Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
herum mit, doch auch wenn er bei Bewusstsein gewesen wäre, war sein Geist zu verwirrt, um zu verstehen, was vor sich ging.
    »Ei'don«, klackerte eine Hydritin leise. Die Hyktoner nannten sie Tet'is, doch sie war nicht Tet'is. Sie war Mar'kir'daq, eine uralte Quan'rill, die vor Jahrtausenden dabeigewesen war, als Mar'os-Jünger eine Seuche nach Gilam'esh'gad gebracht hatten, um sich für die Vernichtung von Martok'shimre zu rächen. Wegen dieser Seuche - einer Beulenpest, die ihre Körper zerstörte - hatten sich die dreizehn Quan'rill, die zu dieser Zeit in der Stadt waren, in die große Muschel zurückgezogen.
    Äonen hatten sie dort verweilt und die Geschichte der Hydriten in ihrem Bund verwahrt. Nun aber wussten die Meere die Wahrheit über die Herkunft der Hydriten vom Rotgrund und ihre kriegerische Vergangenheit. Die dreizehn Quan'rill waren aufgebrochen und hatten Gilam'esh'gad verlassen. Dafür hatten die uralten Geistwanderer die Mitglieder des Gilam'esh-Bundes übernommen. Während die Geister der Bund-Mitglieder in der großen Muschel gefangen waren, waren die alten Quan'rill, die sich »der Bund des Wissens und der Macht« nannten, in den übernommenen Körpern nach Hykton gekommen. Sie hatten helfen wollen, doch was sie vorfanden, hatte sie enttäuscht. Die Hydriten Hyktons sahen in ihnen Abschaum, denn sie hielten sie für einen Bund, dem sie nicht vergeben konnten.
    »Bist du so weit, Mar'kir'daq?«, klackerte der Einäugige leise, dessen wahrer Name Iz'gir'dariin lautete.
    Mar'kir'daq konzentrierte sich auf ihre Scheitelflosse. Sie wollte sie zustimmend verfärben, aber sie konnte es nicht. »Nein«, klackte sie tonlos. »Das bin ich nicht. Ich kann es nicht. Es geht nicht.«
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie es war, in diesen kranken Geist einzudringen und ihn zu vernichten. Sie war eine mächtige Quan'rill. Die Übernahme würde ihr zweifellos gelingen. Trotzdem zögerte sie. »Wenn ich das tue«, klackte sie lauter, »dann bin ich nicht besser als das, was die Hydriten dieser Stadt von mir halten.«
    Die anderen schwiegen. Mar'kir'daq sah in ihren Gesichtern, dass sie ihr zustimmten. Auch wenn der Geist von Ter'nis schwach und kaum mehr am Leben war, war es ein Verbrechen, ihn zu tilgen. Es war falsch gewesen, den geistig verwirrten Hydriten zu entführen.
    Quir'dan berührte ihre Schulter. Er besaß den Körper Skorm'aks.
    »Deine Zweifel ehren dich, aber wir wissen alle, dass du am meisten von uns leidest. Du möchtest nicht mehr angefeindet werden, und wir wollen dir helfen.«
    »Wir leiden alle, Quir'dan«, hielt sie dagegen. »Es ist eine Ehre, dass ihr mir den Vortritt lasst, doch letztlich wird keiner von uns die verbalen Angriffe lange ertragen. Jahrtausende waren wir gefangen, aber wir wurden verehrt und respektiert. Hykton ist Gift für uns. Es zerstört unsere mentale Substanz. Wir müssen von hier fort. Alle.«
    »Fliehen«, klickte Iz'gir'dariin. »Wir fliehen und lassen alles zurück.«
    »Dann werden sie uns jagen.« Quir'dans Blick war starr vor Trauer. »Wir müssten ein Leben auf der Flucht führen, nie sicher vor Anschlägen. Sei vernünftig, Mar'kir'daq. Nimm das Geschenk an und übernehme in Ei'dons Namen diesen verirrten Hydriten.«
    Ihr Flossenkamm spreizte sich ablehnend. »Nein. Mein Entschluss steht fest. Wenn du es als eine so große Ehre ansiehst, einen unschuldigen Geist zu vernichten, so vernichte ihn selbst. Es stünde dir ohnehin zu, da du wie er männlich bist, und ich mich in einem weiblichen Körper wohler fühlen werde.«
    Schweigen senkte sich über die Grotte. Alle Quan'rill sahen Quir'dan an. Er streckte seine schuppige Hand aus und legte sie auf die Stirn des jungen Hydriten, der noch keine zwanzig Rotationen zählte. Ein harter Schnalzlaut entfuhr seinem Mund. »Auch ich kann es nicht. Ich will diesen Geist nicht löschen.«
    Erleichterung flutete durch die Quan'rill. Jeder konnte den Schmerz und die Zuneigung des anderen fühlen. Sie waren sich einig.
    »Wir müssen eine andere Lösung finden«, klackte Mar'kir'daq, die Oberste des Bundes. »Wir müssen Hykton verlassen, und wir können es nicht als Gilam'esh-Bund tun, wenn wir nicht verfolgt werden wollen.«
    »Und wenn wir Gilam'esh anbieten, freiwillig ins Exil zu gehen? Wir schlagen ihm vor, die Stadt für einige Jahre zu verlassen«, meinte eine der weiblichen Quan'rill.
    »Was ist damit gewonnen?«, fragte Quir'dan unwirsch. »Ich möchte frei sein und mich nicht in einem Exil befinden, an einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher