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276 - Die Genesis des Arthur Crow

276 - Die Genesis des Arthur Crow

Titel: 276 - Die Genesis des Arthur Crow
Autoren: Manfred Weinland
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Patienten durchführen und dabei Punkte auf einer Checkliste abhaken.
    »Seit… dem Vorfall.«
    »Die Versteinerungen?«
    »Ja.«
    Sie nickte.
    »Was ist?«, fragte er, als sie schwieg.
    Sie seufzte. »Ich erlebe Ähnliches«, sagte sie schließlich rundheraus. »Ich will nicht sagen, dass mich die anderen schneiden - aber da ist etwas Unausgesprochenes zwischen uns. Leute, mit denen ich mich früher gut verstanden habe, wirken plötzlich distanziert… Vielleicht bin aber auch ich es, die diese Distanz aufbaut.« Sie zögerte, sah ihn eindringlich an. Zuerst wollte er ihrem Blick ausweichen, aber dann sog sich der seine regelrecht an ihrem fest. »Irgendwie«, sagte sie, »fühle ich mich nicht mehr zu ihnen gehörig - nicht mehr so, wie es sein sollte.«
    »Geht mir genauso. Verdammt!« Damon sah sie fast verzweifelt an. »Ist doch beknackt, oder?«
    »Vielleicht…« Sie blickte zu Boden.
    »Was meinst du mit ›vielleicht‹?« Ihr Verhalten schien ihn statt zu beruhigen noch stärker zu verunsichern.
    »Ich meine, es kann schon was dran sein. Wir haben nicht ihre Erfahrung. Sie sind uns in dem, was sie erlebt haben, voraus.«
    Er lachte heiser. »Nicht dein Ernst, oder? Wir können froh sein, dass es uns nicht er-«
    »Können wir das wirklich? Anders wären wir jetzt wie sie. Sie scheinen sich untereinander besser zu verstehen denn je. Fast blind. Du weißt, dass ich dem Team zugeteilt wurde, das die Mondstation in den Winterschlaf versetzen sollte.«
    Er nickte. Fragend. »Und?«
    »Ich war die Langsamste von allen, obwohl… obwohl der Bereich, für den ich verantwortlich war, noch die wenigsten Komponenten beinhaltete, die in den Schlafmodus versetzt werden mussten.«
    »Seit wann bist du so ehrgeizig?«
    »Hat mit Ehrgeiz nichts zu tun. Es bestärkt mich nur in dem, was ich schon vorher beobachtet habe. Die anderen… arbeiten, als würde ein Rädchen ins andere greifen. Zwischen ihnen herrscht blindes Verständnis. Ich wüsste nicht, wie ich es besser ausdrücken könnte.«
    Er dachte über ihre Worte nach. »Das sollte uns eigentlich freuen - nicht Anlass zur Besorgnis geben«, sagte er.
    Sie nickte. »Eigentlich. Ja. Dumm nur, dass es mich eben nicht freut. Es ist, wie du sagst: Ich fühle mich ausgeschlossen. Sie tun das nicht mit Absicht. Glaube ich jedenfalls. Aber sie strahlen es aus.«
    »Hast du mit jemandem von ihnen darüber gesprochen?«
    Sie sah ihn entgeistert an. »Nein!«
    »Solltest du vielleicht.«
    »Ach? Die Alternative wäre wohl, mich krankschreiben zu lassen… Halt! Ich vergaß: Ich bin Ärztin, ich könnte mir auch selbst Unpässlichkeit attestieren.«
    »Jetzt wirst du zynisch.«
    »Und du komisch. Hey, wir sollten anders mit uns umgehen. Wir sind nur noch zu zweit. Zumindest bis wir unser Zuhause erreicht haben.«
    »Den Mars.«
    »Den Mars.«
    »Ich wünschte, wir wären schon dort. Diese beschissene Harmonie unter den anderen geht mir so was von auf den Zeiger…«
    Calora lächelte. »So gefällst du mir schon besser. Lass deinen Frust ab - lass ihn an mir aus. Ich wüsste da eine Möglichkeit, uns beide auf andere Gedanken zubringen.«
    Seine Augen weiteten sich. »Das ist jetzt nicht dein Ernst!«
    »Was spricht dagegen? Der Kommandant erwartet mich noch nicht sofort wieder zum Rapport… und wenn ich zu ihm gehe, will ich mindestens eine Wunderheilung vermelden können…«
    3.
    August 2526, Erde
    Aruula löste sich vorsichtig aus Maddrax' Umarmung. Er schlief tief und fest. Hätte sich auch nur eine winzige Veränderung seiner Atmung ergeben, wäre es ihr nicht entgangen. Ihr Gefährte mochte jeden anderen täuschen können, wenn eine Situation es erforderte, aber sie nicht. Davon war sie felsenfest überzeugt - jedes Beispiel der Vergangenheit, das ihre These widerlegt hätte, hatte sie aus ihrem Gedächtnis verbannt.
    Sie lächelte über sich selbst, als sie aus der Hütte schlüpfte und sich vom kühlen Wind umschmeicheln ließ, der in ihrem Haar wühlte. Erst hier draußen im Freien streifte sie die wenige Kleidung über, die sie öffentlich zu tragen pflegte. Vergangene Nacht hatte sie sie abgestreift… nein, falsch, hatte sie sie sich von Maddrax abstreifen lassen.
    Was er mit sichtlichem Vergnügen auf sich genommen hatte.
    Genau wie das anschließende Liebesspiel, das sie beide immer noch genossen wie am ersten Tag. Näher kamen sich zwei Menschen sonst in keiner Situation, und das dazugehörige Vertrauen erinnerte Aruula stets daran, die richtige Wahl getroffen
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