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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit
Autoren: Manfred Weinland
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ihn jemand fände, was hätte er davon? Den Schlüssel, um ihn zu aktivieren, trägt Matt an einer Kette um den Hals. Wer weiß, vielleicht wird das Magtron tatsächlich das Los der Toten teilen und hier seine ewige Ruhe finden...
    Als Rulfan sich umdrehte, zuckte er leicht zusammen. Jemand war unbemerkt auf das Gräberfeld getreten und stand am Rand des Innenhofs.
    »Patric!«, rief Rulfan. »Ich hatte dich nicht bemerkt.«
    Patric Pancis löste sich von der Mauer und hob entschuldigend die Hand. »Ich wollte dich nicht stören bei deiner Andacht.«
    Rulfan schnitt eine Grimasse. »Wie lange bist du schon da?«
    »Nicht lange.« Der Ex-Techno in König Stuarts Diensten, den es ab und zu in den »Hort des Wissens« verschlug, blickte Rulfan unverwandt an. »Wer ist der Tote?«
    »Ein Freund«, sagte Rulfan, »dem ich viel zu verdanken habe. Ohne ihn... gäbe es mich nicht mehr.« Uns alle nicht , fügte er in Gedanken hinzu.
    »Magnus Tron... ein ungewöhnlicher Name. Darf ich mehr über ihn erfahren?«
    »Vielleicht ein andermal. Ich wollte jetzt nach Aruula sehen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Wenn du willst, begleite mich. Sie hat sicher nichts dagegen.«
    Patric Pancis nickte, und wenig später betraten sie den Raum, den Rulfan der Kriegerin der Dreizehn Inseln überlassen hatte.
    Aruula führte, auf einem Teppich sitzend, gewissenhaft Kraft- und Dehnübungen aus. Rulfan fragte sich, wann sie einmal nicht trainierte.
    Die Frau, die vor kurzem ihm und seiner geliebten Familie das Leben gerettet hatte und dabei selbst so schwer verletzt worden war, dass sie bis heute unter Lähmungserscheinungen litt, machte Fortschritte. Aber die gingen ihr nicht schnell genug.
    »Wir wollten wissen, wie es dir geht«, sagte Rulfan zur Begrüßung.
    Ein Schatten legte sich über Aruulas Miene. »Wie soll es einem Krüppel schon gehen?«
    Der ehemalige Techno legte seine ganze aufrichtige Empörung in seine Erwiderung: »Aber du bist doch kein Krüppel! Wie kannst du nur so denken?«
    »Ich fühle mich eben so.« Sie senkte den Kopf. »Bevor ich nicht wieder vollständig genesen bin, kann ich nicht zu meinem Volk zurückkehren. Dabei braucht es mich so dringend.«
    Pancis sah die Kriegerin schweigend an, ehe er sagte: »Ich hätte da eine Idee, Aruula. Was hältst du von einer Art... Gerüst, ein Korsett im weitesten Sinn, das aber mit Motoren versehen ist, die deine Muskelkraft ergänzen. Mit so einer technischen Hilfe könntest du –«
    » Raus! Sofort!«
    Aruulas Augen funkelten, als hätte der Ex-Techno ihr vorgeschlagen, ihren Glauben an Wudan abzulegen und stattdessen eine von Pancis’ Maschinen anzubeten. Ihr Blick huschte zu ihrem Langschwert, das nahe genug abgelegt war, um es in Sekundenschnelle zu erreichen.
    »Komm«, sagte Rulfan ruhig, fasste den Ex-Techno am Arm und lenkte ihn aus dem Raum. »Vielleicht reden wir später noch mal darüber.«
    »Vergiss es!«, rief Aruula ihm hinterher. »Ich schaffe das aus eigener Kraft, ohne eure verfluchte Tekknik!«
    Als sie die Tür hinter sich schlossen, prallte von innen etwas lärmend dagegen.
    »Sie hat nach uns geworfen...« Patric Pancis war ganz aufgelöst. »Dabei wollte ich doch nur helfen.«
    Rulfan sagte nichts dazu. Irgendwie konnte er die Kriegerin auch verstehen. Und er war sich sicher, dass sie es aus eigener Kraft schaffen würde. Irgendwann – und hoffentlich, bevor sie an sich selbst verzweifelte.

Epilog
    Eine Schlucht, 30 km vor Campeche, Spätsommer 2522
    Wieder einmal war er auf der Flucht. Nicht vor Feinden, sondern vor seinesgleichen. Vor ihrem Spott, ihren Demütigungen. Seit jenem Tag, an dem sich wie Welt in ein Zerrbild ihrer selbst verwandelt hatte, war auch der Stamm betroffen; aber ihn hatte es am Schlimmsten erwischt. Mit seinen langgezogenen Gliedmaßen und dem so breiten wie spitzen Kopf sah er aus wie die Parodie eines Faultiers. Nur dass er Begriffe wie »Parodie« nicht mehr hätte formulieren können, denn auch sein Gehirn – wie das aller Verzerrten – war in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Plötzlich verhielt »Faultier« im Schritt. Er traute seinen Augen nicht.
    Dort vor ihm lag, nur wenige Schritte entfernt, ein... Teddy ? Er war sich nicht ganz sicher, aber das Wort tauchte in seinem Kopf auf und er nahm es dankbar an. So wie er das kleiner blaue Stofftier mit dem weißen Bauch und der altrosa Schnauze liebevoll an sich nahm. Er lag da, als hätte jemand gewollt, dass er ihn fand.
    Faultier grinste und wickelte verträumt seine
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