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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land
Autoren: Oliver Fröhlich
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Mundschutz und vorgehaltenen Gewehren in die Wohnung, einer von ihnen mit zwei Riesenflöhen an Ketten.
    Wie dumm von uns , schoss es Matt durch den Sinn. Wie konnten wir nur annehmen, Akimow sei allein!
    »Keine Bewegung!«, plärrte der vorderste Wachmann in dem harten Englisch, das sie von Akimow schon kannten.
    Beschwichtigend hob Matt die Hände. Rulfan legte die erbeutete Waffe langsam zu Boden. Doch damit schienen die Wächter nicht zufrieden zu sein.
    »Ich sagte: Keine Bewegung!« Die Stimme des Mannes überschlug sich beinahe.
    »Kein Grund…«… zur Aufregung , wollte Matt sagen, doch da verlor einer der Männer die Nerven. Er ließ einen seiner Flöhe los!
    Wie ein übergroßer Springball katapultierte sich das Tier auf Matt zu. Der versuchte noch auszuweichen, doch da schlug ihm das mutierte Viech gegen die Brust und riss ihn um. Beim Anblick der kalten Punktaugen und des riesigen Stech- und Saugrüssels überkam ihn Panik.
    Er packte den Körper des Tiers, wollte es von sich stoßen. Vergebens. Er spürte die Borsten und Zahnkämme, die sich förmlich an ihm festklammerten. Die Krallen an den zusammengebundenen Beinen bohrten sich in seine Haut. Matt prügelte auf den Floh ein, doch der Chitinpanzer war hart wie Stahl.
    Ein Geräusch erklang aus dem Saugrüssel, wie ein Schmatzen. Im nächsten Moment pflügte sich das Organ in Matts Oberarm. Ein fürchterlicher Schmerz loderte durch seinen Körper. Und immer wieder hörte er diesen widerlichen Laut, den der Blutsauger ausstieß. Bis ihm die Sinne schwanden…
    ***
    Gegenwart
    Bei der Erinnerung an die gescheiterte Flucht griff sich Matt instinktiv an den Arm. Jetzt, da er wieder daran dachte, breitete sich ein widerlicher Juckreiz von dieser Stelle aus.
    Er spürte eine Schwellung unter dem Stoff des Overalls. Wie von einem Wespenstich, nur größer. Wenn er sie berührte, ließ das Jucken sofort nach, allerdings nur, um einem ziehenden Schmerz Platz zu machen.
    Noch immer kniete er auf der Lichtung, auf der er vorhin erwacht war. Sein Mund fühlte sich noch trockener an als in Prypt. Die Innenseiten der Lippen und Wangen waren wund und schmerzten, wenn er mit der Zunge dagegenstieß. Er nahm den metallischen Geschmack von Blut wahr, doch das war nicht alles. Darunter lag eine weitere Note, die er nicht definieren konnte. Faulig, verrottet. Widerlich.
    Wie konnte sich sein Mund überhaupt trocken anfühlen, wenn er doch blutete?
    Die Schleimhäute glichen einer rissigen Asphaltdecke. Sein Schädel hämmerte ohne Unterlass. Ihm war speiübel. Was war nur los mit ihm? Die Nebenwirkungen des Flohbisses? Gift, das ihm das Vieh in den Körper gepumpt hatte?
    Da erklang wieder die Stimme in seinem Inneren. »Die unheilvollen Einflüsterungen des Obersten Liquidators können noch Nachwirkungen zeigen. Verwirrung, Desorientierung. Fürchte dich nicht, wenn das geschieht. Bleib stark und standhaft in deinem Plan!«
    Noch immer wusste er nicht, was das zu bedeuten oder wer ihm diese Worte mit auf den Weg gegeben hatte. Wie schon kurz nach seinem Erwachen schoss ihm der Name Igoor Tiisiv in den Sinn, mit dem er aber auch nicht mehr verband als vorhin. In dieser Hinsicht hatte ihn die erwachte Erinnerung nicht weitergebracht.
    Mit zitternden Knien stemmte Matthew sich hoch. Er musste nach Prypt! Musste Aruula befreien.
    Aber warum hielt er sich nicht mehr in Prypt auf? Wie war er entkommen? Was war nach dem Flohbiss geschehen?
    So sehr er sich auch das Hirn zermarterte, die Ereignisse direkt nach der gescheiterten Flucht lagen in tiefer Dunkelheit. Als habe jemand die entsprechenden Seiten aus seinem inneren Logbuch gerissen.
    Stattdessen sah er plötzlich wieder das Riesenrad vor sich. Diesmal allerdings nicht aus dem Fenster eines verfallenen Wohnblocks als Schattenriss vor dem Vollmond, sondern in seiner vollen Pracht am helllichten Tag. Ein Festplatz. Die Reste eines Jahrmarkts. Und…
    Erneut blieb er nicht lange auf den Beinen. Die Wucht und Gnadenlosigkeit der Erinnerung zwang ihn in die Knie. Er stützte sich an Aruulas Schwert ab und übergab sich auf den Rasen.
    Der kotzende Ritter von der traurigen Gestalt.
    Was für ein sinnloser Gedanke! Stand er unter Drogen? Hatte er deshalb etwas getan, woran zu erinnern sich sein Unterbewusstsein krampfhaft weigerte?
    Der innere Kampf war vergebens. Mit aller Klarheit liefen die Bilder vor seinem inneren Auge ab.
    Er wusste nicht, was sich direkt nach dem Flohbiss ereignet hatte. Er konnte sich nicht entsinnen,
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