Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 Weihnachtsgeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

3 Weihnachtsgeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: 3 Weihnachtsgeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
im Himmel bleiben sollte. „Dich würden unterwegs die Kräfte verlassen“, sagte Michael. „Was sollten wir dann mit dir anfangen?“ „Du kannst unser Tempo nicht halten“, sagte Gabriel. „Und weil wir unbedingt pünktlich sein müssen, können wir darauf keine Rücksicht nehmen.“

    „Deine Flügel sind noch viel zu schwach“, sagte Raphael. „Wenn du dir einen brichst, würde das schreckliche Folgen haben.“
    „Außerdem hast du sehr oft unsere Chorproben geschwänzt“, sagte Uriel. „Du würdest dich nur schämen, wenn du unten auf der Erde falsch singst oder den Text der Frohen Botschaft nicht weißt.“
     
    Rufus senkte den Kopf
und hörte aufmerksam zu.
     
    Er sagte kein einziges Wort. Aber heimlich dachte er: Das habt ihr euch ja fein ausgedacht! Natürlich fliege ich trotzdem mit auf die Erde! Mir wird schon nichts passieren. Ich darf mich allerdings nicht erwischen lassen!

    Als die Stunde der Abreise schlug, versteckte sich der kleine Engel hinter einer Wolke und schaute zu, wie seine großen Brüder am Himmelstor Aufstellung nahmen. Sie waren so aufgeregt und so mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihn nicht bemerkten.
     
    Als der Letzte durchs Tor trat,
sprang ihm Rufus unbemerkt
auf den Rücken und kuschelte sich
in die Falten des weiten Gewandes.
     
    Ahnungslos trug ihn der große Engel am Mond und an den Sternen vorbei der Erde entgegen.
    Das hat ja prima geklappt!, dachte Rufus. Und die Reise ist kein bisschen anstrengend! Sein Herz klopfte immer heftiger. Berge und Täler, Wälder und Felder, Städte und Dörfer kamen mit großer Geschwindigkeit näher.
    Neugierig reckte der kleine Engel den Hals. Wo war der Stall von Bethlehem? Wo waren die Hirten mit ihren Schafen? Wo waren Maria und Josef? Wo war das Jesuskind?

    Rufus vergaß alle Vorsicht und kroch
Stück für Stück aus seinem Versteck.
     
    Als ein Windstoß von der Seite kam, konnte er sich nicht mehr halten. Mit einem Schrei ließ er los. Er schwankte und fiel. Der große Engel bemerkte es nicht, sondern beeilte sich, seinen voranfliegenden Brüdern zu folgen.
    Rufus breitete ebenfalls die Flügel aus – doch sie trugen ihn nicht gegen den Wind. Sie bremsten nur seinen Fall ein wenig und sorgten dafür, dass er nicht allzu hart aufschlug. Mit einem Plumps landete er im Garten eines kleinen würfelförmigen Hauses.
    Einen Augenblick blieb er benommen liegen, dann rappelte er sich auf, befühlte alle seine Glieder und stellte erleichtert fest, dass keines gebrochen war.

    Sein rechter Flügel hatte
ein paar Federn verloren.
Doch zum Glück tat er nicht weh.
Rufus nahm sich vor,
ihn eine Weile zu schonen.
Deshalb ging er zu Fuß weiter.
     
    Jetzt musste er nur noch herausfinden, wo der Stall von Bethlehem war. Er blickte sich suchend um. Kein Mensch zu sehen! Aus den Fenstern des kleinen
Hauses, vor dem er gelandet war, fiel jedoch Licht in den Garten. Vielleicht wohnten da Leute, die ihm auf den Weg helfen würden.
    Rufus klopfte an die Tür. Der Mann, der sie öffnete, wirkte ziemlich erstaunt. Anscheinend hatte er noch nie einen Engel gesehen.
    „Du bist schon mitten in Bethlehem!“, antwortete er auf Rufus’ Frage. „Und Ställe gibt es hier jede Menge. Keine Ahnung, welchen du suchst!“
    „Den, wo der kleine Jesus geboren ist“, erklärte Rufus, „nämlich unser König und Herr.“
    Der Mann tippte sich an die Stirn und knurrte: „Du spinnst wohl!“ Dann schlug er die Tür zu.
     
    Rufus drehte sich um und ging.
Er wanderte die Straße entlang
und kam an ein Wirtshaus.
Fröhlicher Lärm drang heraus.
     
    Der kleine Engel trat ein und ging durch die Menge der staunenden Gäste bis ganz nach hinten, wo die Weinfässer standen. Dort füllte der Wirt die Gläser.
    Als er Rufus erblickte, fragte er lachend: „Na, du geflügelter Zwerg, was willst du trinken? Weißen Wein oder roten?“

    „Ich habe überhaupt keinen Durst“, antwortete Rufus. „Ich möchte nur wissen, wo hier in der Nähe der Stall ist, in dem das Jesuskind liegt, ich meine – der neugeborene Sohn Gottes.“
    Der Wirt lachte noch lauter und sagte: „Was redest du da? Mach, dass du heim und ins Bett kommst, kleiner Schwachkopf!“
    Die anderen Gäste stimmten in sein Gelächter ein und schoben Rufus schnell hinaus auf die Straße.
     
    Rufus wanderte weiter.
Er wäre jetzt lieber geflogen.
Aber er dachte an seinen Flügel
und setzte tapfer
einen Fuß vor den anderen.
     
    Als er ein ganzes Stück gegangen war, kam ihm ein Mann mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher