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277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij
Autoren: Ronald M. Hahn
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sich gegen den Wind, den Kragen seiner Jacke hochgestellt und die Laterne an den Körper gepresst. Bald hatten sie den Hügel erreicht und kämpften sich hinauf. Oben auf der Kuppe wurden sie fast davongeweht und konnten sich nur noch kriechend fortbewegen. Dafür war es hinter dem Abbruch wesentlich geschützter, und sie konnten in Ruhe Ausschau nach dem Erdloch halten, das Matt in den Boden gestanzt hatte. Erst war es in der Finsternis nicht zu finden, doch dann zuckte über dem Meer ein gewaltiger Blitz und erhellte die Landschaft.
    Xij schrie: »Hierher! Hierher!« und winkte mit den Armen.
    Aruula war als zweite am Loch. Als Matt dort ankam, lagen Xij und Aruula bereits auf dem Bauch und starrten in die dunkle Tiefe. »Seid vorsichtig! Der Boden kann weiter einbrechen!« Matt ging in die Knie, zog den Kombacter aus dem Futteral und aktivierte die Leuchtfunktion.
    Aruula kannte das bionetische Allzweckinstrument. Sie war nicht überrascht. Xij aber zuckte zusammen, als der Lichtstrahl an ihm vorbei in die Tiefe fiel. »Ist das dieser Kombatter?«
    »Kombacter«, korrigierte Matt. »Man kann ihn auch als Taschenlampe einsetzen. Ich sagte ja schon: eine nette Spielerei.«
    Matt robbte noch ein Stück weiter vor. Er erinnerte sich an den ätzenden Mief, der zu ihm heraufgedrungen war. Jetzt roch er nichts mehr. Hatte der Regen ihn fortgewaschen?
    Das Licht reichte aus, um zu zeigen, dass es dort unten tatsächlich gemauerte Wände gab. Dreck, Pilze und Wurzeln klebten an ihnen, sodass sie recht knubbelig wirkten. Matt frohlockte. Xij streckte aufgeregt einen Arm aus. »Seht mal…!«
    In der Tiefe waren etliche winzige Lichter zu sehen. Waren das Leuchtkäfer, oder reflektierte etwas den Strahl des Kombacters?
    Aruula, die noch keinen Ton gesagt hatte, raunte plötzlich: »Das sind Tieraugen…« Sie schaute auf. Der Regen klatschte in ihr Gesicht. »Viele Tiere. Sie sind hungrig.«
    Hatte sie ihre telepathischen Fähigkeiten eingesetzt? Matt erkannte die Warnung in ihrem Blick.
    »Woher weißt du das?«, fragte Xij.
    Der Junge wusste bislang nicht, dass Aruula eine Lauscherin war, aber wenn er die richtigen Schlüsse zog, würde er es bald erraten.
    »Wie viele sind es, Aruula?«, fragte Matt.
    Die wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht… fünfzig? Aber keine Schlangen.«
    »Ratzen?«
    Kopfschütteln. »Größer. Ich tippe auf Gerule.«
    »Verfluchter Mist«, murmelte Matt. Gerule waren für ihre Schnelligkeit und Hartnäckigkeit bekannt. Wenn sie ein Opfer ausgemacht hatten, ließen sie auch nach großen Verlusten nicht mehr von ihm ab. Obwohl nur so groß wie Kaninchen, zählten sie allein schon wegen ihrer Menge zu den gefährlichsten Räubern dieser Zeit.
    »Haben wir denn auf dieser Reise nur Pech?«, haderte Matt mit dem Schicksal. Er schob sich zurück und stand auf. Aruula folgte ihm. »In ein Gerulnest zu tappen ist zu riskant, vor allem bei Dunkelheit.«
    Er war klatschnass. Seinen Gefährten ging es nicht anders. Er verfluchte den Sturm, der sich nun anschickte, die Bäume am Lichtungsrand aus der Erde zu reißen und durch die Luft zu wirbeln.
    »Gehen wir trotzdem runter?« Matt schaute Aruula an.
    »Nicht ohne vorher da unten aufzuräumen«, entschied Matt. Er zog den Driller. »Ich feuere einige Schüsse in die Tiefe, das dürfte die Viecher erledigen. Die Explosionen wird man in der Kirche für Donner halten. Das Problem ist nur: Alles andere, was sonst noch da unten steht, wird gleich mit erled-«
    Er brach ab, als ein erstickter Schrei zu hören war.
    Auch Xij hatte sich erhoben - allerdings ohne sich vorher ausreichend weit zurückzuschieben. Das rächte sich nun - mit einem erneuten Einbruch!
    Von einem Moment zum nächsten verschwand der schmale Junge im Loch! Aruula wollte vorstürzen und nach ihm greifen, aber Matt hielt sie fest. Wenn der Boden weiter einbrach…
    »Das Seil, Aruula! Schnell!«
    ***
    Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
    Und doch: Dass der Boden unter dir wegbricht und du in die Tiefe stürzt, lässt deinen übelsten Albtraum Wahrheit werden. Eingehüllt in einen Schwall nasser modriger Erde rutschst du ins Dunkel, prallst mit dem Hintern auf eine Schräge und rutschst diese hinab, bis zum Boden. Nach einigen Überschlägen kommst zu zum Stillstand und springst in eine hockende Position. Nichts gebrochen oder verstaucht. In deiner Umgebung huscht, zischt und faucht es.
    Du hebst den Kopf und siehst den Grund: Hungrige Gerule starren dich an, noch irritiert von der unerwarteten
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