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28 Minuten

28 Minuten

Titel: 28 Minuten
Autoren: Dave Zeltserman
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E-Mails, er hatte eine Nachricht von Elena. Sie schrieb ihm lediglich, dass sie den Kontakt zu ihm abbrechen musste, weil sie jemanden aus Oregon heiratete. Obwohl das Schreiben nur zwei kurze Sätze umfasste, musste er es mehrmals lesen. Als er endlich begriffen hatte, was die Mail bedeutete, saß er einen Augenblick bloß starr da und wollte nichts lieber, als seine Faust in den Computerbildschirm zu rammen.
    »Jetzt reicht’s!«, brüllte er durch seine leere Bude. »Ich bin weg!«
    Er griff nach seinen Wagenschlüsseln, hielt aber vor der Tür inne. Eigentlich wollte er in den Wagen steigen und nach Jersey an die Küste fahren. Nicht, dass er irgendwen dort kannte oder Jersey besonders mochte, aber es war weit genug entfernt, um etwas Distanz zu seinen Problemen zu schaffen. Jetzt fiel ihm allerdings ein, dass er sich für morgen mit Dan auf ein paar Biere verabredet hatte. Er überlegte, ob er absagen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Das half ihm auch nicht weiter. Also würde es nix mit Jersey, zumindest fürs Erste.
    Trotzdem, er musste hier raus. Aufs Geratewohl entschied er sich, Peyton zu besuchen. Sie waren seit über zwanzig Jahren befreundet, länger noch, als er mit Dan befreundet war. Auf der Höhe des Technik-Wahnsinnes – direkt vor dem Absturz 2001 – war das Start-up, für das Peyton gearbeitet hatte, für einen Riesenhaufen Geld verkauft worden, und Peyton hatte abkassiert, fast acht Millionen Dollar.
    Gordon fuhr zu Peytons Haus, sofern man das überhaupt noch Haus nennen konnte. Gordon erschien es eher wie ein 3- D -Puzzle, das falsch zusammengesetzt worden war. Peyton hatte, bevor er zum Multimillionär geworden war, eine kleine Hütte besessen, und anstatt in ein größeres Haus zu ziehen, hatte er einen Anbau nach dem nächsten hingeklotzt. Das Ursprungshaus war nicht mehr zu sehen, und die Monstrosität, die stattdessen dort stand, passte überhaupt nicht zu den sonstigen einfachen Bauernhäusern in der Straße.
    Gordon fühlte sich unwohl, als er vorfuhr. Die letzten paar Jahre hatte er Peyton immer seltener gesehen. Es gab dafür eigentlich keinen Grund, außer dass er sich vorkam wie ein Egel, wenn er mit seinem alten Freund herumhing. Er parkte in der Auffahrt, und nachdem er ein paarmal auf die Klingel gedrückt hatte, öffnete Peyton im Bademantel die Tür.
    »Hey, hey, was geht, Mann?«, fragte Peyton.
    »Nicht viel. Ich kam gerade vorbei und dachte, wir könnten vielleicht ein Bier trinken gehen?«
    »Hey, weißt du, das wäre cool, aber ...«, Peyton zögerte und grinste dann blöde. »Die Kinder sind nicht da und ich beschäftige gerade meine Frau, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Oh je, tut mir leid, dass ich gestört habe.«
    »Keine Sache, Mann. Ich besorge uns nächste Woche Karten für die Red Sox. Vielleicht kriege ich sogar ein paar Plätze auf dem Green Monster. Klingt das gut?«
    »Klar, klingt witzig. Äh, ich wollte dir von einer Mail erzählen, die ich von Elena bekommen habe.«
    »Jetzt passt es nicht so gut, aber nächste Woche reden wir, okay, Gordon?«
    »Äh, klar, nächste Woche. Und, äh, ich habe noch ein bisschen über diese Restaurantidee nachgedacht.«
    »Ja, Mann, ich auch. Wahrscheinlich nicht die beste Idee, Geschäft und Freundschaft zu mischen, verstehst du? Aber wir reden nächste Woche darüber. Alles klar?«
    »Logisch, äh, cool. Und schöne Grüße an Wendy.«
    »Keine Sorge, in ein paar Minuten werde ich sie schön grüßen ...«
    »Äh, ja, eins noch, Pey...«
    »Ich muss los, Mann. Nächste Woche, okay?«, sagte Peyton und schloss die Tür.
    Gordon stand einen Augenblick da, mit heißem Gesicht, seine Hände zitterten. »Du blöder Idiot«, flüsterte er vor sich hin. »Warum musstest du jetzt von dem Restaurant anfangen? Blödmann!«
    Obwohl keine Nachbarn zu sehen waren, fühlte Gordon sich beaobachtet, als schauten die Leute ihn an und sähen, wie dumm er sich aufgeführt hatte. Mit einem schiefen Grinsen im Gesicht latschte er zurück zu seinem Wagen. Als er drin saß, schlug er sich mit der offenen Handfläche seitlich ins Gesicht.
    »Blödmann!« , fluchte er vor sich hin. »Jetzt reicht’s. Ich gehe nicht wieder nach Hause!«
    Es war erst drei Uhr nachmittags. Zu früh zum Abendessen, aber er konnte nach Lowell fahren und etwas Kambodschanisches für später mitnehmen. Lowell war für ihn eine Oase, einer der wenigen Orte in der Nähe, wo er gutes ausländisches Essen bekam. Als Hightech boomte, siedelten sich die
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