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276 - Die Genesis des Arthur Crow

276 - Die Genesis des Arthur Crow

Titel: 276 - Die Genesis des Arthur Crow
Autoren: Manfred Weinland
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blickte sie nun auch Richtung Meer. Aruula hegte nicht den leisesten Zweifel, dass das Verhalten des Mädchens etwas zu bedeuten hatte. Sie beschloss abzuwarten.
    Nach einer Weile holte Ivee etwas aus der Außentasche ihres Kleides und hantierte daran herum. Es war eine Metallklammer, nicht größer als Aruulas kleiner Finger. Ivee klemmte sich die Klammer auf die Nase, sodass die Löcher zusammengepresst und fest verschlossen waren. Ein paar der Taucher, die gestern an der bis jetzt vergeblichen Suche nach dem verschwundenen Steinwesen beteiligt waren, hatten sich auch solcher Hilfsmittel bedient.
    Was genau die Klammer bewirkte, wusste Aruula nicht, aber jetzt sah sie fasziniert zu, wie Ivee neben ihr hörbar und tief einatmete… und dann mit geschlossenem Mund zur völligen Regungslosigkeit erstarrte. Ihr Blick war weiter geradeaus zum Meer hin gerichtet, aber wirklich wahrzunehmen schien sie nichts von dem Treiben dort. Es hatte vielmehr den Anschein, als verfiele sie in eine Trance.
    Zunehmend beunruhigt wartete Aruula darauf, dass Ivee endlich wieder zu atmen anfing. Aber das Mädchen bewies beeindruckende Standhaftigkeit. Minuten verstrichen.
    Dann endlich - Aruula machte sich schon ernsthaft Sorgen, ob Ivee nicht irgendetwas zugestoßen sein könnte, auch wenn sie weiterhin völlig ruhig neben ihr saß - flatterten die Augenlider des Mädchens, und es holte fast japsend Luft. Gleichzeitig sprang es auf und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor die Kriegerin.
    »Na?«, fragte Ivee atemlos. »Wie war ich?«
    Aruula blieb sitzen, tippte sich aber mit dem Finger gegen die eigene Nase, um Ivee auf das hinzuweisen, was ihr schmales Gesicht immer noch verunzierte.
    Ivee klaubte sich die Klammer von der Nase und ließ sie wieder in der Tasche verschwinden.
    »Toll. Ich fürchtete schon…« Aruula beendete den Satz nicht, sagte stattdessen: »Ich verstehe nur nicht, was das sollte.«
    »Ich kann lange die Luft anhalten«, plapperte das Mädchen munter drauflos. Das war wieder die Ivee, die Aruula in Erinnerung hatte.
    »Zweifellos, aber…«
    »Länger als jeder andere hier! Meine Eltern können dir das bestätigen. Und meine Freunde… hm, selbst die, die mich nicht ausstehen können, werden dir das sagen!«
    »Ich glaube dir, Ivee.« Aruula zeigte auf die Stelle neben sich, wo Ivee zuvor Platz genommen hatte. »Komm, setz dich wieder. Schön, dich zu sehen. Ich war lange fort, wie du weißt, und jedes vertraute Gesicht macht mich glücklich. Wie geht es dir und deiner Familie? Habt ihr den… Angriff gut überstanden?«
    Ivee nickte. Nicht der Anflug eines Schattens lag auf ihrem Gesicht. Erst zwei Tage war es her, dass sich die mörderischen Schatten in Nichts aufgelöst hatten, und doch schien es bei Ivee keinerlei Nachwirkungen zu geben.
    »Darum geht es nicht. Ich will helfen! Ich seh vielleicht noch aus wie ein Kind, aber ich bin keines mehr! Ihr sucht doch nach diesem Stein, der für alles verantwortlich war, was hier geschehen ist… Er ist zwischen die Korallen gesunken, als Hermon ihn aus dem Rumpf des Geisterschiffes herausgebrochen hat… richtig? «
    »Richtig«, antwortete Aruula vorsichtig. Ihr dämmerte, was Ivee mit ihrer Demonstration erreichen wollte. »Aber es kommt nicht in Frage.«
    »Was kommt nicht in Frage?«, reagierte das Mädchen mit unschuldigem Augenaufschlag.
    Aruula war sicher, dass Ivee sie nur zu gut verstanden hatte. Dennoch sagte sie: »Dass du dich in Gefahr begibst. Das werden weder deine Eltern noch ich oder irgendwer sonst hier erlauben!«
    Die gerade noch lammfromm wirkende Ivee zeigte einen Anflug von kindlichem Jähzorn. Fauchend stieß sie aus: »Das - ist - nicht - fair!«
    »Du irrst dich«, erwiderte Aruula ruhig. »Dieser Stein ist kein einfacher Stein! Ein böser Geist lebt darin, der den Menschen die Seele geraubt und sie versteinert hat. Dass er im Meer versunken ist, heißt noch lange nicht, dass keine Gefahr mehr davon ausgeht.«
    »Warum lasst ihr ihn dann nicht einfach, wo er ist?«, fragte Ivee mit immer noch funkelnden Augen.
    »Weil wir befürchten, dass irgendwann jemand ihn zufällig findet und berührt - und der Schrecken dann von Neuem beginnt«, erklärte Aruula. »Wir können das Gebiet, wo der Stein versunken ist, nur ungefähr bestimmen, und die Suche ist sehr schwierig zwischen den Korallen.«
    »Eben! Ihr braucht gute Taucher, um ihn zu finden!«
    Aruula schüttelte den Kopf. »Es ehrt dich, dass du helfen willst. Aus dir wird
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