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28 Minuten

28 Minuten

Titel: 28 Minuten
Autoren: Dave Zeltserman
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Er sog den Atem ein, nahm die Stange aus der Halterung und ließ sie einmal von seiner Brust abprallen, danach vollführte er zwölf schnelle Wiederholungen, bevor er die Stange wieder zurück in die Halterung legte.
    Kaum war er mit dem Satz fertig, setzte er sich auf und rieb sich mit einem Handtuch über Stirn und Nacken. Er stand auf und ersetzte die Fünfundzwanziger-Gewichte durch Fünfundvierzig-Pfund-Gewichte, so dass das Gesamtgewicht auf zweihundertfünfundzwanzig Pfund stieg. Er setzte sich wieder auf die Bank und schüttelte die Arme aus, putschte sich für den nächsten Satz auf. Dabei wanderten seine Gedanken zu dem Überfall und seinen Plänen für die Zeit danach.
    Das Adrenalin traf ihn jedes Mal, wenn er daran dachte. Er brauchte das Geld, aber noch wichtiger war ihm eigentlich die Chance, sich zu beweisen. Wenn er das hinbekam, dann war er zu allem fähig. Er hegte keinen Zweifel daran, dass sie Erfolg haben würden. Dan und er hatten alle Details ausgearbeitet, und der Plan war viel zu solide, um nicht zu gelingen. Hinterher, wenn er seinen Anteil hatte, würde er das Geld auf ein Schweizer Konto überweisen, später an eine indische Bank. Wenn er dann zurück nach Indien zog, würde er mit dem Geld seine eigene Softwarefirma gründen. Er hatte genug Kontakte und musste sich um Aufträge keine Sorgen machen. Mit einer leichten Bitterkeit dachte er daran, dass dieselben Leute, die hier in den Staaten zögerten, ihn anzuheuern, nur zu glücklich wären, ihn mit Geld zu bewerfen, damit er ihnen in Indien Software programmierte.
    Er bemerkte eine junge Frau am Quad-Trainer, die ihn anlächelte. Sie war niedlich, vielleicht Anfang zwanzig, hatte dunkelblondes Haar, und, wie ihr Lycra-Anzug erkennen ließ, einen schlanken, durchtrainierten Körper. Er lächelte zurück. Was er an den Staaten am meisten vermissen würde, waren die Frauen. Lauter unterschiedliche Farben, Formen, Variationen. Er traf ständig Frauen, die ihn als Exot betrachteten, und er hatte kein Problem damit, ihnen zu demonstrieren, wie exotisch er sein konnte. Seine Eltern hatten arrangiert, dass er Amrita heiraten würde, sobald er zurück nach Indien zog. Er erinnerte sich aus der Schule an sie als ein dickliches, nicht besonders hübsches Mädchen. Sie schaute immer ein wenig missmutig. Ihr Name bedeutete Nektar – so ein Quatsch, dachte er. Vielleicht der Nektar einer verdorbenen Frucht. Mit ihr würde er den Rest seines Lebens verbringen müssen.
    Aber noch blieb ihm einige Zeit in den Staaten. Er erhob sich und ging hinüber zu der Frau, die ihn anlächelte.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Könntest du mir beim nächsten Satz Hilfestellung geben?«
    »Gerne. Aber ich weiß nicht, ob ich stark genug bin.«
    »Du musst nicht viel halten. Wenn ich die letzte Wiederholung mache, musst du bloß ganz leicht an der Stange ziehen. Glaub mir, das schaffst du mit einer Hand. Vielleicht einem Finger.«
    »Vielleicht schaffst du es mit einem Finger«, sagte sie und lachte. »Ich brauche dafür beide Hände.«
    »Du wirst überrascht sein, wie einfach es geht.«
    Als sie aufstand, stellte Shrini sich vor. Sie sagte, ihr Name sei Sonia.
    »Sonia? Das heißt golden auf Hindi. Und du bist auf jeden Fall golden.«
    Sie lachte. »Brauchst du Hilfestellung oder willst du mich anbaggern?«
    »Hilfe«, sagte Shrini und grinste breit. »Ich hätte auch gefragt, wenn du ein verschwitzter Kerl wärst. Glaub mir.«
    »Aber klar.«
    »Sicher. Ich würde doch niemand Goldenes anlügen. Komm, hilf mir.«
    Shrini ging zurück zur Bank und zeigte Sonia, wo sie stehen sollte.
    »Du musst nur warten, bis ich dich um Hilfe bitte. Dann führst du die Stange mit einer Hand zurück in die Halterung. Ich werde die ganze Arbeit machen, du musst nur ein bisschen helfen.«
    »Das hoffe ich«, sagte sie und lachte wieder. »Das sieht schwer aus.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Das? Zweihunderfünfundzwanzig Pfund? Das sind nur sechzig Pfund mehr, als ich wiege.«
    Nachdem er sich wieder auf die Bank gelegt hatte, packte Shrini die Stange und riss sie aus der Halterung. Bei jeder Wiederholung mogelte er ein wenig, er ließ die Stange mit dem Ausstoßen des Atems von seiner Brust abprallen. Normalerweise machte er mit diesem Gewicht nur sechs Wiederholungen. Aber da Sonia zuschaute, wurden es mehr. Bei der elften Wiederholung begannen seine beiden Arme zu zittern und die Stange sank in Richtung seiner Brust. Sonia streckte die Arme aus, um ihn zu unterstützen.
    »Nein,
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