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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt
Autoren: Jo Zybell
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Kid begriff nicht einmal die Hälfte; nur dass Schnaps nötig war, um die Maschinen anzutreiben. Hochprozentiger Schnaps.
    »Ich seid ja wirklich tolle Kerle«, schmeichelte Loola. »Wenn ihr sogar schon unten in Brasilia wart, dann habt ihr sicher eine Menge gesehen.« Hatten sie, und der Präsident erzählte wieder. Von Urwäldern, von wilden Tieren, von Bunkern und Technos. Inzwischen war natürlich auch Trashcan Kid am Fuhrpark angelangt. Er tat, als würde er die Maschinen bewundern. Der Präsident schien ihn nicht wahrzunehmen.
    »Und wenn ihr nach Technos sucht«, sagte der Trex-Mex-Präsident mit schwerer Zunge, »oder nach Leuten eben, die was von Tekknik verstehen, dann müsst ihr einfach noch ’ne Tagesreise weit nach Süden hinunter segeln. Da steht ’ne Pyramide, die den Technos gehören muss. Komische Gegend; wir haben lieber einen Bogen um sie gemacht.«
    »Woher wisst ihr dann, dass dort Technos herrschen?«, bohrte Loola. »Und wieso macht ihr einen Bogen um die Gegend? Nach dem EMP funktioniert bei den denen doch gar nichts mehr.«
    »Die Gegend gefiel uns nicht, sag ich doch.« Der Trex-Mex-Präsident zuckte die breiten Schultern. »Ist alles … verzerrt da unten, im weiten Umkreis um die Pyramide. Und es sollen eine Menge Roboter da herumlaufen, haben die Leute gesagt, die dort wohnen. Jedenfalls vor diesem EPM.«
    »EMP«, korrigierte Loola. »Was meinst du mit ›verzerrt‹?«
    »Na, alles ist eben … verzerrt.« Der Präsident suchte nach Worten. »Die Bäume, die Tiere, die Felsen, alles eben. Als hätte es einer in die Länge gezogen.«
    »Du machst Witze.«
    Er hob abermals die Schultern. »Glaub’s mir oder glaub’s mir nicht. Muss man gesehen haben, um es zu glauben.«
    Trashcan Kid tat nun nicht mehr, als würde er die Maschinen bewundern. Aufrecht und mit in die Hüften gestemmten Fäusten stand er da und hörte sich an, was der Trex-Mex-Präsident zu erzählen hatte. Der entdeckte ihn endlich, blinzelte durch die Dunkelheit und rief: »Was gibt hier zu gaffen, Blondhemdchen?«
    Hübscher Name für Trashcan Kid, fand Brainless Kid. Blondhemdchen.
    Er dachte darüber nach. Schon klar: Trashie hatte blondes, nach allen Seiten abstehendes Haar. Aber wieso Hemd? Trashie trug doch einen gesteppten Lederharnisch, und wenn es kühl wurde, so wie heute Abend, einen alten Taratzenfellmantel darüber.
    »Kapiert, Hemdchen?« Die polternde Stimme des Maschinenkerls riss Brainless Kid aus seinem konzentrierten Gedankengang. Er richtete sich auf und sah hinüber zu den Dreien. »Verpiss dich, los! Geh zum Feuer und wärm dich!« Der Trex-Mex-Präsident langte nach Loola. »Die Perle und ich wollen noch was erleben heute Nacht!« Er zog Loola an sich und begrapschte ihre Brüste. »Hab ich nicht recht, Süße? Sag schon!«
    Brainless Kid sah, wie Loola ganz steif wurde, und er hörte, wie Trashcan Kid sagte: »Nimm deine Pfoten weg, Mann!«
    »Was muss ich da hören?« Der Trex-Mex-Präsident sprach sehr leise auf einmal; Brainless Kid bekam eine Gänsehaut. »Sag das noch mal, Blondhemdchen!« Er ließ von Loola ab, stand auf, packte Trashcan Kid mit der Linken und hob die rechte Faust.
    Brainless Kid zog an Pauls Kordel. Als er sie wieder losließ, sagte Paul: »Oso de peluche tiene hambre!« – » Teddy hat Hunger!«
    Von der spanischen Stimme abgelenkt, fuhr der Trex-Mex-Präsident herum, und dann ging es eigentlich sehr schnell: Trashcan Kid zog das Knie hoch, der Trex-Mex-Präsident krümmte sich laut stöhnend zusammen, Loola rammte ihm den Ellenbogen gegen die Schläfe und Trashcan Kid zog noch einmal das Knie hoch. Dann lag der Kerl auch schon im Sand neben seiner Maschine und machte keinen Mucks mehr.
    Sauber , dachte Brainless Kid und ließ Paul schnell wieder in der Manteltasche verschwinden.
    Leider hatte der Trex-Mex-Präsident ziemlich laut gestöhnt, als Trashcan Kids Knie ihn dort traf, wo kein Mann getroffen werden will, und am Feuer hörten sie jetzt auf zu tanzen, spähten zum Fuhrpark herüber und begannen nach ihrem Anführer zu rufen.
    Der antwortete natürlich nicht. Konnte er ja nicht mehr.
    ***
    Frühling 2528
    Auch die kleinste Spur von Liebeslust war Matthew Drax vergangen. Der Dschungel schien den Atem anzuhalten und in seinen Ohren rauschte es. Raubtier und Mann beäugten einander. Gleich würde der zum Monstrum verzerrte Jaguar springen. Verzerrt oder nicht: Matt zweifelte nicht daran, dass die Bestie hochgefährlich war; und sie machte einen reichlich
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