Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
Vom Netzwerk:
berührten, wurden sie blass und steif; sie versteinerten! Im gleichen Maße wuchs die Aura um den Stein herum, der Lichtkranz wurde kräftiger und das Pulsieren war jetzt deutlich zu sehen.
    Augenblicke später war der Spuk vorbei. Crows Wahrnehmung klärte sich, die versteinerten Hände verschwanden und er sah wieder nur den Gesteinsbrocken vor sich liegen.
    Hunger… Ein letztes, beinahe ersterbendes Flüstern schlich sich in sein Bewusstsein. Der schwache rötliche Schimmer erlosch.
    Es ist tatsächlich Mutter, stellte der Koordinator fest. Sie braucht Nahrung, um kommunizieren zu können.
    Du hast recht , stimmte das Bewusstsein General Arthur Crows zu. Der Hilferuf scheint ihre letzten Reserven verbraucht zu haben. Aber zuvor hat sie mir noch gezeigt, welche Art Nahrung sie benötigt. Sein Blick wanderte zu den Wächtern links und rechts. Die beiden Menschen hatten von seiner Zwiesprache mit Mutter nichts mitbekommen.
    Crow ordnete seine Gedanken. Da war also ein Lebewesen in dem Stein - oder war es der Stein selbst, der lebte? Einerlei - auf alle Fälle besaß das Steinwesen einen nicht geringen Einfluss. Sonst hätte es kaum all diese Menschen als Jünger gewinnen können, die sogar um die halbe Welt reisten, um es zu befreien. Möglich, dass er diese Macht für sich nutzen konnte - vielleicht schon gegen Matthew Drax, sicherlich aber bei seinen weiteren Plänen.
    Das Thema Waashton war für Crow längst noch nicht abgeschlossen. Er selbst konnte Menschen nur beeinflussen, indem er sie mit einem fadendünnen Tentakel okkupierte. Wie sich herausgestellt hatte, reichte das nicht aus, um eine ganze Stadt unter seine Kontrolle zu bringen. War dieser Stein dazu in der Lage?
    Arthur Crow fasste einen Entschluss. Er musste Mutter stärken und weiter mit ihr kommunizieren. Nur so ließ sich ausloten, welchen Fund er hier gemacht hatte und was er ihm bringen konnte…
    ***
    Im Luftraum über Poolen
    Dunkle Regenwolken begrüßten Matthew Drax, als er sich gähnend reckte und einem morgendlichen Ritual folgend an eines der Fenster der MYRIAL II trat, um ein paar tiefe Atemzüge zu tun. Er verschränkte die Hände vor dem Körper, ließ die Fingerknöchel knacken und nickte Rulfan zu, der bei dem hölzernen Geräusch missmutig die Nase rümpfte.
    Der Albino hatte die Nachtschicht ihrer Flugpassage übernommen und sie auf ihrem Weg über Osteuropa weiter in Richtung ihres nächsten Ziels gesteuert: die Halle der Ex-Versteinerten nahe der Ostseeküste im ehemaligen Deutschland. Oder Doyzland, wie man es heutzutage nannte.
    Der über Nacht eingesetzte Nieselregen zeichnete kuriose Muster auf das Plexiglas, als Matt die Scheibe zur Seite schob und ein Schwall feuchter Luft in den Innenraum des Luftschiffs wehte. Der kühle Hauch breitete sich rasch aus und entlockte Aruula und Xij in ihren Kojen ein missmutiges Knurren.
    »Kalt!«, murrte die schöne Barbarin und zog sich die Decke bis zur schwarzen Haarmähne hoch. Dann drehte sie sich um und war sofort wieder eingeschlafen. Xij blinzelte verschlafen in das trübe Licht des Morgens. Sie lag auf dem Rücken und ihr Blick schien ins Leere zu gehen.
    Sie sieht blass aus , dachte Matt, der sie durch die offene Tür zum Schlafbereich beobachten konnte, und gegessen hat sie in den letzten Tagen auch nicht viel. Aber das ist ja auch kein Wunder. Die Vorgänge in Tschernobyl waren für uns alle kein Zuckerschlecken, aber Xij hat es so richtig erwischt . [2]
    Der Mann aus der Vergangenheit fuhr sich durch das zerzauste blonde Haar und rieb sich die Schläfen. Auch er wachte immer noch mit Kopfschmerzen auf. Wenigstens nur das , dachte er mit Schaudern. Eigentlich müssten wir alle tot sein.
    Er und Rulfan waren einige Zeit in Prypjat nahe Tschernobyl festgesetzt worden, ohne es zu wissen. Die beiden Frauen aber hatten sich unmittelbar bei der Reaktorruine aufgehalten. Dass sie trotzdem noch lebten, war ironischerweise einem Daa'murenkristall zu verdanken, der sie - wie alle Einwohner - gegen die Strahlung immunisiert hatte. Ein Effekt, der ständig erneuert werden musste; darum würde der Schutz gegen Radioaktivität auch nur wenige Wochen anhalten.
    Der Daa'mure jedenfalls würde niemanden mehr beeinflussen oder immunisieren können: Xij hatte ihn zerschrien - mit einem so schrillen, hohen Ton, dass der Kristall geborsten und zu feinem Staub zerfallen war. Eine Fähigkeit aus einem ihrer früheren Leben…
    Diese ganze Reise war so überflüssig , dachte Matt frustriert. Nun, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher