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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar
Autoren: Michael M. Thurner
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ihnen interessiert entgegen. Zwei Stoffballen waren unbesetzt geblieben. Matt und Aruula nahmen Platz.
    »Seid willkommen, meine Freunde«, sagte Rishi ehrerbietig und deutete auf bereitstehende Holzschüsseln. »Wir haben nicht viel zum Teilen, aber wir geben es gerne. Uttapam und Pasanda, dazu kühles, sauberes Wasser und gewürzten Chaa. - Doch bevor ihr zugreift, lasst uns den Handel hinter uns bringen.« Seine Blicke richteten sich auf den Rucksack.
    »Wenn ihr so wenig habt«, begann Matt vorsichtig, »könnt ihr es euch dann überhaupt leisten, uns Proviant mitzugeben?«
    »Wir sind den Hunger gewöhnt«, sagte der Alte, »doch der Hunger nach neuem Wissen ist weitaus größer. Was wir von dir zu lernen und zu erfahren hoffen, wird uns helfen, Nohq'wa reicher und bedeutender zu machen.«
    Matt warf einen raschen Blick zu Aruula hinüber, die zu verantworten hatte, dass er nun als postapokalyptischer Anchorman dastand.
    »Ich bin nur ein einfacher Reisender«, dämpfte er die Erwartungen. »Ich weiß nicht, ob ich eure Erwartungen erfüllen kann.«
    »Wir werden uns gewiss einigen können.« Rishi lächelte ihn freundlich an. »Also: Was habt ihr uns anzubieten?«
    Der Handel begann. Matt wusste, dass er dem erfahrenen Mann nichts vormachen konnte. Mit dem Tand, den Xij Hamlet aus dem Zirkus mitgenommen hatte, konnte er hier keinen Blumentopf gewinnen.
    Er nestelte am Verschluss seines Rucksacks, murmelte undeutliche Worte und trieb so die Spannung in die Höhe. Er stand im Zentrum allen Interesses, die Gespräche rings um das Feuer waren verstummt.
    Matt zog den Ersatzkompass von Bord der MYRIAL II aus dem Rucksack und blickte verschwörerisch in die Runde.
    »Mit diesem Gerät der Alten werdet ihr euch nie mehr verirren. Denn die Nadel zeigt immer nach Norden. Wenn der Himmel bedeckt ist und ihr Sonne oder Mond nicht seht, könnt ihr damit trotzdem jederzeit die Richtung erkennen, in der euer Dorf liegt.« Er hielt den Kompass in die Höhe, so dass jedermann am Lagerfeuer ihn sehen konnte. »Aber vermutlich kommt ihr nur selten aus eurem Dorf heraus«, sagte er dann. »Ich muss euch wohl noch größere Schätze zeigen…«
    Die Erwartungshaltung stieg, man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Sicherlich fragten sich die Einwohner Nohq'was, was denn dieses magische Gerät übertreffen könnte.
    »Ah, hier ist es ja!«, sagte Matt mit zufriedener Stimme. Er zog einen dicken, mit weißlichem Pulver gefüllten Beutel hervor, und zwei unterarmlange Stäbe, die er eigentlich im Inneren des Rucksacks nicht übersehen hätte können. Doch niemand störte sich an seiner kleinen Show.
    Matt gab den Nohq'was Gelegenheit, Pulver und Stäbe ausführlich zu begutachten. Dann erhob er sich und stellte sich breitbeinig hin. »Die Ebene ist fruchtbar«, begann er. »Sicherlich regnet es hier oft und viel, damit alles wachsen und gedeihen kann. Das mag gut sein für das Land, aber schlecht für euch, denn eure Fackeln erlöschen in der Nässe, und die Feuer lassen sich nur schwer entzünden, wenn überhaupt. Ist es nicht so, Rishi?«
    Der Alte nickte. »So ist es eben. Wir haben uns damit abgefunden.«
    »Aber das müsst ihr nicht!«, sagte Matt. Er sah zum Ziehbrunnen hinüber und winkte einem Jungen, der sich eben einen Bottich Wasser mit Lederriemen um die Schultern band. »He, du! Komm her, ich könnte deine Hilfe gebrauchen!«
    Der Junge sah ihn überrascht an, gehorchte aber, als Rishi nickte. Mit schweren Schritten näherte er sich dem Feuer.
    Der Bottich war breit, wog sicherlich im gefüllten Zustand mehr als vierzig Kilo.
    »Setz ihn ab!«, forderte Matt.
    Der Junge gehorchte und trat dann einen Schritt zurück.
    »Habt ihr je ein Feuer gesehen, das unter Wasser brennt ?«, fragte Matt und erntete ratlose Blicke. Nein, das hatten sie natürlich nicht. Er nahm eine der Magnesiumfackeln zur Hand, entzündete sie unter dem Ah und Oh der Dorfbewohner - und warf sie in den Wasserbottich. Es brodelte, aber vom Grund des Behältnisses kam noch immer ein grelles Leuchten, viel heller als eine normale Fackel.
    »Mit einigen Körnchen des Pulvers entzündet ihr jedes Brennholz«, pries Matt den Magnesiumabrieb an, »und eine Fackel aus diesem Material macht die Nacht zum Tage.« Er wartete ab, bis das aufgeregte Raunen nachließ. »Ich biete euch mein Wissen an«, sagte er dann. »Ich lehre euch, Fackeln zu fertigen, die selbst im stärksten Regen nicht erlöschen, mit denen man gar Gewässer schwimmend und
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