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262 - Route 66

262 - Route 66

Titel: 262 - Route 66
Autoren: Michelle Stern
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seines schmalen Tisches. »Setz dich doch.« Er wartete, bis Fillice Platz genommen hatte. »Wir haben eine Antwort der Präsidentin erhalten. Sie wendet ein, dass laut Vogler dieses Lauschen nur Eindrücke und Bilder umfasst und keine komplexen Zusammenhänge.« Er hob die Hand, als Braxton widersprechen wollte. »Sie weiß aber genauso gut, was passieren wird, wenn die Gerüchteküche auf dem Mars hochkocht. Daher arbeiten unsere Experten dort an einer Lösung des Problems. Was genau geschehen soll, ist derzeit noch nicht klar. Aber es wird etwas geschehen.«
    Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht von Fillice aus. »Das klingt gut.« Dann fiel das Lächeln unvermittelt wieder in sich zusammen. »Und… die andere Sache? Gibt es Neuigkeiten vom Mond?«
    Tendon Angelis lehnte sich in seinem hohen Stuhl zurück. »Leider nein. Und das macht mir langsam Sorgen.« Er warf einen kurzen Blick auf die Datumsanzeigen an der Wand, die die aktuelle Zeit beider Planeten anzeigte, Mars und Erde. Das Erdchronometer stand auf dem 9. März 2526. »Wir sind jetzt schon seit dem 14. Februar ohne Verbindung zum Mond. Natürlich ist es am wahrscheinlichsten, dass die Funkanlage dort ihren Geist aufgegeben hat. Erst verlieren sie den Kontakt zum Shuttle, und wenig später fällt die ganze Anlage aus. Trotzdem…«
    Er ließ offen, was er befürchtete. Eine Weile schwiegen sie beide. Dann sagte Fillice: »Denkst du, wir sollten die anderen jetzt informieren? Schließlich sind die beiden Erdmenschen für die nächsten Wochen in der Traumkammer isoliert.«
    Angelis schüttelte den Kopf. »Wir bleiben beim Status quo. Du weißt, Clarice Braxton und Vogler haben einen Narren an den beiden gefressen. Das Risiko, dass sie auch jetzt noch durch eine unbedachte oder sogar gezielte Äußerung den Flug gefährden, ist zu groß. Wenn Drax davon erfahren hätte…«
    Wieder ließ er seinen Satz unvollendet und erhob sich stattdessen. Er trat an das Stahlglasfenster seiner Kabine, hinter dem die Sterne im finsteren All ihre Bahn zogen. Sie hatten ihre Reisegeschwindigkeit längst wieder erreicht.
    »Auf alle Fälle hat die Regierung vor, den nächsten Flug zum Erdmond vorzuziehen«, sagte er und beobachtete sein Spiegelbild im Fenster. Er wirkte bleich, die Pigmentierung war deutlich sichtbar. »Gehen wir davon aus, dass lediglich ein technischer Schaden vorliegt und die Besatzung wohlauf ist. Ändern können wir ohnehin nichts.«
    ***
    Aruula sah zum Beobachtungsraum hinüber, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Sie hoffte, dass Clarice Wort hielt und es für sie und Maddrax nun so etwas wie eine Intimsphäre gab. Der Gedanke, dass die Marsianer sie wie Tiere beobachten könnten, gefiel ihr gar nicht.
    Aber Clarice hat es versprochen , dachte sie. Ich vertraue ihr.
    Maddrax hatte sich auf der Liege ausgestreckt und starrte an die Decke. Viel zu lange blickte er schon wortlos über sich.
    Aruula setzte sich zu ihm und streichelte seine Schulter. »Ich habe irgendwo gelesen«, log sie, »dass die Strahlung nach so einem Unglück nur für drei, vier Wochen gefährlich ist. Das halten wir doch spielend aus.«
    Maddrax setzte sich auf. »Mach mal eher vier bis fünf Wochen daraus. Ich meine… okay, an der Uni können sie mir deshalb nichts anhaben, und natürlich ist es wichtiger, dass wir in Sicherheit sind… aber drei bis fünf Wochen lang nichts tun?«
    »Wer sagt denn, dass wir nichts tun werden?« Aruula lächelte ihn an. Ihre Finger strichen über seinen Hals.
    Maddrax stutzte. »Aber was sollen wir…« Er verstummte, als sie sich an ihn schmiegte.
    »Ich habe noch was für dich… eine wirklich heiße Überraschung!«, gurrte sie und sah erheitert, wie Maddrax rot wurde. »Wir werden viele, viele Stunden damit verbringen, und es wird dir viel Spaß machen, das garantiere ich dir.«
    Er schluckte schwer. Die Verheißung trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn. »Haben wir… äh…«, er räusperte sich, »haben wir denn Kondome hier?«
    Noch so ein Begriff, mit dem sie nichts anfangen konnte. »Kondome?«
    »Na, ich meine… willst du denn schwanger werden? Wenn wir nicht verhüten…«
    Ah! Das meinte er also. »Oh, das ist kein Problem«, sagte sie schnell. »Wenn ich kein Kind empfangen will, werde ich das auch nicht. Ich -« Abrupt brach sie ab. Was tat sie denn hier? Sie konnte ihm doch nicht erzählen, dass die Frauen vom Volk der Dreizehn Inseln die Empfängnis mittels ihres Lauschsinns unterdrücken konnten, indem sie Einfluss
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