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2893 - Madison Avenue Mörder

2893 - Madison Avenue Mörder

Titel: 2893 - Madison Avenue Mörder
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nicht genau, ob das durch Sensoren veranlasst wurde oder jemand die Tür freigab. Aber wie auch immer – Miss Walters blieb an der Tür stehen, vollführte eine einladende Geste und bat uns einzutreten.
    Wir hatten ein etwa vierzig Quadratmeter großes Büro erreicht, in dem sich ein Mann von Mitte dreißig befand. Er saß nicht an seinem Schreibtisch, sondern auf der Rückenlehne der Couch auf der hinteren rechten Seite des Zimmers, die Füße auf der Sitzfläche. Schuhe hatte er keine an, nur weiße Tennissocken, die in Kontrast zu seinem hellgrauen Anzug standen.
    »Ah, Sie sind die Herren vom FBI – inspirierend«, sagte der Mann und sprang auf. Er kam auf uns zu und schüttelte erst Phil und dann mir die Hand.
    »Fester Händedruck, echte FBI-Agents, interessant, wirklich interessant. Da fällt mir schon eine neue Kampagne ein, wo wir Leute wie Sie einsetzen könnten. Nicht Sie natürlich, sondern Models, die Leute wie Sie repräsentieren«, sagte er. »Die Menschen wollen nicht die Realität, sie wollen nur eine Vorstellung der Realität. Und genau das geben wir ihnen.«
    »Interessant«, sagte ich. »Hat Ihnen Miss Walters schon gesagt, warum wir hier sind?«
    Er musterte mich wie ein interessantes Objekt, das es zu untersuchen galt. »Einfach vorzüglich, wie Sie direkt und ohne Umschweife zum Thema überleiten. Aber ja, das hat sie mir erzählt. Es geht um Foreman. Was ist passiert? Hatte er einen Unfall?«
    Als er auf seinen Mitarbeiter zu sprechen kam, ließ sein kreativer Enthusiasmus ein wenig nach und er zeigte etwas Ernst.
    »Nein, kein Unfall«, erwiderte ich. »Er wurde ermordet.«
    Lewisham nahm auf der Couch Platz, diesmal auf der Sitzfläche.
    Jetzt schien er nicht zu wissen, ob er besorgt sein oder diese Information für eine kreative Kampagne nutzen sollte.
    »Das ist ein Hammer«, sagte er schließlich. »Echt ein Hammer. Und so unerwartet. Vielleicht ist es auch das, was den Schock bewirkt. Ich meine, wenn jemand schwer krank ist und dann irgendwann dahinscheidet, ist das keine Überraschung und nicht derart schlimm. Aber ein Mann wie Foreman, in seinen besten Jahren, kerngesund, und dann das. Ja, das ist wirklich schockierend. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet, als ich heute Morgen aufgestanden bin. Wirklich nicht.«
    »Wir haben ein paar Fragen zu Mister Foreman, die Sie uns bestimmt beantworten können«, meinte Phil. »Zuerst – wissen Sie, wer ihn gestern besucht hat? Vielleicht jemand aus der Agentur?«
    Lewisham setzte ein leicht überhebliches Lächeln auf. »Wissen Sie, was die kreativen Fähigkeiten meiner Mitarbeiter angeht, da kenne ich mich aus, da macht mir keiner was vor. Aber deren private Angelegenheiten – das sind eben private Angelegenheiten, davon habe ich keine Ahnung. Das schließt auch Foreman mit ein. Ich weiß, dass er verheiratet ist und in Queens wohnt – das war’s dann aber auch schon. Als Creative Director einer der kreativsten Werbeagenturen der Ostküste habe ich andere Dinge im Kopf, ganz andere Dinge.«
    »Und wie sieht es mit Konkurrenten und Neidern aus?«, fragte ich. »Ich kann mir vorstellen, dass das in Ihrer Branche ein Thema ist.«
    Er winkte ab und lächelte. »Ach, Sie haben ja keine Ahnung. Das hier ist ein Haifischbecken. Jeder versucht, nach oben zu kommen. Aber das gelingt nur jenen, die gut sind und sich zu wehren wissen. Man muss sich durchsetzen können – wobei sich der Wettbewerb eher auf geistig-emotionaler Ebene abspielt als auf körperlicher. Und das trifft auf alle Berufssparten zu, die wir hier beschäftigen. Wenn Sie wüssten, wie viele Models mir eindeutige Angebote machen, um bei einem großen Werbespot mitmachen zu können. Und bei den Textern und Art Directors ist es genauso. Und Foreman war gut, ziemlich gut. Verdammt, sein Tod ist ein ziemliches Problem, da er einen großen Etat betreut hat.«
    »Etat?«, fragte Phil.
    »Ja, so bezeichnen wir Kundenaufträge«, erklärte der Creative Director. »In diesem Fall handelt es sich um ein großes Unternehmen der Automobilbranche. Eine der Top-Branchen, hinter denen grundsätzlich alle Agenturen her sind. Es gab vor zwei Monaten eine Ausschreibung und Foreman hat mit seiner Kampagne den Etat für uns an Land gezogen.«
    »Gibt es jemanden, der auf Foremans Job scharf gewesen sein könnte? Ich meine, jemanden, der auch Aussicht hätte, sein Nachfolger zu werden?«, fragte ich weiter.
    Unser Gesprächspartner nickte. »Ja, natürlich. Ich meine, er war zwar ziemlich gut, aber
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