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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns
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in wenigen Minuten den Äquator. Leider haben wir für eine Äquatortaufe keine Zeit, und Neptun steht ohnehin aus Termingründen nicht zur Verfügung!«
    Diesmal lachten sie alle, denn den Äquator in New York kaufte ihm natürlich niemand ab. Gleich darauf aber wurden alle wieder still, als der Mann in der Ranger-Uniform seine nächste Ansage machte.
    »Nun, liebe Mitreisende, nähern wir uns bereits der Schildkrötenbucht, in der der blutrünstige Pirat Captain Kidd vor mehr als drei Jahrhunderten eine seiner Schatzkisten vergraben haben soll. Die Legende besagt, dass noch niemals jemand versucht hat, die Kiste zu bergen. Sie wird nämlich von einer ganzen Heerschar von Schnappschildkröten bewacht – seit zweihundertfünfzig Jahren! Der Schatz des Piraten ist so sicher wie in Abrahams Schoß. Niemand möchte seine Finger hier ins Wasser stecken, denn die Schnappschildkröten sind mindestens so schlimm wie Piranhas. Also – hält man einen Finger ins Wasser, kommt er als Knochen wieder raus, vollständig abgenagt.«
    Ein furchtsames Raunen durchlief die Reihen der jungen Passagiere. Im Zeitalter von iPods und Gameboys, das stellte Brad Ikemoto immer wieder fest, verloren die alten Geschichten nichts von ihrer Wirksamkeit. Er nahm Gas weg und lenkte den Gleiter mit sanftem Schwung und nachlassender Fahrt in die Bucht hinein.
    »Wir erreichen jetzt die Uferzone«, verkündete er durch die Flüstertüte, »und damit das Hoheitsgebiet der Schnappschildkröten. Gleich werden sie an den Außenbordwänden hochspringen und versuchen, Finger zu erwischen. Lasst euch davon nicht beeindrucken, euch kann nichts passieren!«
    Das Raunen der Mädchen und Jungen verstärkte sich. Ikemoto schmunzelte. Es war immer das Gleiche, wenn er durch das Beidrehen und den sich verändernden Propellerwind die Wasseroberfläche in Bewegung brachte. Es sah dann tatsächlich so aus, als ob es dort im Wasser von kleinen Lebewesen nur so wimmelte.
    Doch plötzlich, als der Gleiter weiter herumschwenkte, steigerte sich das Raunen zu einem vielstimmigen Entsetzensschrei.
    Brad Ikemoto sprang auf, und im nächsten Moment sah er, was seine jungen Passagiere veranlasste, sich aneinander festzuklammern. Einige, vor allem die Mädchen, wandten sich ab, andere starrten mit weit aufgerissenen Augen auf das Bild, das sich ihnen bot.
    Der Park-Ranger verspürte einen eisigen Schauer, den ihm das Grauen über den Rücken laufen ließ.
    Denn er kannte die tote Frau, die dort mit weit aufgerissenen Augen im flachen Wasser lag. Geistesgegenwärtig lenkte er den Gleiter aus der Bucht heraus und griff zum Handy.
    ***
    »Was soll ich jetzt tun, Jackson?«, fragte Brad Ikemoto. »Ich meine, du entscheidest das. Soll ich sofort die Polizei rufen? Oder möchtest du erst alleine …?« Er konnte nicht weitersprechen. Die Handyverbindung war schlecht, von Störungen unterbrochen, und der laufende Motor des Sumpfgleiters war zu hören.
    Jackson Payne stand auf, das Schnurlose am Ohr. Er wandte sich von seinem Schreibtisch ab. Irving Kelleher blieb auf dem Besucherstuhl sitzen und blickte ihm erschrocken nach. Payne trat an das Fenster des Büros und sah auf die Drumgoole Road hinaus. Es herrschte nur wenig Verkehr, wie immer an einem Samstag. Der betonierte Vorplatz des Stationshauses war blitzblank gefegt, und in der Seitenstraße parkten weniger Privatwagen von Kollegen als an einem normalen Wochentag.
    Das Bild erschien dem Fire Lieutenant vertraut und dennoch merkwürdig fremd. An seiner gewohnten Umgebung hatte sich nichts geändert, und trotzdem war nichts wie zuvor. Das Vertrauteste in dieser Welt fehlte.
    Annalee.
    Ihren Namen in seinen Gedanken auszusprechen, verursachte einen brennenden Schmerz in Paynes Körpermitte. Vom Bauch aus breitete sich der Schmerz sternförmig aus und drang stechend bis in die Fingerspitzen vor. Er hörte sein gequältes Stöhnen, und es klang so fremd, dass er sich fragte, ob er sich selbst noch kannte.
    Auch wenn Annalee während der Dienstzeit nicht bei ihm gewesen war, so war ihre Anwesenheit – zu Hause, beim Einkaufen oder bei einer Freundin – doch eine Art Garantie gewesen. Die Garantie seines Lebens. Jetzt fehlte sie. Es war, als hätte ihm jemand das Rückgrat oder einen anderen existenziell wichtigen Teil seines Körpers herausgebrochen.
    »Jackson?«, ließ sich Brad Ikemoto vorsichtig vernehmen. »Bist du noch da?«
    »Ja«, hörte Payne sich krächzen.
    »Es ist furchtbar«, sagte Ikemoto. Mit dem Lieutenant
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