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2895 - Zeugen leben nicht lange

2895 - Zeugen leben nicht lange

Titel: 2895 - Zeugen leben nicht lange
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nicht bereits über sehr viel Erfahrung in meinem Beruf verfügt, wäre ich vermutlich verunsichert gewesen. Doch ich erkannte lediglich einen abgebrühten Mann, der seine Rolle perfekt beherrschte.
    »Außerdem wollte Derek Storm dem FBI eine Auflistung aller Mitarbeiter der Stadtverwaltung übergeben, die in einen umfangreichen Korruptionsskandal verwickelt sind«, antwortete ich.
    Hector Ortega lehnte sich zurück, rückte die Krawatte zurecht und studierte meinen Gesichtsausdruck. Es wurde ein Kräftemessen ohne Worte.
    »Solange Sie nicht unterstellen wollen, dass ich etwas mit dem Skandal zu schaffen habe, bekommen wir keine Schwierigkeiten«, sagte er schließlich.
    Ortega hatte gekonnt eine Drohung in seine Aussage eingebaut und bewies mir damit, dass wir auf dem richtigen Weg waren.
    »Ihr Name steht sogar ziemlich weit oben auf der Liste«, warf Phil ein.
    Hector Ortega schnaubte verärgert und drückte auf eine Taste an seiner beeindruckenden Telefonanlage.
    »Mir ist bewusst, worauf Sie hinauswollen. Bevor ich mich jedoch dazu äußere, möchte ich Frank Fredericks hinzuziehen«, erklärte er.
    Während wir auf Fredericks warteten, erläuterte Ortega uns dessen Funktion in der Stadtverwaltung. Es überraschte mich nicht, dass Fredericks ein Jurist war und dass Ortega ihn zu dem Gespräch hinzuzog. Es gab jedoch eine Sache, die für mich von einigem Interesse war: Handelte es sich bei Frank Fredericks um einen weiteren korrupten Angestellten oder riskierte Ortega nur sehr viel?
    Der leicht übergewichtige Fredericks erschien innerhalb von drei Minuten im Büro des Vizedirektors und ließ sich erklären, weshalb wir mit Ortega sprachen.
    »Ein Netzwerk korrupter Angestellter? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es so etwas in New York gibt. Vermutlich wollte Derek Storm sich nur wichtig machen, um für eigene Verfehlungen einen Strafnachlass zu erreichen«, wehrte Fredericks ab.
    In den folgenden Minuten demonstrierte uns der aalglatte Jurist, wie er unsere Ermittlungen zu behindern gedachte. Solange wir nicht mehr als die nicht mehr zu überprüfende Liste vorlegen würden, gab es keine weiteren Auskünfte seitens der Stadtverwaltung.
    »Sie müssen doch selbst einsehen, auf welch dünnem Eis Sie sich bewegen. Gibt es keine wichtigeren Ermittlungen des FBI, Agent Cotton?«, fragte Fredericks.
    Mir genügten die Ausführungen des Juristen, um ihn als wahrscheinliches Mitglied des Netzwerks einzustufen. Zu keiner Sekunde erschien mir die Aussage Storms als fragwürdig, weshalb es also eine Gruppe korrupter Angestellter geben musste. Phil und ich würden ihnen auf die Schliche kommen. Sollten sie hinter dem brutalen Anschlag auf die Männer im Safe House stecken, sah ihre Zukunft sehr düster aus.
    »Wir ermitteln zum Glück unabhängig, Mister Fredericks. Das FBI hat das größte Interesse daran, den Mord an sieben Menschen aufzuklären! Sie sollten sich in Ruhe besprechen, ob Ihre Taktik wirklich die beste für Sie ist«, erwiderte ich scharf.
    Damit war das Gespräch beendet und wir verließen Ortegas Büro. Die eingeräumte Zeit von zehn Minuten überschritten wir nur minimal, dennoch hatte unser Besuch einige Wirkung erzielt. Die Assistentin warf uns neugierige Blicke zu, und als ich vom Lift aus zu Hector Ortega zurückschaute, befand er sich in einer heftigen Auseinandersetzung mit Frank Fredericks. Die halbhohen Glaswände ließen die beiden Männer wie Fische in einem Aquarium wirken. Ich musste aber auch nicht die Worte verstehen können, die im Büro ausgetauscht wurden. Die Gesten und verzerrten Gesichter reichten völlig aus, um den Inhalt erraten zu können.
    »Ortega und Fredericks sind wenig erbaut über unseren Besuch«, sagte Phil.
    Mein Partner wirkte ausgesprochen zufrieden mit dem Ergebnis.
    ***
    June und Blair hatten sich die Aufgaben geteilt. Während der farbige Agent sich durch die Informationen im System des FBI arbeitete, wählte June den unkonventionellen Weg: Sie frischte diverse Kontakte auf, um so an das Wissen verschiedener Halb- und Unterwelttypen zu gelangen. Nach einer Stunde intensiven Arbeitens trafen sie sich in der Ecke mit dem Kaffeeautomaten, um ihre Erkenntnisse auszutauschen.
    »Wie heißt der Mann?«, fragte Blair alarmiert.
    Seine Partnerin war auf den Namen eines Dokumentenfälschers gestoßen, der auch Blair aufgefallen war.
    »Douglas Sundmark. Wieso fragst du?«, erwiderte June.
    Blair schob seiner Partnerin einige Ausdrucke hin, die alle wesentlichen
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