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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad
Autoren: Stephanie Seidel
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seinem Lager auftauchen ließ? Sie sank in die Hocke herab und betrachtete ihn nachdenklich und stumm.
    Dann, nach einer halben Ewigkeit, wie es ihm schien, sagte sie: »Du willst dich auf deine Reise machen, nicht wahr?«
    Juefaan nickte, auch wenn es eine seltsame Formulierung war: seine Reise... Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass von allen Kriegerinnen Rebeeka diejenige war, die seine Sehnsucht wohl am besten begreifen konnte. Und schon ihre nächsten Worte nährten seine Hoffnung:
    »Gut«, sagte sie. »Dann lass uns sehen, was wir dir einpacken. So eine Wanderung will gut geplant sein.«
    ***
    Gegen Mittag gestand sich Aruula ein, dass Orlaando wohl nicht wiederkehren würde. Sie wusste nicht, was schiefgelaufen war, nur dass sie ihren letzten Gefährten verloren hatte, und mit ihm ihre letzte Hoffnung. Mutlos und müde setzte sie sich zum Sterben unter den Felsenkamin. Krahac konnte kommen.
    Zur gleichen Zeit erreichte Juefaan die Wälder rings um Kalskroona. Er wollte zur Ruinenstadt, die etliche Meilen südlich vom Gebiet der gefährlichen Höhlengänge lag. Der Zehnjährige fühlte sich voll neuen Mutes, auch wenn sein kleines Herz schwer war vor Kummer über Juneedas Tod.
    Nach dem Anraunzer in der letzten Nacht hatte er damit gerechnet, dass ihn Rebeeka womöglich sogar einsperren würde, aber das Gegenteil war eingetreten. Mit ihrer Erfahrung, was Alleingänge anging, hatte ihm in einen Rucksack gepackt, was er in den nächsten Tagen brauchen würde: Dörrfleisch, Brot und getrockneten Fisch. Eine scharfe Axt zur Brennholzbeschaffung, Feuersteine und Heuspindeln als Anzündhilfe. Fallendraht und ein Messer zum Ausnehmen der Beute. Amulette der wichtigsten Schutzgötter.
    Juefaan war schwer beladen, als er sich verabschiedete. Im letzten Moment hatte ihm Rebeeka auch noch ein aufgerolltes Seil mit einem kleinen Enterhaken umgehängt. Falls er vor einem Raubtier in die Bäume fliehen musste.
    Drachenatem dampfte vor seinem Gesicht, als Juefaan durch die einsamen Wälder stapfte. Hier und da malte die Sonne goldene Muster auf den knirschenden Schnee. Vögel flatterten vorbei, und oben im Geäst keckerten Ekkhorns, die sich bei der Kontrolle ihrer Wintervorräte gestört fühlten.
    Nie zuvor hatte Juefaan die heilenden Kräfte der Stille bemerkt. Es tat so gut, den Wald mit allen Sinnen in sich aufzunehmen, bis kein Platz mehr war für Trauer und Ängste. Juefaan spürte förmlich, wie das Dunkle von ihm abfiel. Ihn wieder lächeln ließ.
    Plötzlich erstarrte er: Einen Steinwurf entfernt stand ein weißer Lupa zwischen den Bäumen!
    Das Tier war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Still stand es da und fixierte Juefaan mit Blicken.
    Er tastete nach seiner Axt, ließ aber davon ab, als der Lupa die Zähne fletschte, und trat stattdessen zurück.
    Der Lupa folgte ihm nicht. Er machte einen Schritt – zur Seite!
    Juefaan versuchte es noch einmal. Mit demselben Ergebnis. Das Tier schritt im Bogen um ihn herum, immer mit Blickkontakt, und er fand keine Erklärung dafür. Es war fast, als wollte es ihn in eine andere Richtung lenken.
    Juefaan stand quer zur eigenen Fußspur, als der Lupa losstürmte. Von wegen lenken , das war nur Einbildung gewesen! Der Junge rannte los. Fiel in den Schnee, rappelte sich hoch, stolperte weiter. Fort, nur fort!
    Einmal warf er einen gehetzten Blick über die Schulter. Der Lupa war ein paar Meter hinter ihm! Seltsam, oder? Eigentlich hätte das Raubtier ihn längst einholen müssen! Vielleicht war es ja krank.
    Juefaan floh, bis ihm die Lungen brannten. Irgendwann konnte er nicht mehr. Es ging einfach nicht! Er hatte schon seinen Rucksack abgeworfen, das Seil und die Jacke. Jetzt verließ ihn auch die letzte Kraft. Schreckliche Seitenstiche peinigten ihn, und trotz der Kälte ließ ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Keuchend blieb er stehen, lehnte sich an einen Felsen.
    Da trabte der weiße Lupa an ihm vorbei! Ohne erkennbare Eile, als wäre nirgendwo Beute in Sicht. Er lief einfach fort, und Juefaan heulte vor Zorn. Hatte das blöde Vieh etwa nur mit ihm gespielt?
    Er bückte sich, raffte einen Schneeball zusammen und schleuderte ihn hinter dem Lupa her. Das Geschoss verfehlte sein Ziel, traf stattdessen den Rand eines Felsenkamins und verschwand darin.
    Gleich darauf kam etwas zurück! Ein Stein flog herauf, gefolgt von einem Hilferuf. Juefaans Augen wurden groß, als er die Stimme zu erkennen glaubte.
    »Aruula?«, flüsterte er fassungslos.
    ***
    Abends, beim Volk der
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