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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung
Autoren: Jo Zybell
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gewesen, Maddrax Trost zu spenden. Leise Eifersucht regte sich in ihrer Brust.
    »Gleich geht die Sonne auf«, sagte Rulfan. »Ich schlage vor, wir beobachten erst mal weiter, bis wir sicher sein können, dass kein Suchtrupp zu uns unterwegs ist. Und dann müssen wir uns einen Plan zurechtlegen, wie wir weiter vorgehen.«
    »Nehmt es mir nicht krumm, wenn ich das sage«, ließ sich Meinhart Steintrieb vernehmen, »aber bin ich der Einzige, dem dabei die unschönen Worte ›Himmelfahrtsunternehmen‹ und ›Selbstmordkommando‹ in den Sinn kommen? Hey, seht es realistisch, Leute: Ihr könnt da nicht runtergehen!«
    Matthew Drax sah ihn aus eiskalten Augen an, die den Retrologen frösteln ließen.
    »Sagen Sie mir nie, wie meine Chancen stehen«, knurrte er. »Vor allem nicht, wenn es um meine Tochter geht. Wenn ich eines begriffen habe, seit es mich vor elf Jahren in diese postapokalyptischen Zukunft verschlagen hat, dann dies: Es gibt immer einen Weg!«
    Steintrieb schnappte nach Luft. »Postapokalyptische Zukunft…? Ach du heilige Scheiße… Sie sind ein Zeitreisender? «
    ***
    Kroow schwankte.
    Er schwankte in seinen Gedanken, er schwankte in seiner Stimmung. Er schwankte zwischen dem Impuls, Drax weiter zu verfolgen, und der Überlegung, dessen Tochter keinesfalls allein zu lassen. Und er schwankte zwischen der Enttäuschung, seinen Erzfeind nicht erledigt zu haben, und dem Triumphgefühl darüber, dass seine Rechnung aufgegangen war.
    Ja, er hatte Recht behalten: Drax war tatsächlich zurückgekommen und hatte versucht, sein Kind aus dem Dorf zu holen.
    Er wird wiederkommen , meldete sich der Koordinator in Kroows Schädel zu Wort.
    »Zweifellos«, murmelte Kroow. Er bückte sich nach Ann und riss sie vom Boden hoch. Er hatte den Tentakel lösen müssen, als er Drax verfolgte. Natürlich war Ann aufgewacht bei all dem Lärm und der Aufregung. Aber Crow war sich sehr sicher, dass sie die Anwesenheit ihres Vaters nicht mitbekommen hatte. Sonst hätte sie anders reagiert: aufmüpfiger, rebellischer.
    Damit sie auch weiterhin ruhig blieb, bohrte er den Tentakel erneut in ihren Nacken und lud sich die Kleine über die Schulter. Jetzt schaffen wir erst einmal diesen verdammten Stein aus der Welt , dachte er an den Koordinator adressiert und klopfte gegen den Handschuh mit seinem brisanten Inhalt, den er neben dem anderen, leeren Handschuh unter dem Gürtel trug, und danach konzentrieren wir uns ganz auf Drax.
    Nachdem sich die Aufregung um seine Person gelegt hatte - die meisten Steinjünger hatten ihn bis dahin noch nicht in seiner monströsen Gestalt erlebt und als Feind eingestuft, bis sie von Jenny Jensen aufgeklärt wurden - hatte Kroow sich an den Dorfrand zurückgezogen. Jetzt brauchte es nur wenige Schritte, um im nächsten Dickicht zu verschwinden und sich auf den Weg zu machen.
    Lieber jetzt gleich als später, falls der Austausch des Steins doch bemerkt wird , dachte er.
    Als er unbehelligt im Hof der Eisengießerei ankam, ging gerade die Sonne auf. Crow nahm es als gutes Omen. Er nahm Ann von seiner Schulter und zog sie hinter sich her in die Halle der Gießerei. Die gleißende Weißglut des Hochofens erfüllte den großen Raum nach wie vor mit gespenstischem Licht. Ein einziger Arbeiter speiste den Ofen - der Vorarbeiter.
    Kroow ging zu ihm. »Wo sind deine Männer?«
    »Sie haben sich geweigert, durchzuarbeiten«, antwortete der. »Sie sahen keinen Sinn darin, den Ofen die ganze Nacht über am Glühen zu halten. Also musste ich allein dafür sorgen, dass dein Wunsch erfüllt wird, Herr.«
    »Gut gemacht«, bescheinigte ihm Crow. »Du kannst jetzt nach Hause gehen.«
    Wortlos stapfte der Vorarbeiter aus der Halle. Crow wartete, bis er den Hof durchquert hatte und im Morgendunst außerhalb des Geländes verschwunden war. Dann zog er die Lederhandschuhe hervor, schützte mit dem rechten seine Hand und griff damit in den linken Handschuh.
    Schon im Begriff, Mutter hervorzuholen, fühlte er sich plötzlich beobachtet und blickte hinter sich. Ann Drax verfolgte jede seiner Bewegungen mit hellwachem Blick. Schweißperlen rannen ihr über Stirn und Wangen.
    »Dreh dich um!«, herrschte er das Mädchen an. Es gehorchte, machte eine halbe Drehung und blickte über die Blechwanne hinweg zum Haupttor.
    Kroow griff zu und zog das Steinwesen aus dem Handschuh. Er hob es auf Augenhöhe hoch. »Game over«, flüsterte er. »Du hast genug Unheil angerichtet. Die Herrschaft über die Menschheit gehört mir!«
    Er trat
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