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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein
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über. Das atmungsfähige schwarze Material war leicht und entsprechend erträglich.
    Auf dem Rücken der Jacke prangte das FBI-Logo in großen gelben Buchstaben, vorn auf der Brusttasche eine kleinere Version. Eine Kapuze gehörte ebenfalls dazu, außerdem Gummistiefel, die wir hinter den Sitzen untergebracht hatten.
    Wir verließen die Tiefgarage des Federal Building. Noch während wir die Ausfahrt hinauffuhren, schaltete ich Rotlicht und Sirene ein. Auf die Weise kamen wir halbwegs zügig voran, obwohl die Sicht miserabel war. Ich entschied mich für den Weg über die Brooklyn Bridge und den Brooklyn Queens Expressway, denn der Brooklyn Battery Tunnel war bereits hoffnungslos verstopft.
    Noch auf dem Expressway, kurz vor unserem Ziel, erblickten wir durch die Regenschwaden etwas wie ein weißes Hochhaus, dessen Fenster lange, parallele Lichterketten bildeten. Zumindest wussten wir, dass wir uns dem Terminal Red Hook näherten, und was da wie ein gewaltiges Gebäude durch den Wolkenbruch schimmerte, war ein Kreuzfahrtschiff. Es musste die Queen Mary sein. Das Prachtschiff der Cunard Line war gestern in New York eingetroffen und hatte hier, an der Wasserseite South Brooklyns, festgemacht.
    Bis zur Van Dyke Street war es nur noch ein Katzensprung. Ich schaltete die Sirene aus. Nur noch der Widerschein des kreisenden Rotlichts begleitete uns durch die strömende Nässe. Ein rasch anwachsender, sich verbreiternder Fleck vom gleichen Rot wie unser eigenes zeichnete sich vor uns im Regengrau ab. Es waren die Einsatzfahrzeuge, die sich beiderseits einer Zufahrt und von dort aus in Doppelreihe bis auf das ehemalige Industriegelände gruppiert hatten.
    Ich parkte den Jaguar neben einem Van mit dem unauffälligen grauen Logo SRD, der Abkürzung für Scientific Research Division. Phil meldete der Funkzentrale unsere Position und teilte den Kollegen mit, dass wir das Fahrzeug verließen. Wir zogen die Gummistiefel an, befestigten die Dienstmarken außen am Einsatzanzug und stülpten uns die Kapuzen über den Kopf.
    Die sprichwörtlichen Bindfäden waren nichts gegen das Regenprasseln, das auf uns einhieb, kaum dass wir uns ins Freie geschwungen hatten. Nach zwanzig, dreißig Yards stießen wir auf einen Cop in signalgelbem Südwester. Der uniformierte Kollege, der dem 76. Revier angehörte, stand unter dem Vordach eines alten Schrankenwärterhäuschens und wies uns den Weg. Der Assistant Director hatte uns angekündigt. In Fällen wie diesem erwarteten die Kollegen vom Police Department uns dankbar, wenn nicht sogar sehnsüchtig. Immerhin nahmen wir ihnen einen vermutlich schwierigen Job ab.
    ***
    Unter den offenen Schleusen des Himmels präsentierte sich die alte Industrielandschaft wie ein Endzeitszenario aus Hollywood. Wir liefen los, drangen zielstrebig in die graue Nässe vor. Die Umrisse der Gebäude waren nur undeutlich zu erkennen. Ecken und Kanten wirkten zerfasert, wie von einem Bildbearbeitungsprogramm verfremdet. Die Rotlichter, die nach wie vor kreisten, verliehen dem Anblick etwas Übernatürliches.
    Linker Hand parkten die Autos vor der Fassade des alten Lagerhauses, rechts vor dem nur wenig kleineren Fabrikgebäude. Das Lagerhaus war ursprünglich für die US Navy gebaut worden, die darin im Zweiten Weltkrieg ein Lager für Waffen und Ersatzteile unterhalten hatte. Die gigantischen Ausmaße des Gebäudes entsprachen der damaligen militärischen Standard-Architektur.
    Nach dem Abzug der Navy aus New York hatte die Speditionsgesellschaft Hines Shipping den sechsgeschossigen Bau bis zu ihrem Ende ebenfalls für Lagerzwecke genutzt. Den heutigen Eigentümern, Johnson & Schwartz , gehörte der gesamte Komplex einschließlich des Nachbargebäudes zur Rechten, der ehemaligen Nähmaschinenfabrik Clarendon, Landers & Associates .
    Die beiden Reihen der Fahrzeuge füllten die schluchtartige Gasse zwischen den hohen Gebäuden. Phil und ich eilten auf das verschwommene Weiß der Zelte zu. Mindestens zwei waren es, die die Kollegen vom NYPD noch vor Eintreffen der SRD aufgebaut hatten.
    Das Hauptzelt umschloss den Tatort und bildete gleichzeitig dessen Absperrung. Das davor befindliche Zelt hatte etwa die gleichen Abmessungen und diente als Einsatzzentrale und Aufenthaltsraum. Wir schlüpften in den Windfang, schoben die Kapuzen in den Nacken und klopften uns die Nässe von den Klamotten.
    Stimmengewirr empfing uns im vorderen Zelt. Es herrschte Gedränge. Arbeitstische und Pinnwände waren aufgestellt worden. Detectives
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