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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
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überlebte garantiert niemand!
    »Wow…« Jola ließ den Arm sinken und blickte bleich und entsetzt in die Gesichter von Oleg und Tomasz. Mit diesem Ergebnis hatte auch sie nicht gerechnet. »Was für ein Teufelsding ist das?«
    »Ich würde es ›Maschine des Jüngsten Gerichts‹ nennen«, ächzte Oleg. »Damit hat der Solnosc das absolute Machtinstrument in seinen Händen. Wenn ich mir vorstelle, dass er die Kanone gegen andere Städte richten könnte…«
    »Was heißt könnte ?«, ereiferte sich Tomasz. »Er wird sie im Krieg einsetzen, das steht außer Frage. Wer soll ihn davon abhalten?«
    Jola nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. »Ja, wer… außer uns?«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Wir müssen versuchen, diese Kanone an uns zu bringen, koste es, was es wolle…«
    ***
    Am Nabel der Welt
    Lady Victoria eilte schnellen Schrittes durch das Tor der großen Halle, die Mutters Kinder um den Ursprung errichtet hatten. Das hauptsächlich aus den Trümmerteilen des Mars-Raumschiffs CARTER IV errichtete Bauwerk war vom künstlichen Licht der Scheinwerfer hell erleuchtet, und alles konzentrierte sich auf den Boden in der Mitte der Halle, wo sich ein kompliziert aussehendes Metallgerüst bis knapp unter die Decke erhob. Der gewaltige Bohrer, den die hier Versammelten mit Hilfe der Marsianer entwickelt und gebaut hatten, verursachte einen Höllenlärm, während er sich weiter in die Erde vorarbeitete. Das Stampfen von Wasserpumpen und Generatoren mischte sich in die Geräuschkulisse, überall lagen Metallstangen, Verstrebungen, Verbindungsstücke und Rohre herum. Alle hier Arbeitenden folgten einem genauen Schema, gingen zielstrebig und effizient vor.
    Und doch sind wir nicht schnell genug , ging es Victoria durch den Kopf. Von einer inneren Unruhe getrieben hatte sie ihr Zelt verlassen, um nachzusehen, wie weit die Arbeiten gediehen waren. Dabei war sie sich sicher, dass alle von Mutters Kindern ihr absolut Bestes gaben. Trotzdem hatte die Nervosität am Nabel der Welt in den letzten Tagen beträchtlich zugenommen.
    Jennifer Jensen und Sir Leonard Gabriel waren schon seit Wochen mit der Fregatte der Reenschas unterwegs, um Mutter heimzuholen. Nun befanden sie sich auf dem Rückweg; das spürten sie alle ganz tief in sich drin. Die Gewissheit, dass der Tag nahe war, an dem sich alles fügen würde , versetzte sie in freudige Erwartung.
    Und deswegen müssen wir uns beeilen! , hallte es durch Victorias Kopf. Aber es lag ja nicht immer nur an ihnen, dass es Probleme gab…
    Die einstmals mächtigste Frau der Londoner Bunkercommunity hatte sich durch das Gewusel von Arbeitern beinahe bis zur Mitte der Halle durchgekämpft, als ein metallisches Ächzen von dem Bohrturm ausging. Das Kreischen von aneinander reibendem Metall tat in den Ohren weh, und es war beinahe komisch, dass die unten am Bohrloch wachenden Menschen den beiden Bohrerpiloten auch noch warnend winkten, sie sollten das Gerät anhalten. Als ob sie das nicht selbst hören würden!
    »Das hat uns gerade noch gefehlt…«, murmelte Victoria. »Nicht schon wieder…«
    Auf einer der Plattformen, die den Bohrturm umgaben und auf denen zahlreiche Kontrollpanels und Messgeräte montiert waren, sah sie Claudius Gonzales stehen. Der Kommandant der Marsianer von der Mondstation reckte den Hals über das Geländer und versuchte zu erkennen, was geschehen war. Knappe Rufe der Kontrolleure am Boden setzten ihn ins rechte Bild. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Ärgers und er schlug mit der flachen Hand gegen die Brüstung.
    Sein Blick erhellte sich etwas, als sein Blick auf Victoria fiel, die sich jetzt anschickte, zu Gonzales auf die Plattform zu klettern.
    »Ist es das, was ich befürchte?«, fragte sie, während der Mann ihr die Hand reichte, um ihr hinauf zu helfen.
    Gonzales nickte. »Das ist jetzt das dritte Mal innerhalb der letzten achtundvierzig Stunden, dass sich der Bohrkopf festgefressen hat. Die Gesteinsschicht, auf die wir vor zwei Tagen gestoßen sind, erweist sich als äußerst massiv. Aber wir müssen auf jeden Fall da durch!«
    Victoria fluchte leise. Wenn der Bohrkopf schon wieder ausgewechselt werden musste, kostete das zusätzliche Zeit. Zumindest hatten die Arbeiter inzwischen etwas Routine beim Auf- und Abbau des Gestänges erlangt. Das wusste sie, ohne sich mit den anderen verständigen zu müssen.
    Die Versteinerung durch Mutter hatte sie auf geheimnisvolle Weise geeint. Ein Teil ihres Denkens floss in ein Kollektiv, auf das
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