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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs
Autoren: Michelle Stern
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sich damals am Uluru aufgehalten hatten – außer Aruula.
    Er wandte sich Juneeda ganz zu. »Ja, das ist richtig. Doch ich bin sicher, dass der gesichtete Nordmann ein Späher war. Die Nordmänner wissen nun, dass wir den Krieg gegen sie planen, und wollen uns ihrerseits zuvorkommen. Wie unsere Spione berichten, haben die Lokiraa-Krieger die Ringfestung weiter gesichert und Verstärkung zusammengezogen. Was glaubst du, warum sie mit fremden Barbarenhorden paktieren? Und was denkst du wohl, was diesem Söldner-Pack als Belohnung für den Kriegszug versprochen wurde?«
    Bleiernes Schweigen senkte sich über die Halle. Jede im Raum wusste, dass die Nordmänner und die Barbaren vor allem Sklavinnen brauchten. Sie wollten Frauen, die ihre Kinder austrugen und den Glauben an die dunkle Lokiraa erstarken ließen.
    Tumaara trat vor. »Ich stimme Aruula zu. Die Zeit ist reif, die Nordmänner endgültig auszurotten. Das, was heute geschah, darf sich nicht wiederholen.«
    Der Widerstand in Juneedas Augen erlosch. Dennoch meinte sie mit schwacher Stimme: »Und wenn uns der Winter den Rückweg abschneidet?«
    Grao trat vor und sah eine nach der anderen an. Seine kraftvolle Stimme erstickte jeden weiteren Zweifel im Keim. »Dann wissen wir, in welche Richtung wir ziehen!«
    ***
    Am Südpol, Anfang Dezember 2527
    » So ’ne verdammte Wakudakacke!« Meinhart Steintrieb fluchte nun bereits seit einer halben Stunde. Zumindest kam es Commander Matthew Drax so vor, der alles tat, um den genialen Erfinder aus Ostdoyzland bei seiner Arbeit zu unterstützen. Steintrieb war eigentlich eine Frohnatur. Aber wenn die Dinge nicht so liefen wie geplant, konnte er auch anders.
    Neben ihm verdrehte Quart’ol die Augen und verfärbte seinen Scheitelkamm. Der friedliebende hydritische Wissenschaftler war es nicht gewohnt, dass jemand in seiner Nähe mit Kraftausdrücken um sich warf. Matt hob leicht die Schultern. Quart’ol machte eine wegwischende Handbewegung.
    »Wo liegt denn diesmal das Problem?«, wandte sich Matt an Steintrieb.
    Der hielt inne, raufte sich die rotblonde Mähne und seufzte herzerweichend. Seine Blicke glitten düster über die Konsolen, Terminals und bionetischen Monitore, die der Justierung des Flächenräumers dienten. Seit einigen Tagen arbeiteten sie nun schon im Team daran, die hydritische Waffe in Betrieb zu nehmen, als letztes Mittel gegen den Streiter.
    Dieses mächtige Wesen war zur Erde unterwegs, im Glauben, dort auf seine Jagdbeute zu treffen, einen Wandler. Der aber war längst weitergezogen – und Matthew hatte in einer Vision miterlebt, wie der kosmische Jäger auf Fehlschläge reagierte: mit der Vernichtung ganzer Planeten! Wenn sie den Streiter nicht abhalten oder vernichten konnten, war es um die Erde geschehen.
    Der Maya-Kalender hatte doch das falsche Datum für den Weltuntergang, dachte Matt sarkastisch. Nicht 2012. Sondern ein halbes Jahrtausend später... Die Crux war: Niemand wusste, wann der Streiter hier eintreffen würde. Vielleicht blieben ihnen nur noch wenige Tage.
    »Ich krieg’s nicht aufs All fixiert«, ließ sich Meinhart Steintrieb vernehmen. »Dieses mistige Fadenkreuz lässt mich jeden Scheiß-Punkt der verfluchten Erde anpeilen, aber senkrecht nach oben will’s verdammt noch mal nicht!«
    Quart’ol hob vorsichtig eine Flossenhand. »Kann ich helfen?«
    Steintrieb sah flüchtig zu dem schuppigen Hydriten im Lendenschurz, der ihm nur knapp bis zur Brust reichte. »Im Moment nicht. Aber ein Kaffee wär nicht schlecht, Kleiner. Ist gut fürs Gemüt.«
    Quart’ol – selbst Wissenschaftler – ließ sich nicht anmerken, ob er beleidigt war. Er schien froh zu sein, aus der Nähe des temperamentvollen Burschen entkommen zu können. Mit watschelnden Schritten entfernte er sich, um das zu holen, was Meinhart »Kaffee« nannte. Damit meinte er ein marsianisches Syntho-Heißgetränk, das Clarice und Vogler in ihren Mondshuttle-Vorräten mitgebracht hatten. Vermutlich war Quart’ol dankbar, überhaupt irgendetwas anderes zu sehen als die Berge von Datenkristallen aus Gilam’esh’gad, die er gemeinsam mit Gilam’esh immer noch auswertete.
    Matt dachte daran, was sie in den letzten Wochen alles geleistet hatten, und an das Basislager, das in einer sicheren Zone des Flächenräumers errichtet worden war. Sie machten insgesamt gute Fortschritte, und doch ging es ihm nicht schnell genug.
    Der Streiter hatte sich auf seinem Weg zur Erde den Planeten Neptun am Rande des Sonnensystems einverleibt.
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