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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung
Autoren: Christian Schwarz
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überlaut. Es kam eindeutig von weiter vorn. Aber Ninian sah nichts in der eisernen Röhre, die nach etwa sieben Körperlängen zu enden schien. Außer den verstreuten Menschenknochen und drei Totenschädeln, die verstreut vor ihr lagen.
    Sie ging weiter, stieg vorsichtig über die Knochen hinweg. Das Schaben wurde hektischer. Ninians ganzer Körper war nun von Gänsehaut überzogen, ihre Brustwarzen hatten sich aufgerichtet.
    Sie erreichte die Knochen. Da erkannte sie, als sie fast schon auf gleicher Höhe war, neben sich eine schmale Abzweigung.
    Ninians Instinkte hatten schon immer besser funktioniert als bei den meisten anderen Menschen. Adrenalin schoss in ihre Blutbahn. Aus dem Stand hechtete sie nach vorn und kam flach auf dem Bauch zu liegen.
    Über ihr schoss etwas Langes, Schwarzes aus der seitlichen Röhre. Es verfehlte sie nur um Handbreite. Während sich die Kriegerin blitzschnell herumwarf und geschmeidig wieder auf die Beine kam, schob sich eine Bestie mit seltsam abgehackten Bewegungen in die Röhre.
    Ninian erstarrte für einen Moment. Wudan hilf, dachte sie voller Entsetzen.
    Ein Scorpoc stand vor ihr im Gang!
    Aber was für einer! Die Viecher, die sie bisher zu sehen bekommen hatte, waren allesamt etwa handgroß gewesen und schon in diesem Format absolut tödlich, wenn der zuckende Stachel traf. Das Biest vor ihr war etwa halb so hoch wie sie selbst und maß sicher sieben Armlängen. Der unterarmlange Stachel, der an dem nervös zuckenden, fünfgliedrigen, aufgerichteten Schwanzteil saß, schien zu tanzen. Er war zum Stich bereit.
    Ninian keuchte. Sie blickte in tückische Spinnenaugen zwischen riesigen Scheren. Instinktiv machte sie einen Schritt zurück. Schon zuckte die linke Schere heran. Knapp vor ihr schloss sie sich mit einem Krachen.
    Die Kriegerin schnappte sich den Bihänder und begann zu rennen. Sie musste ans andere Ende der Röhre, um ausweichen zu können, wenn sie sich dem Biest stellte.
    Der Scorpoc nahm die Verfolgung auf. Er hob seinen Körper an und huschte auf seinen sechs schmalen Beinen hinter dem Opfer her. Nur durch erneutes Abtauchen und blitzschnelles Drehen entging Ninian einer weiteren Stachelattacke. Der Scorpoc hatte sie zuerst mit der Schere attackiert und dann den Stoß mit dem Schwanz, den er über seinen Körper hinweg führte, nachgeschickt.
    Ninian lag auf dem Rücken. Der Vorderkörper des Scorpocs schob sich über sie. Die großen Scheren waren bereits zu weit vorne, damit konnte er sie nicht angreifen. Aber mit den kleineren Varianten direkt neben dem Maul!
    Die Kriegerin schrie. Sie fasste nach dem Bihänder neben sich und stieß ihn mit aller Kraft nach oben. Die Klinge lenkte die heranzuckende Schere ab und bohrte sich dann in den Bereich über dem Maul. Es knirschte hässlich. Der Scorpoc führte einen wilden Tanz auf – und zog sich ein paar Schritte zurück.
    Ninian hielt sich nicht lange auf. Die Röhre endete nicht; sie wies eine Neunzig-Grad-Biegung auf und führte weiter. Die Kriegerin floh in großen Schritten. Doch der Scorpoc blieb dicht hinter ihr und attackierte sie immer wieder.
    Sie wusste längst, dass sie ihn höchstens durch Zufall töten konnte, denn mit dem großen Schwert war sie nicht beweglich genug und die kleinen waren zu schwach, um das Chitin zu durchdringen. Immerhin konnte sie sich das Biest mit dem Bihänder vom Leib halten, aber das erforderte ihre letzten Kräfte und ihre ganze Konzentration.
    Sie wusste nicht, wie lange sie in den Röhren bereits unterwegs war, hatte irgendwann jedes Zeitgefühl verloren. Immer wieder stieß sie auf die Knochen Unglücklicher, die es nicht bis zum Ende geschafft hatten. Dazu wollte sie nicht gehören.
    Als sie irgendwann den Ausgang zu sehen glaubte, startete der Scorpoc eine letzte wütende Attacke. Ninian wusste inzwischen, wohin der Stachel zucken würde. Als der Scorpoc in Stichweite vor ihr war, hielt sie das Schwert in die Höhe.
    Der Stachel rauschte heran – und hackte mit voller Wucht direkt in den schmalen Durchbruch der oberen Klinge!
    Es knirschte. Als der Stachel zurückzuckte, riss er der Kriegerin die Waffe aus der Hand. Wild schleuderte der Scorpoc den Stachel hin und her, um das daran hängende Schwert loszuwerden, aber er hatte sich in der Öffnung verfangen.
    Es klirrte, als das Biest das Schwert gegen die Wände schlug. Dabei vergaß es sein Opfer vorübergehend. Ninian hastete derweil aus der Röhre und schaute sich um. Solange das riesige Biest versuchte, das Schwert
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