Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
nein.« Nimuee druckste herum. »Für kurze Zeit.« Die Sache schien ihr peinlich zu sein. »Sie hatten mich aus Stuart Castle verschleppt und betäubt in ein Erdloch verfrachtet. Gerade so lange, dass dieser Exekutor Varmer in Ruhe sein Ding in Canduly Castle durchziehen konnte. Ich konnte mich selbst befreien, aber Jed musste natürlich mit dem Schlimmsten rechnen. Und jetzt ist er doppelt sauer, weil ihm Rulfan auch noch diesen ›Hort des Wissens‹ direkt vor die Nase setzt... Aber versteht mich bitte nicht falsch. Es macht Jed auch keine schlaflosen Nächte und deswegen wird er Rulfan keine Steine in den Weg legen. Noch nicht...« Nimuee lächelte. »Bitte sagt Rulfan nichts davon. Wenn Jed es für nötig hält, tut er das dann schon selber.«
    »Natürlich, kein Problem«, erwiderte Matt.
    ***
    Zwischenspiel
    Der Mann, der aus dem Sessel hochgefahren war, hielt ebenfalls einen Kampfstock in der Hand. Mit einer Mischung aus Neugier und Feindseligkeit musterte er den Eindringling. »Wer bist du? Und was hast du mit Bruder Zing gemacht?«
    Der falsche Zing musterte den alten Mann. Er war groß gewachsen und hager, das war trotz des dunkelblauen Gewands mit dem Reenscha-Zeichen auf der Brust deutlich zu sehen. Mit seinen geschlitzten Augen, dem Kahlkopf und dem dünnen weißen Schnurrbart, dessen Enden bis auf die Brust hinunter fielen, wirkte er wie einer der Erleuchteten. Müde sah er aus, mit tiefen Ringen unter den Augen.
    Der Eindringling war enttäuscht. Er hatte sich unter den legendären Reenschas keine... Menschen vorgestellt. Keine so banalen jedenfalls. Das gab ihm den Mut, sein Vorhaben weiter voranzutreiben.
    »Entschuldigt mein Eindringen, Herr.« Der falsche Bruder Zing schlüpfte aus dem gelben Gewand, das dabei vollends aufriss. Nackt bis auf ein Höschen stand er ungeniert da.
    »Eine Frau!«, entfuhr es dem Alten verblüfft.
    »Ja«, kam es krächzend zurück. Die Fremde zupfte sich die angeklebten Barthaare ab und zog sich schließlich die gegerbte Taratzenhaut vom Kopf, die eine Glatze vorgegaukelt hatte. Dichtes Haar kam zum Vorschein. »Ich will Euch nicht angreifen, Herr. Das würde ich ohnehin nicht überleben.«
    »Schön, dass du es so siehst.«
    »Ich habe jedoch gehört, dass Ihr einen neuen Chefexekutor sucht. Um diesen Posten bewerbe ich mich hiermit.«
    Der Alte begann albern zu kichern. Seine Augen funkelten plötzlich. »Eine ausgezeichnete Qualifikation, bis zu mir vorzudringen. Wie hast du das nur geschafft?«
    Die Frau wagte nicht, zurückzulächeln. Fast demütig senkte sie den Kopf. »Ich will nicht prahlen. Denn wäre ich früher nicht selbst ein Exekutor gewesen, wäre es mir nicht möglich gewesen, Herr. Dass es einen von Euren Erleuchteten einen Finger gekostet hat, bedaure ich.«
    »So? Mir nicht. Die benutzen ihre Finger ohnehin hauptsächlich zum Nasebohren. Du warst also Exekutorin? Umso wichtiger, dass du mir endlich deinen Namen nennst.«
    »Ich heiße Ninian.« Sie schüttelte fast aufreizend ihr rotes Haar zurecht.
    Der Alte dachte einen Moment nach. »Ah... Ninian. Ich erinnere mich. Alastar hat von dir erzählt. Du sollst intelligent, erbarmungslos und eine ausgezeichnete Kämpferin sein. Warum hast du die Exekutoren verlassen?«
    »Darüber möchte ich nicht sprechen, Herr.«
    »Im Moment gebe ich mich damit zufrieden. Und wie hast du davon erfahren, dass mir mein Chefexekutor, hm... abhandengekommen ist? Willst du mir wenigstens das erzählen?« Wirkliche Freundlichkeit hinter diesen Worten zu vermuten, wäre ein schrecklicher Fehler gewesen.
    »Ich bin in der Gegend geblieben, Herr, und habe meine Zeit mit Kampftraining und Meditation verbracht. Kürzlich habe ich zufällig den Exekutor Hoss getroffen, der hat es mir erzählt.«
    »Und dann dachtest du, marschieren wir einfach mal nach Eibrex hinein und zeigen, wie gut wir sind, hm?«
    »Ja, Herr. Ich habe schon in meiner aktiven Zeit immer bemängelt, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht gut genug für einen entschlossenen Feind sind. Weil nie etwas passiert ist, sind die Wachleute nachlässig geworden. So wurde mein Exekutor-Profil nicht aus den Scannern gelöscht, und auch die Losung der Exekutoren hat sich seit damals nicht geändert. Von Alastar wusste ich, dass sich die Erleuchteten in der Festung nur über ihre Fingerkuppe identifizieren müssen.«
    »Worauf du Zing den Finger abgeschnitten hast.« Der Alte schlug mit dem Kampfstock einen raschen Takt in seine linke Handfläche. »Aber das war nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher