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262 - Route 66

262 - Route 66

Titel: 262 - Route 66
Autoren: Michelle Stern
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diesem begrenzten Lebensraum passten sie sich lieber an, ehe sie selbst das Zentrum von Spott und Angriffen wurden.
    Als ob ich nicht schon genug Sorgen hätte , dachte Matt. Wobei er nicht einmal sagen konnte, was seine größte Sorge war: die um seine verschollene Tochter Ann, oder die um den Streiter , der bei seiner Ankunft das ganze Sonnensystem bedrohen würde.
    Matts Finger ballten sich zu Fäusten, während sein Blick ins Weltall starr wurde. Noch immer gab es keine Neuigkeiten vom Suchtrupp.
    Er hatte Anns Mutter Jennifer Jensen, seine alte Staffelkameradin, in einem kleinen Dorf an der Südküste Irlands gefunden. Versteinert, wie der Rest der Dorfbevölkerung auch. Und er hatte noch immer nicht den Hauch einer Ahnung, wie diese rätselhaften und unheimlichen Versteinerungen zustande kamen. Was steckte hinter dem todbringenden Phänomen, das man die »Schatten« nannte? Konnte es aufgehalten werden?
    Jedenfalls kann ich es nicht aufhalten, solange ich auf dem Mars bin. Aber es geht nicht anders. Wenn ich dort keine Verbündeten finde, wo dann?
    Matt drehte sich vom Fenster weg und blickte durch den silbrig blitzenden Speiseraum. Alles hier war schmal und hoch. Selbst die einzige Pflanze des Raumes, eine rotfiedrige Blatt-Staude, wirkte künstlich in die Länge gezogen. Wie die Marsianer war sie aufgrund der geringeren Schwerkraft auf dem Mars größer und leichter als die Pflanzen und Menschen der Erde.
    Er entdeckte Clarice Braxton an einem der hinteren Tische und ging zu ihr hinüber. »Hast du Neuigkeiten von Ann?«, fragte er, noch ehe er sich gesetzt hatte.
    Clarice schüttelte bedauernd den Kopf.
    Ihre blaugrünen Augen blickten freundlich auf ihn herab. »Nein, tut mir leid, noch immer nichts.« Sie strich sich eine rote Haarsträhne aus dem mit Pigmentstreifen überzogenen Gesicht.
    Matt starrte auf seine Hände, die er gefaltet hielt. » Zwei Monate! Ich hatte gehofft, mit der Tachyonenortung würde Tartus Marvin sie schnell finden können.«
    »So weit ich es verstanden habe, reicht die Ortung nur wenige Kilometer weit - und Irland ist groß«, entgegnete Clarice. »Außerdem gab es Verzögerungen beim Start der Suche, wie du weißt. Du musst Geduld haben, Matt. Sie finden sie, ganz sicher.«
    »Geduld!«, ächzte Matt. »Ich wollte, es wäre so einfach. Diese Tatenlosigkeit macht mich fertig. Ich werde noch verrückt vor Sorge.«
    »Den Eindruck habe ich allerdings auch.« Die Augen der Marsianerin verengten sich. »Du wirkst auf mich, als stündest du kurz vor einem Raumkoller.«
    »Ich…« Matt überlegte, ob er abwiegeln sollte, aber er wusste, dass Clarice ihn inzwischen zu gut kannte. Sie und Vogler hatten einige Zeit auf der Erde mit ihm verbracht, und sie gehörten auf dem Flug zum Mars zu den wenigen Marsianern, die sich mit ihm abgaben. »Es sind diese ständigen Gedanken an Ann - und an den Streiter. Ich frage mich, ob sich die Reise zum Mars lohnt. Ob ich dort wirklich Hilfe gegen diese kosmische Bestie finden werde.«
    Clarice runzelte die Stirn. Ihre Hautpigmente kräuselten sich leicht. »So wie du es sagst, Matt, klingt es, als sei der Streiter dein persönliches Problem. Aber davon kann bei einer Macht, die in der Lage ist, Planeten zu vernichten, wohl keine Rede sein. Deine Mission ist also auf jeden Fall sinnvoll und notwendig.«
    Matts Finger trommelten auf der dünnen Tischplatte. »Ich wünschte, ich könnte von hier aus nach Ann suchen.«
    »Du solltest dich ablenken, Matt. Ausspannen. Wenn du so weitermachst, brichst du früher oder später zusammen. Damit ist niemandem geholfen.«
    »Ich bin aus einem harten Holz geschnitzt.« Matt grinste schief. »So schnell breche ich nicht zusammen.«
    Clarice lehnte sich über die Tischplatte und fasste seine trommelnden Finger. »Es kann dir ganz sicher nicht schaden, wenn du dich ein wenig entspannst.«
    »Ich weiß, was du meinst, und ich kann dir nur sagen: Vergiss es! Ich werde mich auf keinen Fall darauf einlassen!« Matt lief ein Schauer über den Rücken, wenn er nur daran dachte.
    »Es würde dir gut tun. Mir hat es eine Menge Spaß gemacht und Abwechslung in den Alltag gebracht.«
    »Dir vielleicht. Mich schreckt allein diese Ärztin ab. Julanda Saintdemar. Bevor ich mich in deren Hände begebe, nehme ich lieber einen Kaffee bei minus hundert Grad auf der Außenterrasse.« Matt sah zum Fenster hin.
    Clarice lächelte über seinen Scherz. »Du machst Julanda schlimmer, als sie ist, Matt. Überleg es dir. Es ist niemandem
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