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2x Professor Manstein

2x Professor Manstein

Titel: 2x Professor Manstein
Autoren: Kurt Mahr
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Drogerie vorbeifuhr, dachte Manstein daran, daß er am besten jetzt die Tube Zahnpasta kaufte, die er seit einer Woche zu erstehen die Absicht hatte, bevor er sie ein einundzwanzigstes Mal vergaß. Die Zahnpasta seiner Frau, die er seit dieser Woche benutzte, gefiel ihm wegen ihres süßlichen Geschmacks nicht.
    Er ließ den Chauffeur anhalten, bezahlte ihn und stieg aus, nachdem er sich vergewissert hatte, daß das Institut nicht mehr weit von hier lag. Er ging in die Drogerie zurück und bat den Verkäufer um eine Tube Zahnpasta. Nach ihm kam eine ältere Dame an die Reihe, die ihren Einkauf mit den Worten begann:
    „Haben Sie morgen bis zwei oder bis sechs Uhr offen?“
    „Bis sechs Uhr, gnädige Frau!“ antwortete der Verkäufer höflich. „Wie immer am ersten Samstag des Monats!“
    Professor Manstein fuhr herum..
    „Haben wir morgen Samstag?“ fragte er.
    „Jawohl, mein Herr!“
    Manstein schüttelte den Kopf.



„Verzeihen Sie, wenn ich etwas dumm frage: Welches Datum haben wir heute?“
    Der Verkäufer deutete auf den Kalender hinter sich.
    „Freitag, den 4. Februar, mein Herr!“
    „Danke!“
    Manstein schüttelte noch einmal den Kopf und trat auf die Straße hinaus. Er war ziemlich sicher, daß der Verkäufer ihn insgeheim für einen Idioten hielt – aber das machte ihm im Augenblick wenig aus. Verwirrender war die Tatsache, daß die erstaunlichen Ereignisse sich an diesem Tage auf eine beunruhigende Art und Weise zu häufen schienen.
    Nachdenklich ging er die stille Straße entlang – auf der linken Seite, wie es seine Art war. Neben ihm befand sich einer jener altmodischen Gartenzäune, die auf einem halbmeterhohen Sandsteinsockel lanzettbewehrte Eisenstäbe in die Höhe strecken. Manstein wurde auf das Auto, das ihm entgegen kam, nicht eher aufmerksam, als der Fahrer aus völlig unersichtlichem Grund den Motor hochschaltete. Der Professor sah auf. Der Wagen kam von der Mitte der Straße herüber auf ihn zu; dabei vergrößerte er seine Geschwindigkeit ständig.
    Manstein war kein ängstlicher Typ; aber er erfaßte schnell, daß dem Fahrer, was auch immer er im Sinn haben mochte, nicht mehr viele Möglichkeiten blieben, ihn nicht zu überfahren. Mit einem wenig eleganten Satz sprang Manstein auf den Sandsteinsockel des Zaunes und hielt sich an einer der Eisenstangen fest. Dabei bemühte er sich, einige Meter weiter vorwärtszukommen. Der Wagen raste genau auf die Stelle zu, an der er noch vor einer Sekunde gestanden hatte. Mit lautem Knirschen schabte er an der Mauer entlang, wurde ein Stück herumgerissen, gewann wieder die Fahrbahn und brauste davon. Das alles ging so schnell, daß Manstein weder Zeit hatte, sich den Fahrer anzusehen, noch sich die Nummer zu merken. Er stieg von dem Sandsteinsockel wieder herunter, bürstete seinen Mantel oberflächlich ab und stellte fest, daß seine Knie zitterten.
    Als er die Straße entlangsah, bemerkte er, daß weit und breit sich niemand befand, der den Zwischenfall hätte bemerken können. Die Straße war völlig leer bis auf einige abgestellte Autos auf der rechten Seite.
    Manstein hatte den unbedingten Eindruck, er habe jetzt ein Glas scharfen Getränks nötig. An der nächsten Straßenecke lag eine Wirtschaft. Ohne sich durch seinen Vorsatz, den er im Zug gefaßt hatte, behindert zu fühlen, ging Manstein hinein, setzte sich an den ersten Tisch und rief:
    „Einen dreifachen Cognac bitte!“
    Der Cognac kam sofort. Manstein schüttete ihn hinunter und bestellte einen neuen. Das Zittern seiner Knie begann sich zu lösen. Keineswegs löste sich jedoch der Knoten im Gehirn, der ihn daran hinderte, in die verschiedenen erstaunlichen Ereignisse des heutigen Tages irgendeinen Sinn zu bringen. Manstein war Physiker genug, um davon überzeugt zu sein, daß sich die Wahrscheinlichkeit eines sehr unwahrscheinlichen Ereignisses von der eines sehr wahrscheinlichen Ereignisse nur um einen geringfügigen. Betrag unterschied. Dennoch weigerte er sich, das, was ihm heute zugestoßen war, als eine einfache Folge der Entropie anzuerkennen.
    Nach dem Genuß von fünf dreistöckigen Cognacs verließ er die Wirtschaft zwar in leicht gehobener Stimmung, in seinem tiefsten Inneren jedoch immer noch davon bedrückt, daß er das Opfer einer Reihe unglaublicher Ereignisse geworden sei, die er in keiner Weise durchschaute.
    Im Institut wurde er von seinem Bekannten, Dr. Walter, herzlich begrüßt.
    „Sie haben keine Ahnung, Professor, wie dankbar ich Ihnen bin, daß Sie
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