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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
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Iman'ja. Für sie war er ein Verräter, und das schmerzte ihn. Aber mit ihrer unbeugsamen Haltung würde sie ewig in diesem Loch festsitzen. Da war selbst die unfreiwillige Arbeit beim Städteaufbau vorzuziehen.
    Der größere der beiden Mar'os-Jünger stieß ihn mit seinem Dreizack vor sich her. Quesra'nol schwamm so aufrecht wie möglich. Er hoffte darauf, diese Sar'kir durch seine Wortgewandtheit zu beeindrucken, und er spürte, dass er einen guten Moment hatte. Er konnte sich an viele Dinge vom Rotgrund erinnern. Vielleicht war etwas dabei, was er Sar'kir verkaufen konnte. Wenn er sich geschickt anstellte, konnte er aus seinem Wissen einen Vorteil schlagen und vielleicht auf Dauer auch Iman'ja und die anderen Pilger befreien.
    Der Weg durch die Tunnel und Röhren kam ihm endlos vor. Sie passierten doppelte Schleusen und Sicherheitsschotts. Aus eigener Kraft war es unmöglich, aus der Felsengrotte zu fliehen.
    Quesra'nol sah sich neugierig um. Diese Mar'os-Jünger waren kulturschaffender, als er sie sich vorgestellt hatte. Überall waren Wohn- und Nutzhöhlen im Aufbau. Als sie endlich an das Schelf kamen, sah er die zahllosen Sphären der Stadt. Viele waren falsch angelegt worden und in sich zusammengestürzt, aber einige Prachtbauten standen bereits. Auch mehrere Wohnhöhlen waren vorhanden.
    »Ist 'ne verdammt große Siedlung«, sagte der größere Mar'osianer mit vor Stolz geschwellter Brust. Er zeigte seine Zähne samt der Lücke. »Wird mal genauso schön wie Hykton, wenn es fertig ist.«
    Quesra'nol sagte dazu lieber nichts. Er hatte viele Beschreibungen Hyktons gehört. Damit Neu-Martok'shimre es mit der Hauptstadt des Neun-Städte-Bundes aufnehmen konnte, musste es zuvor ein Seebeben geben, das Hykton zerstörte.
    Er wurde immer wieder neugierig gemustert. Viele Hydriten waren unterwegs. Sie kamen an ein großes Korallengebäude, das erhöht im Herzen der Stadt lag. Seine Wärter stießen ihn durch einen Nebeneingang, einen langen Tunnel entlang und dann auf Umwegen durch eine Art Labyrinth, in dem es von Wachen wimmelte.
    Quesra'nol wurde in einen großen Raum gebracht. Er sah eine Art Thron aus Muschel- und Schneckenschalen und eine Hydritin darauf, die in Gold gehüllt war. Auf Rotgrund hätte sie keinem Schönheitsideal entsprochen, und Quesra'nol registrierte mit Verwunderung die gierigen Blicke der Hydriten.
    Der größere Mar'os-Anhänger schwamm vor, während Quesra'nol von dessen Kumpanen bewacht am Rand des Thronsaales zurückblieb. Sein Blick fiel auf ein Objekt, vor dem Sar'kir stand. Es war ein Brocken Stein, der offensichtlich von einer Harzschicht umgeben war. Sar'kir kratzte mit einem Messer über die Schicht. An einer Stelle hatte sie ein tiefes Loch hineingebohrt.
    »Was tut sie da?«, klackte Quesra'nol leise.
    Statt einer Antwort erhielt er einen Klaps auf den Flossenkamm. Quesra'nol ließ sich davon nicht einschüchtern. Fasziniert schwamm er näher. Der Wächter packte ihn am Arm.
    Sar'kir sah auf und blickte ihm in die Augen. »Was…«, setzte sie herrisch an, doch dann verstummte sie. Denn im gleichen Moment begann der Gesteinsklumpen, der vor ihr auf dem Sockel stand, sanft zu strahlen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, klackerte Sar'kir.
    Die Wachen waren so abgelenkt, dass sie Quesra'nol nicht aufhielten, als er näher schwamm. Das Leuchten im Stein wurde heller.
    Eine der Wachen schreckte aus ihrer Starre und stieß hinter Quesra'nol her. Sie packte ihn an der Hüfte und wollte den Hydree mit sich ziehen.
    »Lass ihn los!«, herrschte Sar'kir die Wache an. Sie blickte in Quesra'nols Augen. »Komm näher, Er, der den Stein zum Leuchten bringt.«
    Quesra'nol folgte dem Befehl. Der Stein faszinierte ihn. In seinem Kopf glaubte er eine Präsenz zu spüren, die Gegenwart von etwas Fremden. Langsam glitt er durch das Wasser und brachte mit jedem Schwimmzug den Stein mehr zum Erstrahlen.
    »Wundervoll«, klackte Sar'kir. »Er ist ein Magier, der hässliche Hydrit.«
    »Ich bin kein hässlicher Hydrit . Ich bin ein Hydree und stamme vom Rotgrund.«
    Sar'kir hörte ihm nicht zu. Ihre Hände legten sich um den Stein. »Sie ruft ihn, den hässlichen Hydriten. Er ist vom Schein umgeben. Mutter will, dass Er bei ihr bleibt.«
    Mutter? Was redete sie da?
    Quesra'nol war dem Thron und Sar'kir jetzt so nah, dass er sie berühren konnte. Sar'kir packte seine Flossenhand und legte sie auf die noch intakte Schicht des Steins.
    Bilder überfluteten ihn. Da war eine Stimme, die zu Sar'kir sprach,
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