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28 Minuten

28 Minuten

Titel: 28 Minuten
Autoren: Dave Zeltserman
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Preis wird einem Diebstahl gleichkommen.«
    Yuris Hand lag schon auf dem Türknauf, als Petrenko ihn stoppte.
    »Vergiss nicht«, sagte Petrenko. »Morgen früh haben wir auf dem Markt zu tun. Bring Sergei mit.«
    Yuri nickte und ging. Er schloss die Tür leise hinter sich. Petrenko goss sich ein weiteres Glas Wodka ein und nippte langsam daran.

06
    Den Großteil der Fahrt zurück aus New Hampshire kochte Dan vor Wut über Joels Schlag ins Gesicht. Der Kerl war ein Hitzkopf, das hatte er ja schon gewusst, und trotzdem plante er einen Banküberfall mit ihm? Aber Dan war ein Einzelkind, und jahrelang hatte Joel die Rolle des älteren Bruders übernommen, zumindest teilweise. Und wenn man einem älteren Bruder etwas erzählt, das der für verrückt hält, wird er tun, was er muss, um einen eines Besseren zu belehren, oder? Jedenfalls versuchte Dan, sich das einzureden – und sich zu vergegenwärtigen, dass er, wenn es ums Ganze ging, auf Joel zählen konnte. Als er zu Hause ankam, war ihm beides einigermaßen gelungen.
    Er ließ den Wagen in der Auffahrt stehen, ging durch die seitliche Tür ins Haus und fand Carol allein in der Küche sitzen. Die Rötungen um Augen und Nase zeigten, dass sie geweint hatte.
    »Du bist spät«, sagte sie.
    »Tut mir leid, ich habe ein paar Sachen mit Joel besprochen.«
    »Ihr habt nicht einfach nur Bier getrunken und Backgammon gespielt?«
    »Nein. Ich hatte bloß ein Bud. Das war’s. Wir haben versucht, ein paar Geschäftsideen zu entwickeln.«
    »Hat das geklappt?«
    »Kann man noch nicht sagen. Wir werden sehen.«
    »Was ist mit deiner Wange passiert?«
    Dan schnitt eine Grimasse und berührte vorsichtig die Schwellung. »Ich bin ausgerutscht, als ich in den Wagen steigen wollte, und habe mir das Gesicht an der Tür angeschlagen, es ist kaum zu glauben.«
    Sie schaute weg. »Im Ofen steht Nudelauflauf«, sagte sie.
    »Danke. Esse ich gleich. Wo sind die Kinder?«
    »Susie ist oben. Gary schläft bei einem Freund.«
    »Bei wem?«
    »Brandon.«
    Er nickte. »Ich gehe kurz zu Susie und komme gleich wieder.«
    »Lass dir ruhig Zeit.«
    Dan zögerte, bevor er sich von ihr abwandte. Er wollte etwas sagen, aber ihm fiel nichts ein, was sie beruhigen würde. Mach dir keine Sorgen, Schätzchen, ich werde eine Bank überfallen und danach ist alles anders. Ihm wurde ein wenig übel. Als er die Treppe hochging, zwang er sich zu lächeln, er bereitete sich darauf vor, seiner Tochter zu begegnen.
    Er klopfte bei Susie und wartete darauf, dass sie Was ist denn? in ihrer bemüht genervten Art rief, bevor er eintrat. Sie lag auf dem Bett und hörte etwas auf ihrem iPod. Er setzte sich auf die Bettkante und küsste ihre Stirn. Sie ignorierte ihn einen Moment lang, dann zog sie die Stöpsel aus den Ohren.
    »Hi, Daddy«, sagte sie ohne jede Begeisterung.
    »Hallo, Prinzessin. Ich wollte nur Hallo sagen. Mal sehen, wie es dir geht.«
    »Alles in Ordnung«, murmelte sie missmutig.
    Sein Lächeln wurde immer künstlicher, während er sie anschaute. Sie war so ein hübsches Baby gewesen, aber als sie älter wurde, änderte sich das, und offensichtlich kam sie körperlich eher nach ihm. Statt Carols zarter Züge und ihrem leichten, nahezu perfekten Körper hatte sie seine Knochen und seinen Körperbau geerbt. Breite Schultern, breite Hüften, dicker Hals. Es war nicht fair, dass ein zwölfjähriges Mädchen derart zu kurz kam. Noch etwas, weswegen er sich schuldig fühlte.
    »Hast du heute was Nettes gemacht?«, fragte er.
    »Nein, was denn? Alle, die ich kenne, sind im Camp.«
    »Du kannst nächstes Jahr wieder hin.«
    »Wie du meinst.« Sie sah ihn an, und ihr Mund verzog sich vorwurfsvoll. »Mom sagt, wir müssen umziehen«, sagte sie.
    »Nein, Süße, das stimmt nicht.«
    »Warum sagt Mom das dann?«
    »Deine Mutter ist sehr müde, das ist alles.«
    »Wenn wir umziehen, wo ziehen wir dann hin?«
    »Süße, mach dir keine Sorgen. Wir ziehen nicht um. Ich verspreche es dir.«
    »Ich will nicht weg von meinen Freundinnen.«
    »Musst du auch nicht. Süße, ich verspreche es dir, okay?«
    Sie nickte, sah aber nicht sonderlich überzeugt aus, als sie sich die Stöpsel wieder in die Ohren steckte. Dan saß noch einen Augenblick da, dann tätschelte er ihr den Kopf und ging. Zurück in der Küche, starrte Carol einfach an ihm vorbei, als wäre sie gelähmt. Er ignorierte sie, holte sich einen Teller, nahm sich etwas Nudelauflauf. Statt sich zu ihr an den Tisch zu setzen, zog er sich einen Barhocker an den
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