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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
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Ort, den ich nicht verlassen darf und an dem ich unter Beobachtung stehe. Das hatte ich die letzten Jahrtausende.«
    »Es muss nicht so sein«, besänftigte Mar'kir'daq ihn. »Wir werden eine Lösung suchen und finden. Aber vorerst sollten wir den armen Pilger zurückbringen. Seine Kolonie lässt nach ihm suchen. Setzen wir ihn irgendwo im Kelpwald im nördlichen Viertel aus, damit es so wirkt, als sei er umnachtet fortgeschwommen und habe sich verirrt.«
    Die anderen klackten zustimmend. Im schwachen Leuchten der Dar'ir-Kugel lösten sie ihren Kreis auf und bereiteten alles vor, um Ter'nis zurückzubringen.
    ***
    »E'fah?« Quart'ol hatte den Namen schon so oft geschnalzt, dass seine Zunge schmerzte. Neben ihm riefen Gilam'esh und zwei Ordnungswächter denselben Namen immer wieder. Vergeblich.
    Hatte das Tentakelgeschöpf E'fah verschleppt oder gar getötet?
    Quart'ol beruhigte der Gedanke, dass sie keine Leiche gefunden hatten, auch keine Blutschleier.
    Neben ihm starrte Gilam'esh unfokussiert ins Wasser - ein Zeichen tiefer Trauer und Verzweiflung. »E'fah«, klackte er leise. Es klang gebrochen. Gilam'esh gab die Hoffnung auf.
    Quart'ol konnte es ihm nicht verdenken. Sie suchten E'fah seit vielen Phasen. Die Dunkelheit der Finsternis erschwerte die Suche, doch sie hatten bionetische Scheinwerfer mitgebracht und zehn Ordnungsquallen waren im Meer unterwegs. Trotzdem hatten sie die Spur des amorphen Wesens verloren und damit auch E'fahs Spur.
    Quart'ol fühlte sich, als läge ein Steinbruch auf seinen Schultern. Er wandte sich an Gilam'esh. »Lass uns umkehren. Ich weiß, es klingt hart, aber wir brauchen Schlaf. Lass die Ordnungswächter weiter nach E'fah suchen.«
    Gilam'eshs Scheitelkamm schwoll an. »Ich gehe nicht, ehe ich sie gefunden habe«, schnalzte er unwillig. »Sie würde dasselbe für mich tun. Sie hat mir in Gilam'esh'gad das Leben gerettet und ich gebe sie nicht auf.«
    Quart'ol senkte beschämt den Kopf. »Also gut. Suchen wir weiter.«
    ***
    Neu-Martok'shimre, Gefängnishöhle
    Quesra'nol horchte auf, als mehrere Mar'os-Jünger mit ihren Dreizacken gegen die Gitter schlugen. Er war die lange Gefangenschaft leid und hoffte zu verhandeln, solange noch etwas von seiner Intelligenz zurückgeblieben war.
    Iman'ja, Gar'tol und die anderen Pilger hatten sich von ihm distanziert. Seine ständigen Bemühungen, sie zum Einlenken zu bewegen, stießen auf wenig Gegenliebe. Aber Quesra'nol hatte noch immer Hoffnung. Er hatte in der Gefangenschaft viel über die Mar'os-Jünger und über die Sar'kira erfahren, die Anhänger Sar'kirs. Dafür hatte er sowohl fremde Pilger befragt, die mit ihnen eingesperrt waren, als auch die Wachen belauscht.
    Sar'kir war eine Tochter von Kor'nak, einem Rottenmeister, und es war unklar, ob sie das Lager der Mar'os-Jünger spaltete oder letztlich doch nur einen Vorposten für einen Hydriten namens Dry'tos oder Dry'tor darstellte, der sich den Hydriten der Meere derzeit noch nicht zeigen wollte.
    Eines aber galt als gesichert: Sar'kir war nicht wie Kor'nak oder Dry'tor. Die Lehren Martok'aros' ließen wenig Spielraum zu und Sar'kir verstieß gegen einige dieser Lehren. So war es den Mar'os-Jüngern verboten, Gefangene zu machen. Sie fraßen nicht nur Fisch, sondern auch das Fleisch ihrer Feinde. Sar'kir aber ließ das Töten von Feinden zum Verzehr nicht zu. Sie hatte den Mar'os-Kult für sich um eine entscheidende Regel erweitert: Dem Starken steht es zu, Erbarmen zu zeigen und seine überwältigten Feinde für seine Ziele einzusetzen.
    Als die Mar'osianer in die Gefängnisgrotte einschwammen, um frische Algen zu bringen, wichen die Pilger zurück. Nur Quesra'nol blieb, wo er war, und sah den beiden gepanzerten Wachen entgegen. Ihre Schuppenhaut war dunkelgrün.
    Der Vordere hob seinen Dreizack und zeigte seine spitzen Zähne. Mitten in der obersten Zahnreihe klaffte eine Lücke. »Sieh mal, Zaq'kar: Ein Pflanzenkauer, der Saft in den Tantrondrüsen hat.« Er wandte sich an Quesra'nol. »Bist du endlich so weit, mit unserer Herrin zu sprechen? Es soll nicht zu deinem Nachteil sein. Sar'kir prüft immer, ob sie einen Gefangenen brauchen kann. Sie sucht Arbeiter für den Aufbau der Stadt. Verstehst du was von Bionetik?«
    Quesra'nols Scheitelkamm verfärbte sich leicht. Er hatte gelernt, dass dies Zustimmung bedeutete.
    »Nehmen wir ihn gleich mit«, schnalzte Zaq'kar. »Bevor er sich's anders überlegt.«
    Quesra'nol warf einen letzten Blick zurück und sah in die starren Augen von
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