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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit
Autoren: Manfred Weinland
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Wachsamkeit erhöhe, stelle ich nach dem Vorbild meines ersten rundum gelungenen Maschinenwesens noch insgesamt drei weitere her.
    So sind wir also zu fünft, als fast ein halbes Jahr nach meinem Einzug in Campeche eine bizarre Schlacht entbrennt.
    ***
    Ich streune einmal mehr durch die zerfallene Stadt, als mich ein Alarm aus meiner Basis erreicht.
    »Schlangenmenschen, Herr!«
    Mehr als dieses vereinbarten Codes, der in Kopfhöhe aus dem Lautsprecher meines Exoskeletts dringt, bedarf es nicht.
    Und auch nicht mehr als die Erwiderung: »Wir kommen!«
    Die Roboter sind instruiert. Ich habe sie innerhalb des Gebäudes postiert, um den wertvollsten Raum, den Keller, mit allen Mitteln gegen Unbefugte zu verteidigen.
    Mit das Beste an den Maschinenmenschen ist, dass ihr Verstand so wenig anfechtbar ist wie der meine. An ihnen werden sich die Reptilien im wahrsten Wortsinn die Zähne ausbeißen. Und ihre menschlichen Krieger ebenso.
    Letzteres hoffe ich zumindest, wobei ich mir keine Illusionen mache: Ein gut geführter Keulenhieb aus nächster Nähe wird auch meinen eisernen Vasallen den Rest geben. Gegen solche Gewalt sind sie nur unzureichend geschützt; Erschütterungen sind nur bis zu einem gewissen Grad tolerierbar.
    Noch während ich zum Bunker hetze, wie ich den Keller nenne, mache ich mir die Schwachstellen meiner Soldaten bewusst und denke über geeignete Maßnahmen nach, um sie zu beheben. Besser, ich hätte es schon früher getan. Nun mag sich das Versäumnis rächen.
    Mein Exoskelett trägt mich durch halb überwucherte Straßen. Schwärme von Vögeln werden aufgescheucht. Kleines und großes Getier, das mein Anblick erschreckt.
    Eigentlich kommt jemand wie ich in ihren Feindbildern nicht vor; aber seit ich hier lebe, mache ich hin und wieder Jagd auf sie. Für meinen eigenen Bedarf und für den meiner geschuppten Lebensgaranten...
    Da! Vor mir tauchen die Umrisse des halb eingestürzten Gebäudes auf, um das sich alles dreht: mein Interesse ebenso wie das der Schlangenmenschen!
    Schon von weitem frage ich mich, wie viele es diesmal sein mögen, denn rings um mein Quartier herrscht Bewegung, als hätten die Trümmer selbst ein Eigenleben entwickelt.
    Ich erkenne meinen Irrtum und korrigiere mich: Nicht die Steine bewegen sich, sondern Gestalten, die keine Menschen sind, sondern...
    Ich finde keine Worte dafür. Es sind Mischwesen aus... aus Hund und Schwein, aus Riesenschildkröte und Hai, aus...
    Ich traue meinen Augen nicht. Ich habe die eine oder andere Monstrosität gesehen, seit ich hier bin, aber niemals in dieser Massierung, niemals in solch aggressiven Erscheinungsformen!
    Dann sehe ich, dass auch diese Kreaturen Schlangen an sich tragen. Wo immer es möglich war, haben sich die geflügelten Reptilien mit der Meute verbunden, die dabei ist, meinen Unterschlupf zu stürmen. Mitunter rennen die Bestien auch ohne direktes Anhängsel auf das Gebäude zu – aber dann sehe ich unmittelbar über ihnen eine gefiederte Schlange dahinfliegen.
    Über Funk instruiere ich meine Prototypen neu. Sie können jetzt über ihre ursprüngliche Programmierung hinausgehen. Sie können den Bunker verlassen und den Angreifern entgegen marschieren. Drei von ihnen zumindest; einen belasse ich zur Absicherung im Keller.
    Und dann bin ich mitten im Getümmel.
    Indios, Hundschweine, Haikröten... was immer die Schlangen in Bewegung gesetzt haben, was immer sie aufbieten – es macht auf mich schon fast den Eindruck einer Verzweiflungstat. So viel Biomasse mobilisieren sie, um eines einzigen Menschen habhaft zu werden?
    Mehr Motivation brauche ich nicht.
    Die Waffe, die sie – zu Recht – am meisten fürchten, blitzt in meiner Rechten auf, während ich im Exoskelett ihre Phalanx sprenge. Ich laufe so entschlossen auf sie zu, dass sie sich wie ein Strom vor mir teilen, der gegen eine Klippe trifft.
    Blitz um Blitz verlässt meinen Energiewerfer. Die ersten Angreifer fallen.
    Aus dem Gebäude drängen jetzt meine Roboter. Sie sorgen für endgültige Verwirrung. Und die Schlangen erweisen sich als lausige Strategen.
    Sie haben meinen neuen Unterschlupf ermittelt, haben mich wahrscheinlich seit geraumer Zeit beobachtet. Und dachten wohl, als ich heute fortging, mein Heim bliebe unbewacht zurück.
    Nicht umsonst habe ich beim Bau meiner Roboter streng darauf geachtet, sie niemals außerhalb des Gebäudes und im Blickfeld der Schlangen agieren zu lassen. Die Reptilien leben abgeschottet in einem Bereich, den ich nur aufsuche, wenn
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