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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit
Autoren: Manfred Weinland
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Schwärmer auf Beutezug sind, erweitere ich permanent den »Torbrecher« und verwerte, was ich bislang angesammelt habe. Das allmählich Form annehmende, die Pyramidenspitze kugelförmig umschließende Gebilde könnte man als Zeitphasen-Phalanx bezeichnen.
    Vom Prinzip her ist die Phalanx relativ einfach konstruiert: Alle Waffen, die sich innerhalb der Kugel befinden, sind auf die Mauer aus manipulierter Zeit und lebendem Stein ausgerichtet. Das Einzige, was noch nicht stimmt, ist die Abstrahlleistung. Um genügend Energie zu erzielen, muss mir eine Kraftquelle in die Hände fallen, die ausreicht, die temporäre Phase zu verschieben und an meine hiesige Zeit anzugleichen.
    Vermutlich könnte man mit der Energiemenge, von der ich spreche, ein Raumschiff von der Größe eines Berges aus dem Schwerefeld der Erde lösen.
    Während meine Roboter also ihre Raubzüge immer mehr perfektionieren, plane ich einen speziellen, autarken Einsatz für AV-01; einen, der echte Eigeninitiative, eigene Gedankengänge erfordern wird.
    Fremde sind hier in der Gegend aufgetaucht; junge Menschen, die sich vielleicht als nützlich erweisen können...
    ***
    Zwischenspiel – Spätsommer 2522
    In Brainless Kids Gehirn tobte der Bär. Das Kiff musste schlecht gewesen sein, verdorben. So eine Scheiße zieh ich mir nicht noch mal rein, so eine Scheiße nicht! Er nahm sein Pfeifchen aus dem Mund und betrachtete es angeekelt.
    Sein Teddy Paul leuchtete blau, seit der Roboter ihn optimiert hatte. Genauso blau wie die Augen des Blechmanns hinter dessen Geiermaske. Derselbe Blechmann, hinter dem plötzlich alle seine Freunde herliefen, nachdem er gesagt hatte: »Ich bringe euch zur Pyramide!« [3]
    Welche Pyramide, zum Henker? Und wieso machte er, Paulie, überhaupt dabei mit? Der Typ hatte Paul so eine Art Diamant in den Plüschschädel gestopft. Seitdem strahlte er, als würden besoffene Glühwürmchen darin wohnen. Er sah das Leuchten noch durch den Stoff seiner Jacke hindurch, unter der er Paul verborgen hatte.
    Besoffene Glühwürmchen! Brainless Kid kicherte. Was für’n Joke! Besoffen wie blau!
    » Hey!«, versuchte er, die anderen und sich selbst zu stoppen – oder wenigstens mal zum Nachdenken zu bringen. »Was is mit den Maschinen?«
    Er meinte die Trikes. Warum ließen sie die coolen Fahrzeuge einfach stehen und latschten stattdessen zu Fuß hinter der Geierfresse her?
    Erst als der Roboter stehen blieb, kamen auch seine Kumpels zum Halten. Der Blechmann, aus dessen Augenschlitzen es blau leuchtete, wandte sich zu ihm um und sagte laut vernehmlich: »Der Große Herr will, dass ihr erst einen Test besteht, bevor wir zur Pyramide gehen. Der Test beginnt sofort.«
    »Was meinst’n damit?«, lallte Trashcan Kid, dem jedes Wort merklich schwerfiel.
    »Hey, Trashie!«, rief Brainless. »Ich dacht schon, du würdest gar nicht mehr die Klappe aufkriegen. Was is’n hier los? Wir können doch nicht einfach so tun und machen, was ein dahergelaufener –«
    Irgendwas stolperte in seinem Kopf. Ein Gedanke vielleicht nur, obwohl es sich anfühlte, als würde plötzlich sein Gehirn hin- und herschwingen und dabei immer wieder gegen den Schädelknochen knallen.
    Er schluckte. Ihm wurde ganz schwindlig. Für einen Moment war er ganz woanders... zumindest glaubte er das. Die anderen waren noch bei ihm. Bis auf Paul. Komischerweise waren ausgerechnet sein Teddy und der Roboter verschwunden. Und seine Freunde waren voll auf Aggro, als hätte Brainless ihnen was getan. Wo hatte Trashie die beschissene Knarre her? Und wieso – scheiße, scheiße, scheiße! – zielte er damit auf seinen alten Kumpel?
    Brainless schüttelte sich.
    Irgendwie brachte ihn das zur Besinnung. Er war immer noch dort, wo der Roboter sie aufgefordert hatte, ihm zur Pyramide zu folgen. Und der Blechmann stand wieder bei ihnen.
    Paul war auch wieder da, wie Brainless an dem blauen Leuchten unter seiner Jacke erkannte. Er blinzelte.
    Der Diamant ist schuld! Irgendwas in Brainless’ Hirn schaltete auf eine Klarheit und Schärfe, die er von sich selbst seit einer halben Ewigkeit nicht mehr kannte. Vielleicht war er sogar in seinem ganzen Leben noch nie so wach und klar gewesen wie in diesem Moment.
    Der Diamant, den der Blechmann Paul in den Schädel gestopft hatte... das Ding war an allem schuld! Daran, wie sich seine Kumpels plötzlich neben ihm verhielten. Wie sie starr und steif wurden, als wären sie die Puppen.
    Warum eigentlich war er selbst nicht davon betroffen? Wegen dem
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