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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium
Autoren: Mia Zorn
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nur die Station, sondern auch einen Teil des Forts selbst zerstört. Egal; besser dieses Ziel als gar keines.
    Grao’sil’aana hatte genug gesehen. Er machte sich an den Abstieg. Der Turm, so das Ergebnis seiner Analyse, stand nicht nur im Zentrum des verlassenen Forts, er musste auch seine organisatorische Mitte gewesen sein: Kommunikations-, Befehls- und Überwachungszentrale in einem. Also war es wahrscheinlich, dass es im Fundament des Turms irgendwelche Sicherheitsräume einer Führungscrew gab.
    Im Gebäude unter dem Turm angekommen, durchsuchte der Daa’mure Raum für Raum: Kombüsen, Schlafkammern, Büros, Überwachungsräume mit Monitorwänden. Auf einen Schutzraum traf er erst im unterirdischen Bereich des Gebäudes. Doch der war genauso leer und verlassen, wie alle anderen Einrichtungen des Forts.
    Durch eine unter dem Holzboden verborgene Falltür gelangte er in einen Schacht und über diesen in einen dunklen Raum. Es dauerte, bis Grao’sil’aana es schaffte, einen Lichtschalter zu finden, und als flirrendes Dämmerlicht aus verblendeten Wandröhren endlich den quadratischen Raum notdürftig erhellte, schien dem Daa’muren das Fort doch keine ganz so große Enttäuschung mehr zu sein.
    Ein Waffenarsenal!
    Faustfeuerwaffen, Gewehre, mobile Granatwerfer – alles, woraus Primärrassenvertreter zu schießen pflegten, gab es hier unten. Und das Beste daran: Für beinahe alle Waffen fand sich auch passende Munition. Die meiste für ein kurzläufiges und ein wenig klobiges Schnellfeuergewehr. Aus diesem Grund entschied sich Grao’sil’aana für genau diese Waffe.
    Dass man die Ausrüstung zurückgelassen hatte, konnte nur bedeuten, dass man das Fort Hals über Kopf evakuiert hatte. Die Nutzlast des Aufzugs war allein für die Bewohner reserviert worden, um sie so rasch wie möglich an die Oberfläche zu schaffen.
    Was bei Sol’daa’muran war hier passiert?
    An ihrem Kunststoffband hängte er sich die Waffe um die Schulter. Drei mit Munition gespickte Gurte schnallte er sich um die Hüften und kreuzweise über Brust und Rücken. Auch eine Stablampe und ein Allzweckmesser mit langer Klinge nahm er mit. Derart ausgerüstet verließ er das Fort.
    Im Wald nahm er das Schnellfeuergewehr von der Schulter, zielte auf einen mannsdicken Baum und drückte ab. Fünf Geschosse schlugen in den Stamm ein. Der Schusslärm hallte durch die Hohlwelt, während der Baum zur Seite kippte.
    Die Waffe funktionierte, wenigstens das.
    Grao’sil’aana machte sich auf den Weg zum Hügel, um das Fort auf seiner Kuppe und die Aufzugsstation zu erkunden. Die Entfernungen waren ja nicht groß hier unten.
    Ständig sah der Daa’mure sich um. Das Gefühl, beobachtet zu werden, wollte einfach nicht weichen. Der Dschungel lichtete sich, je näher er dem Hügel kam. Grao’sil’aana durchquerte eine verwilderte Obstplantage und ein verwüstetes Getreidefeld. Zerwühlter Boden an vielen Stellen, da und dort sah er tiefe Furchen und niedergedrückte Ähren. Kämpfe hatten hier stattgefunden.
    Er marschierte den Hügel hinauf. Das gespenstische Licht war allgegenwärtig. Es ging kaum ein Windhauch in dieser Welt. Vogelschwärme flatterten auf, hinter ihm im Dschungel schrien irgendwelche Tiere. Primärrassenvertreter sah er nirgends.
    Der Daa’mure fühlte sich einsam, und dieses Empfinden steigerte sich noch, als er den Palisadenwall hinter sich ließ und durch die Fahrwege und Gassen des Forts streifte. Es war ganz und gar verlassen; niemand lebte hier mehr.
    Im Zentrum sah er, was er zu sehen erwartet hatte: zertrümmerte Häuser, einen Trichter wie von einem Bombeneinschlag, einige Metallfetzen von der Aufzugsgondel, in der er beinahe umgekommen wäre, und eine vom Aufschlag geradezu pulverisierte Aufzugsstation.
    Ein Fluggerät fand er nirgends.
    Niedergeschlagen machte er kehrt und verließ den verwüsteten Gebäudekomplex. Er sehnte sich nach den Magma-Ozeanen von Daa’mur.
    Zwei Stunden später hatte er auch das dritte Fort durchsucht. Eine weitere Geisterstätte. Was nun? Vom Wehrgang der Palisade aus spähte Grao’sil’aana zum letzten Fort hinüber. Es wirkte fast wie ein Komplex aus Fabrikhallen. Doch auch dort war kein Anzeichen von Leben zu entdecken, keine Bewegung, kein Licht. Also beschloss der Daa’mure, sich den Marsch dorthin zu schenken.
    Er spähte zu den Wänden, die jenseits des Dschungels zu allen Seiten in die Höhe stiegen – die Begrenzung des Sanktuariums. Das Gefühl der Enge machte ihm das Atmen
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