Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
Teller, der neben Matts Ruhelager nahe der Osteriaa stand.
    »Heilige Früchte«, sagte Matt leise. Er blickte an sich hinab. Er trug mehrere Verbände, große Teile seines Körpers waren grün und blau geschlagen. Und doch fühlte er sich ausgezeichnet.
    »Heilige Früchte«, bestätigte Aruula. »Sie gaben dir die Kraft, die Nachtstunden zu überstehen und die Heilmittel ihre Wirkung tun zu lassen.«
    Matt hob seinen Oberkörper an. Er fühlte sich seltsam leicht, sein Blick war klar. - Waren dies weitere Nebeneffekte des Dopings , das man ihm verabreicht hatte?
    »Die Früchte tun also auch Gutes.« Aruula half ihm hoch. »In kleinen Mengen genossen, sind sie Medizin.«
    »Aber sie machen süchtig.« Matt tat erste, vorsichtige Schritte. Hin zum Meer, dessen Wellen sich weit draußen brachen und ganz sanft den Strand hochrollten. Nirgendwo waren mehr Spuren des gestrigen Kampfes zu sehen. »Und in den Händen der Meffia wird aus ihnen ganz gewiss kein Segen.« Er sammelte kurz seine Gedanken. »Ich bin mir nicht sicher, ob es genügt, die Depesche mit dem Einfuhrverbot weiterzugeben. Wir sollten…«
    Er hielt inne, als seine Hand über die Beintasche tastete, in der er das Schriftstück gestern verstaut hatte. Die Tasche stand offen und schien leer zu sein! Er fuhr mit der Hand hinein.
    »Verdammt!«, entfuhr es ihm. »Die Depesche - ich hatte sie eingesteckt, als wir hier ankamen. Jetzt ist sie verschwunden!«
    Aruula sah ihn alarmiert an. »Das muss gestern beim Kampf passiert sein. Hast du denn nichts bemerkt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, dazu war ich viel zu abgelenkt… Habt ihr sie nicht am Strand gefunden bei den Aufräumarbeiten?«
    Nun verneinte Aruula. »Wenn sie dir aus der Tasche gerutscht ist, wird das Meer sie längst verschlungen haben«, sagte sie mit einem Blick auf die Wellen.
    »Verschaffen wir uns Gewissheit…«
    Schweigend gingen sie den Strand entlang und ließen den Blick schweifen, jeder in seine Gedanken vertieft. Zeit spielte keine Rolle mehr. Matt ahnte, wie knapp es diesmal gewesen war. Kein großer, heldenhafter Kampf hatte ihm beinahe das Leben gekostet, sondern eine Kleinigkeit. Eine Infektion.
    Das Schriftstück fanden sie nicht.
    Schließlich erreichten sie die Ruinen des Kastells und drangen vorsichtig in das Gemäuer ein. Irgendwo quietschten Tierchen, um gleich darauf in der Dunkelheit zu verschwinden. Sie stiegen eine steinerne Treppe hoch zum halb verfallenen Dach und blickten auf die ruhige See hinaus. Am Horizont zeigten sich winzige Dreiecke. Die Segel jener Fischerboote, die letzten Abend in der Bucht vor Anker gelegen waren.
    »Es ist schön hier«, sagte Matt nach einer Weile.
    »Es gibt viele schöne Orte«, meinte Aruula, schmiegte sich sanft an ihn und drückte ihm einen verlangenden Kuss auf die Oberlippe. »Doch am schönsten ist es immer dort, wo wir zusammen sein können.«
    Matt erwiderte den Kuss und genoss ihre Zärtlichkeiten mit einer Intensität wie selten zuvor. Sie klammerten sich aneinander, liebten sich, gaben sich ihrer Leidenschaft hin. Aruula lachte und weinte und lachte.
    Angst, Verzweiflung, Erleichterung, Gefühle des Glücks machten sich in ihnen beiden breit. Sie hatten einen weiteren Kampf in dieser so schwer zu begreifenden Welt überstanden.
    Seltsam. Matt empfand Heißhunger auf Obst.
    ***
    Hoorge kehrte ins Versteck zurück. Er war müde. Erschöpft. Das Leben in Monacco, meist am Rande der Gesellschaft geführt, gewährte ihm kaum einen Augenblick Ruhe.
    »Du warst lange weg!«, empfing ihn Henrii und rollte sich aus seinem Mantel, der ihm zugleich als Unterlage auf dem grob bearbeiteten Boden des Schlaflagers diente. »Hattest du Erfolg?«
    »Das kommt drauf an.«
    »Geht's ein wenig genauer?« Achdé gähnte herzhaft. Ihre wenigen verbliebenen Zahnruinen schimmerten im Licht der einzigen Tranfunzel.
    »Ich konnte leider nichts Brauchbares für uns finden. Keine Nahrung, nichts zum Handeln.« Hoorge hob abwehrend die Hände, bevor ihn seine drei Partner bestürmen und ihre Empörung lautstark zum Ausdruck bringen konnten. »Hört mir zu: Ich habe Augen und Ohren offen gehalten. Ihr wisst, dass in drei Tagen das Rennen stattfindet…«
    »… und dass die Söldner die Oberstadt dann noch besser bewachen werden als sonst«, ergänzte Cyriel unwirsch. »Ich weiß doch, wie das Geschäft läuft: Die Hotvolley wird ihre rauschenden Feste feiern, während wir von den Futternäpfen so weit wie möglich ferngehalten werden. Die Reichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher