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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge
Autoren: Christian Schwarz
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du mir helfen könntest. Willst du? Könntest auch bei mir wohnen, meine Gaath wird schon nix dagegen haben.«
    Conoor nickte. »Warum nicht? Ist mir doch egal, wohin der Wind mich treibt und wie lang ich irgendwo bleib. Und wenn ich was für Arfaar tun kann, tu ich's gern. Wollte sowieso länger in der Gegend bleiben.«
    »Ja? Warum das denn?«
    »Ist doch schön hier. Oder etwa nicht?«
    ***
    Anfang Oktober 2526, Glesgo
    Der Hüne mit den hüftlangen roten Haaren, dem mächtigen Seehundbart und den Muskelbergen hatte einen Krug Freesa-Uisge zu viel intus. Mindestens. Plötzlich erhob er sich und streckte den neuen Krug, den ihm die Bedienung gerade an den Tisch gebracht hatte, mit hoch erhobenem Arm in die überfüllte, verräucherte Schankstube des The Lischette an' the Piig .(»Der Schmetterling und das Schwein«)
    »He, ihr verfluchten Crooches!«, brüllte er mit rot unterlaufenen Augen. »Hab grad Lust auf'n Duell im Armdrücken. Wer von euch Pfeifen macht mit? Wer mich besiegt, dem geb ich vier Hände Coiins, aber ihr müsst dasselbe setzen. Na, hat einer den Mumm, gegen Reelf anzutreten, den stärksten Soldscher Brita… hoppla.«
    Das anfänglich leichte Schwanken hatte sich so weit aufgeschaukelt, dass Reelf nun über die Tischplatte kippte und unter dem Getöse des zusammenbrechenden Möbels der Länge nach auf den Boden schlug. Dabei riss er auch die Krüge seiner beiden Kumpane mit. Uisge spritzte auf den Boden und über die Kleider der Tischnachbarn.
    Brüllendes Gelächter, vermischt mit zornigen Rufen antwortete Reelf.
    Während seine beiden Kumpane, die wesentlich gefährlicher wirkten als er, weil sie kaum etwas getrunken hatten, ihm wieder auf die Beine halfen und gleichzeitig Drohgebärden gegen die lautesten Lacher machten, kamen auch noch spöttische Bemerkungen von der Art »Da brauch ich mir gar nicht die Finger schmutzig zu machen, das schafft auch meine Woom« hinzu.
    Reelf stand wieder, benötigte dazu aber weiterhin die Unterstützung seiner Kumpane. »Ihr verdammten Piigs!«, brüllte er los. »Ihr seid doch alle so blöd, dass ihr… nich mal geradeaus pissen könnt! Ihr habt Angst vor mir, aber ich nich vor euch! Genauso wie wir keine Angst vor den Reenschas ham, meine Freunde un ich!«
    Schlagartig wurde es so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören können. Angst war plötzlich in dem einen oder anderen Gesicht zu sehen, zumindest aber starkes Unbehagen. Reelf war viel zu betrunken, um es zu bemerken. Seine Begleiter hingegen registrierten es ganz genau. Sie versuchten ihn zum Schweigen zu bringen, aber Reelf ließ sich nicht bremsen.
    »Un soll ich euch mal was verraten, ihr Widderärsche?«, lederte er weiter. »Wir sin hierher gekomm', um das Geheimnis vonnen Reenschas rauszufinden! Wir woll'n wissen, wer die sin, und gleich morgen… morgen, ja… suchen wir se und schneiden ihnen die Eier ab, wenn sie uns nix von ihre Reichtümer abgeben. Da staunt ihr, was?«
    Nun konnten auch seine Kumpane den rothaarigen Hünen nicht mehr halten. Er sank auf seinen Stuhl, den ihm der Kerl mit dem Ratzengesicht zu seiner Linken mit dem Fuß unter den Hintern geschoben hatte. »Noch mehr Uisge für die Reenscha-Killer!«, schrie er in die immer noch lastende Stille hinein.
    Der Wirt wollte gerade etwas erwidern, als sich ein Mann aus dem Schatten der Treppe löste, die nach oben in die Schlafräume führte. Sein kurzes Handzeichen ließ den Wirt schlagartig innehalten. Der ganz in Schwarz Gekleidete mit den dünnen schwarzen Haaren, die ihm bis zu den Knien herunter hingen, zwängte sich zwischen den Tischen hindurch auf Reelf und seine Kumpane zu und blieb vor ihnen stehen, während langsam das Gemurmel wieder einsetzte.
    »He, was bist'n du für einer?«, fragte Reelf. »Wülste Armdrücken machen? Da haste keine Chance, das sag ich dir gleich. Siehst ja aus wie 'ne lebende Leiche.« Er lachte, während seine Kumpane den hoch aufgeschossenen Mann misstrauisch musterten. Im Gegensatz zu Reelf erkannten sie die Gefährlichkeit, die von ihm ausging, sofort. »Ja, wirklich, wie 'ne Leiche«, betonte Reelf noch einmal.
    »Wirt, bring einen neuen Tisch und Uisge für meine Freunde hier!«, rief der Schwarzgekleidete. »Vom Besten, den du hast.«
    »Wir sin nich deine Freunde, Leiche«, brabbelte Reelf. Er grinste schmierig. »Aber wir könn's werden, wenn du uns Uigs… Uisge spendierst. Wie heißte?«
    »Nennt mich Alastar.« Der Mann grinste kurz. »Darf ich mich zu euch
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