“, rief der Vater Jaguar ergrimmt. „Jetzt ist der Schatz verloren!“
    Alle rannten, so schnell sie konnten, nach dem von Rauch erfüllten hinteren Teil der Schlucht, ihnen voran Anton und der Inka, der ihm am schnellsten gefolgt war. Die beiden Knaben sahen die Gefangenen liegen und sprangen zu ihnen hin.
    „Mein Vater, mein Vater!“ rief Anton, indem er sich neben seinem Vater niederwarf, um ihn zu umarmen und zu küssen und dann seine Fesseln zu durchschneiden.
    Niemand hatte ein Auge für diese Begrüßungsszene, denn die Blicke aller waren auf die hintere Felsenwand gerichtet, an welcher zwei Gestalten mühsam und unter vor Schmerz zuckenden Bewegungen emporklimmten. Der Gambusino und Perillo waren es. Sie hatten die Nahenden bemerkt und trotz ihrer halb verbrannten Leiber an die Flucht gedacht, welche nur nach dieser Richtung möglich zu sein schien. Aber da erschienen jetzt die sechs Reiter oben, und der Vater Jaguar rief befriedigt: „Haltet ein! Laßt die Schurken immer steigen! Sie werden oben in Empfang genommen.“
    Er wandte sich zu den Gefangenen, um zunächst Engelhardt zu begrüßen und dann die beiden Kleinen im Ton des Zornes zu fragen: „Welcher Teufel hat Sie uns denn abermals nachgeschickt? Konnten Sie es denn selbst bei Ihrem Riesentier nicht aushalten?“
    „Nein“, antwortete der allezeit fertige Fritze. „Der Riesenspitzbube, den wir fangen wollten, war noch viel
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