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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung
Autoren: Jo Zybell
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war.
    Schnell fand sie die Fährte der Gedankenstruktur, die den Hang hinauf führte und über die Bruchkante verschwand. Nach Südwesten war Maddrax gezogen, ins Landesinnere hinein.
    Der ZERSTÖRER kletterte erneut die Steilwände hinauf und nahm die letzte Etappe der langen Jagd in Angriff.
    ***
    »Heute ist der Tag! Heute werden wir Abschied von Mutter nehmen und Einzug finden in ihr Königreich!« Die Jensen blickte nach allen Seiten. »Heute um Mitternacht werden wir sie mit dem Ursprung vereinigen!«
    Kroow beobachtete die blonde Frau mit der Distanz eines Forschenden. Wie verzückt sie war, wie freudig ihre Stimme klang. Wie selig doch Täuschungen machen konnten! Sie trug ein weißes Kleid, extra geschneidert für diesen Feiertag, und hatte die Arme ausgebreitet wie eine segnende Priesterin.
    Die Leute jubelten und tanzten über den Dorfplatz, als stünden sie unter Drogen. Kroow hatte große Mühe, eine feierliche Miene zu bewahren. Er wusste ja, um was es sich bei dem Steinbrocken, den man um Mitternacht im Bohrschacht versenken wollte, tatsächlich handelte. All dieser Lärm, dieses ganze Theater um nichts. Er hätte laut lachen mögen.
    Ihr ganzes Leben ist nur Illusion , meldete sich der Geist des Koordinators zu Wort. Ich kann keinen Sinn darin erkennen.
    Das haben sie mit den meisten Menschen gemein , entgegnete Crow. Sie gehen ihrer armseligen Existenz nach, ohne je etwas zu erreichen, und suchen sich ihre scheinbaren Erfolge in faden Scheinbildern und falschen Werten. Deshalb ist es ja so einfach, sie zu beeinflussen und zu führen. Die Menschen sind schwach, sie haben kein Ziel.
    Und dein Ziel ist es …, begann der Koordinator den Satz, den Arthur Crow vollendete:
    ... die Macht zu erlangen, diese Welt zu gestalten und die Völker und Stämme zu bändigen. Diese armseligen Kreaturen brauchen eine starke Hand, die sie führt.
    Crow horchte auf, als Sir Leonard auf dem Dorfplatz das Wort ergriff. »Die Hohepriesterin und ich werden nun gehen und Mutter aus dem Zelt holen, um sie auf ihrem Ehrenplatz zu betten!« Der alte Techno deutete auf die weiße Steinsäule in der Mitte des Platzes.
    »Bis zur Vereinigung kann sich jeder von euch von Mutter verabschieden und sie lobpreisen für alles, was sie uns geschenkt hat!« Wieder brausten Jubel und Applaus auf.
    Zu zweit schritten sie Seite an Seite zum Zelt, Sir Leonard und Jenny Jensen. Dutzende Männer und Frauen begleiteten sie. Und auch General Crow richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf das Zelt. »Jetzt kommt es drauf an«, murmelte er. »Wenn sie die Täuschung bemerken, dann jetzt oder nie.«
    Er wollte näher an das Zelt herangehen, als ihm einfiel, dass er ja nicht allein war. Er wandte sich nach Ann Drax um. Die letzten Minuten hatte er nicht mehr auf das Mädchen geachtet. Jetzt erschrak er beinahe, als er es weinen sah.
    »Hör auf zu heulen und setz dich hin!« Er jagte einen starken Gedankenimpuls durch den Tentakel. »Augen zu! Schlaf ein paar Minuten.« Ann Drax schlief augenblicklich ein - im Sitzen.
    Kroow zog den Tentakel aus ihrem Nacken und schloss sich der Menge an, die hinter Sir Leonard und der Jensen her zum Zelt strömten. Mit rücksichtslosem Drängeln schaffte er es, bis in die vorderste Reihe zu gelangen.
    Der Tross erreichte das Zelt. Claudius Gonzales und die ehemalige Queen zogen die Eingangstücher auseinander. Die Wächter hatten schon drinnen rechts und links des Eingangs Aufstellung genommen. Jenny Jensen, für diese Zeremonie zur Priesterin berufen, trat in das Zelt. Alle anderen blieben draußen.
    Auch Crow. Über die Schultern von Lady Victoria hinweg spähte er ins Zelt. Das Holzgestell, mit bunten Blumen geschmückt, stand so da, wie er es wenige Stunden zuvor verlassen hatte; das Seidentuch bedeckte nach wie vor das Imitat des Steinwesens und dessen Korbfassung.
    Die Jensen ging darauf zu. Sie griff nach Isolierhandschuhen, die am Gurt ihres weißen Kleides baumelten, und machte Anstalten, sie überzuziehen. Dann aber verhielt sie in der Bewegung.
    Crow stockte der Atem; oder vielmehr wäre er ihm gestockt, hätte er noch atmen müssen. Was ist da los? Hat sie etwas bemerkt?
    Jenny Jensen drehte sich um und kam zum Eingang zurück. Ihr Blick streifte suchend umher - und fixierte ihn, Arthur Crow! Sie lächelte ihn an. Er wusste nicht, wie ihm geschah. War seine Täuschung aufgeflogen? War das Lächeln nur Fassade?
    Jenny richtete das Wort an ihn. »Helfen Sie mir doch bitte, General. Ohne Ihren Einsatz wäre
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