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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden
Autoren: Karl May
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Touristenströme noch die Kurspapiere europäischer Geldgeschäfte, am allerwenigsten aber die aus unseren sogenannten Interessensphären erhofften materiellen Werte als gültige Zahlung anerkennen.
    Was haben wir dem Orient bis heute gebracht? Was für Schätze glauben wir überhaupt ihm bringen zu können? „Ich bringe ihm meine Liebe, meine ganze, ganze, volle Liebe“, hatte die Amerikanerin gesagt, ohne sich dabei bewußt zu sein, daß nur und grad diese Liebe die erlösende Jungfrau ist, welche den schlafenden Prinzen zu neuem Leben zu erwecken hat. –
    Die Sonne war untergegangen; es drohte schnell dunkel zu werden, und der Weg nach dem Bab el Karafe hinab ist kein angenehmer zu nennen. Darum trat ich nun auch den Heimweg an, der mich durch die Scharia Mohammed Ali und die Tahir-Straße nach dem Hotel führte.
    Die öffentlichen Laternen brannten; die Hitze begann sich zu mildern, und so hatten die Straßen sich belebt. Auf dem Platz Ibrahim Pascha erklang schrille, arabische Musik. Von der Wallfahrt nach Mekka zurückgekehrte Pilger hielten einen Umzug durch die Stadt. Je weiter entfernt von Kairo die Heimat dieser Leute ist, desto lieber geht man ihnen aus dem Weg. Sie haben sich, oder werden auch, in eine fanatische Erregung hineingearbeitet, durch welche sie für Andersgläubige gefährlich werden können. Ich hütete mich also, mich quer durch diesen Zug zu drängen, und wartete lieber, bis er vorüber war. Später am Abend war zu hören, daß am Meidan Abdin einige nicht so vorsichtige Europäer von diesen Leuten halb totgeschlagen worden seien. Ich erwähne das, weil ich noch Weiteres von ihnen zu berichten habe.
    Als der Gong die Gäste des Hotels zum Abendessen rief, fand ich den bisher leerstehenden Tisch zu meiner linken Hand besetzt. Der Amerikaner hatte mit seiner Tochter daran Platz genommen. Als ich mich setzte, hörte ich ihn in deutscher Sprache sagen:
    „Da ist der unangenehme Mensch ja wieder! Glücklicherweise darf hier nicht geraucht werden!“
    „Aber, Vater, ist es nicht möglich, daß er deutsch versteht?“ warnte Mary.
    „Das fällt ihm gar nicht ein. Der Dolmetscher sagte doch, als wir vom Mokattam herunterritten, daß der Fremde, der da oben saß, ein Franzose sei, und einem Franzosen kommt es bekanntlich gar nicht in den Sinn, Deutsch zu lernen.“
    „Ich würde mich aber doch lieber bei dem Kellner erkundigen. Du weißt ja, wie wenig man sich auf das, was dieser Dolmetscher sagt, verlassen kann. Ich möchte nicht, daß der Fremde von uns beleidigt wird.“
    „Hast du eine Schwachheit für ihn?“
    „Nein; aber man hat überhaupt mit jedem Menschen möglichst gut zu sein, und dieser hier im besonderen hat ein so – so – so – ich finde den passenden Ausdruck nicht und will daher sagen, er hat ein so loyales Aussehen, daß es mir leid tun würde, wenn er sich durch uns gekränkt fühlen sollte.“
    „Ich finde, daß du heut ungewöhnlich zart und ängstlich bist. Daran ist vielleicht der Khamsin schuld, auf den wir leider zu spät aufmerksam geworden sind. Doch, da ist die Suppe!“
    Es wurde ihnen serviert und dann auch mir. Während ich das Menü studierte und also auf die Karte sah, hörte ich, daß der Missionar einen Ausruf des Erstaunens ausstieß:
    „Heavens! Ein Chinese! Noch einer! Zwei Chinesen, zwei echte, wirkliche Chinesen, hier in Kairo, in Ägypten! Wer hätte das gedacht! Wo werden sie Platz nehmen?“
    ‚Monsieur Fu‘ und ‚Monsieur Tsi‘ kamen langsam durch den Saal gegangen und schritten ihrem Tisch zu. Zwei Kellner eilten herbei, um ihnen die Stühle bequem zu rücken; der eine von ihnen ging dann nach dem Tisch der Amerikaner, um dort die leer gewordenen Suppenteller wegzunehmen. Das benutzte der Missionar zu der Erkundigung:
    „Sind das dort Chinesen oder vielleicht nur Japaner?“
    „Chinesen“, lautete die Antwort.
    „Woher?“
    „Aus China.“
    „Das ist nicht sehr geistreich von Ihnen. Ich meine natürlich, aus welcher Stadt.“
    „Aus Kanton.“
    „Sind Ihnen vielleicht die Namen bekannt?“
    „Monsieur Fu und Monsieur Tsi.“
    „Fu heißt Mann, auch Mensch, auch Vater. Tsi ist Abkömmling, auch die Folge von etwas. Sonderbar! Kennen Sie den Stand?“
    „Kaufleute. Onkel und Neffe. Sind in Paris gewesen. Machen in Chinawaren.“
    „Es ist dort Platz für vier Personen. Wir werden uns zu ihnen hinübersetzen. Hier ist meine Karte, die Sie ihnen hinübertragen!“
    „Hm! Ich weiß nicht, ob ich darf!“
    „Darf? Warum
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