Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 Minuten

28 Minuten

Titel: 28 Minuten
Autoren: Dave Zeltserman
Vom Netzwerk:
den Mumm für so eine Sache, vielleicht sogar mehr als wir.«
    »Alter, ich habe den Mumm dafür.«
    »Das weiß ich doch, Mann, und ich vertraue dir. Sonst würde ich ja nicht hier sitzen und mit dir reden. Ich erzähle dir jetzt mal was über Joel. An der Uni war er eine ziemliche Pfeife. Er hat mitten im ersten Semester hingeschmissen, um nach Israel zu gehen und in die Armee einzutreten. Das war neunzehndreiundsiebzig. Er hat im Yom-Kippur-Krieg gekämpft. Man würde das nie denken, wenn man ihn sieht, aber der Kerl ist hart wie Stahl.«
    Shrini runzelte wieder die Stirn. »Und wie kommt es dann, dass er in den Staaten lebt und als Programmierer gearbeitet hat?«
    »Nach der Zeit als Soldat hat er eine Israelin geheiratet und ist zurück in die Staaten gezogen. Ein paar Jahre hat er Badezimmer-Ausstattungen an Kaufhäuser verscherbelt. Wahrscheinlich hatte er irgendwann die Schnauze voll davon, jedenfalls ist er zur Abendschule gegangen und hat einen Abschluss in Computerwissenschaft gemacht. Seinen ersten Job als Programmierer hatte er in meiner Abteilung bei Vixox Systems. Als er zum ersten Mal geschieden wurde, haben wir einige Biere zusammen durchgezogen.«
    Dan senkte den Blick auf sein leeres Glas und begann, es zwischen den Händen hin und her zu schieben. Shrini kaute auf seiner Unterlippe und saß schweigend da.
    »Du kriegst doch wohl keine kalten Füße, oder, Shrini?«, fragte Dan nach einer Weile. »Ich meine, das ist schon okay. Wir können es jederzeit abblasen.«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin dabei. Ich ziehe das durch.«
    »Du guckst so besorgt. Wir haben doch alles geklärt. Es wird prima laufen. Mach dir keine Sorgen wegen Joel.«
    »Ich mache mir keine Sorgen wegen deines Freundes. Ich habe lange genug mit dir zusammengearbeitet, um deinem Urteil zu trauen.«
    » Warum guckst du dann, als hättest du Verstopfung?«
    »Fick dich.«
    »Komm schon, sag doch.«
    »Ich muss immerzu an Gordon denken. Ob wir einen Fehler machen.«
    »Wir haben doch darüber gesprochen.«
    »Aber er ist so seltsam.«
    »Ich kenne Gordon seit fast zwanzig Jahren. Ja, er ist ein bisschen anders, aber er ist eher exzentrisch als seltsam. Außerdem brauchen wir ihn, wie du weißt. Ohne ihn wird es nicht gehen.«
    Shrini lächelte schwach. »Ich glaube, du hast den ganzen Plan so entworfen, dass wir ihn brauchen. Damit du Gordon noch einmal helfen kannst.«
    »Ja, klar, das ist meine Lebensaufgabe, meinen verpeilten Freunden zu helfen. Gordon, Joel ... dir.«
    Shrini zeigte Dan den Finger, aber ein gutmütiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann verblasste es wieder. »Bist du sicher, dass wir ihm trauen können?«
    »Keine Frage. Immerhin wette ich mein Leben darauf, nicht wahr?«
    »Aber meines auch.«
    Dan schaute wieder in sein Glas. »Wir können ihm vertrauen.«
    »Also ziehen wir es wirklich durch«, sagte Shrini.
    »Ja, das tun wir.«
    Dann sagte er sehr leise, gerade laut genug, dass Shrini ihn hören konnte: »Wir rauben eine gottverdammte Bank aus.«
    Shrini trank sein Harpoon aus. »Ich hole noch eine Runde.«
    »Für mich nicht.« Dan seufzte. »Ich muss hoch an den Arsch von New Hampshire.«
    Dan trug beim Fahren eine dunkle Sonnenbrille, aber trotzdem musste er die Augen zusammenkneifen, so hell war es. Vor sieben Monaten hatte ihm ein Augenarzt erklärt, dass er »Retinitis pigmentosa« habe. Dem Arzt zufolge schon seit Mitte dreißig. Das erklärte immerhin, warum er Schwierigkeiten mit hellem Sonnenlicht und Nachtfahrten hatte. Er wusste, dass es schlimmer wurde. In den letzten paar Jahren hatte er das Gefühl gehabt, sein peripheres Sehen würde schwächer, und seit einiger Zeit hatte er auch Probleme mit Kleingedrucktem. Er hatte niemandem davon erzählt, auch nicht seiner Frau Carol. Das war das Letzte, was sie jetzt hören musste.
    Er dachte an sie. Seine Arbeitslosigkeit nahm Carol richtig mit. Aber heute Morgen hatte sie ihn überrascht. Es war, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht und alles wäre wieder in Ordnung. Bevor Carol zur Arbeit ging, kam sie zu ihm, setzte sich auf seinen Schoß und gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Es war Monate her, dass sie das getan hatte, und die Zärtlichkeit in ihrem Blick brachte ihn beinahe zum Weinen. Sie war so verdammt schön in diesem Moment, dass es fast wehtat.
    Was auch immer er für Carol oder für seine Kinder tun musste, würde er tun. Selbst wenn das hieße, eine Bank zu überfallen ...
    Obwohl er vor Shrini
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher