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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar
Autoren: Michael M. Thurner
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lebendig gewordene Pflanzenwelt ein.
    Matt stellte sich Oguul; diesem Monstrum, das nunmehr vollends in eine Decke aus Pflanzenwerk gehüllt war und nach wie vor wie ferngesteuert auf ihn zugewankt kam. Matt feuerte den Driller ab - einmal, zweimal, immer wieder.
    Das Monstrum stoppte. Die Explosionen sprengten die äußere Pflanzenhülle weg, doch die Lücken schlossen sich in Sekundenschnelle wieder.
    So konnte er der Kreatur nicht beikommen.
    Kurz entschlossen zog Matt den Kombacter aus dem Hosenbund, richtete ihn auf Oguul und drückte ab. Ein Blitzgewitter löste sich vom Abstrahlpol der Hydree-Waffe und schlug in das Pflanzengewirr ein. Wo immer die Blitze das Grünzeug berührten, verschrumpelte es, dörrte aus und fiel ab. Bald hatte sich eine größere freie Fläche auf Oguuls Brust gebildet.
    Noch einmal hob Matt den Driller.
    Diesmal fuhr das Projektil ungehindert in den Körper des falschen Gottes und explodierte.
    Das Monstrum kreischte. Der Boden riss auf. Wurzeln brachen hervor, umschlangen Oguuls Beine und hoben ihn hoch in die Luft.
    Matt feuerte weiter, traf noch drei, vier Mal und löste konvulsivische Zuckungen im Pflanzenwerk aus.
    Wasser gischtete an mehreren Stellen hoch. Die steinernen Umrandungen der Kanäle brachen. Bäume fielen einfach um. Ihre Wurzeln peitschten ziellos durch die Luft.
    »Hinlegen!«, rief Mowgra den Frauen zu, und sie folgten dem Befehl. Trotzdem war es ein Wunder, dass keine von ihnen getroffen wurde.
    Der sterbende Gott wurde unterdessen von den Pflanzen weiter angehoben - und dann unvermittelt zur Seite geschleudert, in den Wald hinein. Als würde dieses grässliche Wesen ihren fleischlichen Handlanger in seinem Todeskampf nicht mehr bei sich haben wollen.
    Eine rasante Veränderung ging mit den Pflanzen vor sich. Sie wurden grau und welk, so rasch, dass Matt dabei zusehen konnte. Alles Leben rann aus ihnen heraus und versickerte. Übrig blieb modriger Schleim, der rasch zu stinken begann.
    Ein letzter lauter Seufzer klang durch den Wald - dann herrschte Stille. Ein Gutteil der Bäume rings um sie her war gefällt und niedergerissen - oder, als Bestandteil des Pflanzenwesens, verfault.
    Matt stand schwer atmend da. Er strich über den Griff des Kombacters. Selten zuvor war er so dankbar für die Hydree-Waffe gewesen. Er konnte nur hoffen, dass sie so bald nicht ihre Ladung verlor; aufgrund einer fehlenden Energieanzeige konnte er das nicht einschätzen.
    »Zaraa!«, rief Mowgra und lief auf eine der Frauen zu, die hinter den brennenden Pflanzenresten zum Vorschein kam. Er scherte sich nicht um die Verwesung ringsum, hatte nur noch Augen für seine Geliebte. Er küsste und herzte und umarmte sie, während die anderen Gefangenen endlich registrierten, dass es vorbei war. Dass sie die Freiheit zurückgewonnen hatten.
    Der Jubel kannte keine Grenzen; Matt fühlte sich erneut von den Frauen umarmt und geherzt, noch stürmischer als zuvor. Alle freuten sich und stimmten Lobgesänge an. Alle… bis auf Aruula.
    Matt befreite sich aus der vielfachen Umarmung und hielt nach seiner Gefährtin Ausschau. Sie war verschwunden.
    Er rief ihren Namen, sah sich besorgt um - und entdeckte sie Sekunden später, als sie aus dem Wald kam. Zwei weitere Frauen befanden sich bei ihr, deren Gesichter grässlich entstellt waren und die sich kaum auf den Beinen halten konnten.
    »Ich hatte noch etwas zu erledigen«, sagte Aruula, als Matt zu ihr trat, und betrachtete prüfend ihr Schwert. Es war tatsächlich ihr Schwert; Matt erkannte den in den Griff eingelassenen Speicherkristall mit Aikos Gedächtniskopie.
    »Die beiden Frauen befreien?«, hakte er nach und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
    »Nicht nur. Ich wollte auch sichergehen, dass dieser falsche Gott Oguul den Sturz nicht überlebt hat.«
    »Und? Lebte er noch?«
    »Er hatte mein Schwert bei sich«, sagte Aruula ausweichend. »Hat ihm wohl gefallen. Nun, jetzt braucht er es nicht mehr.« Sie wischte Blut von der Schneide, bevor sie seinen Kuss zögerlich erwiderte. »Jetzt könnte ich ein anständiges Bad gebrauchen«, sagte sie, »aber in diese Dreckstümpel bekommen mich keine zehn Wakudas mehr rein.«
    ***
    Der Abschied aus den Gärten von Sha'mar fiel kurz und schmerzlos aus. Die überlebenden Kultisten waren ebenso geflüchtet wie all ihre Helfershelfer aus den Dörfern der Ebene. Es würden schmerzhafte Tage auf die Bewohner des riesigen Landstrichs zukommen. Sie würden diejenigen zur Verantwortung ziehen, die den Glauben
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