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323 - Die Hölle auf Erden

323 - Die Hölle auf Erden

Titel: 323 - Die Hölle auf Erden
Autoren: Manfred Weinland
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kommen schien.
    Matt tippte auf Feuerschein.
    »Könnte Grao dahinterstecken?«, fragte Xij.
    »Um auf sich aufmerksam zu machen?« Matt schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Zu weit weg. Außerdem: Wäre er noch so mobil, würde er längst nach uns suchen.«
    »Wo Feuer ist, dürften auch Menschen sein«, sagte Xij. »Und wo Menschen sind, lauert Ärger.«
    »Du klingst wie ein Philosoph.«
    »War ich ja auch. Ist nur schon ein paar Leben her.« Sie grinste kurz. »Also, wie geht’s weiter?«
    »Da Grao uns offenbar nicht hören kann, wird es das Vernünftigste sein, mit der weiteren Suche bis zum Anbruch des Tages zu warten. Bei Licht sehen wir hoffentlich klarer.«
    »Oder wir nutzen die Zeit und schauen mal nach, was es mit dem Feuer auf sich hat«, warf Xij ein. »Vielleicht finden wir ja jemanden, der uns freundlich gesinnt ist und uns seine Hilfe anbietet.«
    »Oder uns mit seiner Keule die Schädel zertrümmert.«
    »Was wäre das Leben ohne Risiko?«, konterte Xij.
    Matt verzog das Gesicht, stimmte ihr aber zu: Sie konnten die Zeit bis zum Sonnenaufgang tatsächlich besser nutzen, als sich hier zwischen dem Geröll zu verkriechen. Vor allem wollte er wissen, wohin es sie verschlagen hatte.
    »Okay, dann los. Aber vorsichtig!«
    Sie waren noch keine zehn Schritte gegangen, als Xij leise kicherte.
    »Was?«, fragte Matt.
    »Ich stell mir gerade vor, wie wir einen Neandertaler darum bitten, uns beim Ausgraben eines Zeitportals zu helfen – und bei der Suche nach einem verschütteten Echsenwesen.«
    »Kommt ganz drauf an.«
    Sie schaute ihn ratlos an. »Worauf?«
    »Ob unsere Translatoren«, Matt tippte sich an den Nacken, »Neandertalisch beherrschen. Ansonsten wird er uns wohl doch eher die Schädel zertrümmern...«

2.
    Genauso warnungslos, wie der Eisensturm aufgezogen war, flaute er auch wieder ab.
    Es dauerte aber noch zwei volle Tage, bis Mahó sich ins Freie wagte.
    »Es ist Nacht, mein Kind«, warnte ihre Mutter. »Du sollst doch nicht im Dunkeln draußen herumstreunen. Wann wirst du endlich auf die hören, die es gut mit dir meinen? Eines Tages wird dir ein Unglück geschehen, das spüre ich. Warte bis zum Morgen. Du wirst dich verlaufen, stürzen... Es kann so vieles passieren.«
    Lächelnd nahm Mahó den Korb und huschte durch die Tür.
    »Was sollen wir nur mit ihr machen?«, seufzte die Frau. »Ich kann sie doch nicht anbinden.«
    »Aber einsperren«, sagte ihr Mann, der alles mit angehört hatte, aber nicht eingeschritten war. Das tat er nie.
    Mahós Mutter senkte den Blick. »Das würde sie nicht verkraften.«
    »Dann lass sie. Kinder haben einen besonderen Schutzengel.« Für Mahós Vater schien die Angelegenheit damit erledigt.
    Seine Frau weinte.
    ***
    Dort, wo das Portal entstanden und die Steinlawine niedergegangen war, ragten weitere vereinzelte Äste in der Dunkelheit auf. Den Baum, der die Lage der verschütteten Anomalie verriet, hatte Matt markiert, indem er mit einem spitzen Stein ein Kreuz in seine Rinde ritzte.
    Von hier oben aus hatten sie erkannt, dass sie sich in der Nähe eines größeren Gewässers befanden; man konnte eine Küstenlinie und dahinter eine Bucht sehen. Auf deren jenseitigem Ufer zog eine Unzahl von Lichtpunkten ihre Aufmerksamkeit auf sich. Offenbar handelte es sich um eine menschliche Ansiedlung von beeindruckender Größe. Um zu ihr zu gelangen, hätten sie jedoch entweder ausdauernd schwimmen oder sich ein Boot beschaffen müssen.
    Das mochte der nächste oder übernächste Schritt sein; zunächst aber stand weiterer Erkenntnisgewinn ganz oben auf der To-do-Liste.
    Nahe dem Geröllfeld erstreckte sich ein Wald bis fast zum Gipfel. Aufgrund des dichten Bewuchses geriet der zuvor gesichtete Feuerschein zeitweise aus ihrem Blickfeld, als Matt und Xij weiter vordrangen. Minutenlang arbeiteten sie sich den steilen Anstieg empor. Einen Weg oder auch nur Trampelpfad suchten sie vergebens. Die Stämme der Bäume boten ihnen immerhin Halt, und so hangelten sie sich förmlich den Berg hinauf. Zwischendurch mussten sie immer wieder Verschnaufpausen einlegen.
    »Schon mal dran gedacht, dass wir hier stranden könnten?«, fragte Xij, als sie sich erneut gegen einen Baum lehnten.
    Matts Puls hämmerte mit weit über hundert Schlägen in der Minute, während er sich die Antwort zurechtlegte. Außerdem schwitzte er und der kühle Nachtwind brachte ihn zum Frösteln. »Das hab ich mir bislang auf jeder Parallel-Erde ausgemalt. Und in fast allen Fällen war es keine
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