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262 - Route 66

262 - Route 66

Titel: 262 - Route 66
Autoren: Michelle Stern
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weiterhin materiell. Clarice betrachtete die Wandung, in der ein fast fünfzehn Zentimeter großes Loch klaffte, aufgefüllt mit einer notdürftig angebrachten Füllung aus schnell härtendem Schaum. Die Marsianerin dachte voller Unbehagen an die harte Strahlung, der sie jetzt ausgesetzt waren. Auch die Anzüge konnten sie auf Dauer nicht ausreichend schützen.
    Es ist ja nur für kurze Zeit , beruhigte sie sich.
    Sie sah zu, wie die Gonzales-Brüder die erste Platte mit einem Schweißgerät an der Reaktorhülle anbrachten, und dann die zweite deckungsgleich über der ersten. Der ältere Bruder wies auf eine Klemme, die an einem langen Kabel hing, das zu einem Transformator führte.
    »Damit simulieren wir die Berührung mit einer Hand. Doktor Saintdemar hat die exakte elektromagnetische Spannung daran angelegt.«
    Clarice nickte. Wenn es so wie bei den zahlreichen auf dem Mars durchgeführten Tests funktionierte, würde es überflüssig sein, dass jemand Tag und Nacht Wache bei der Platte stehen musste, um diese zu berühren.
    Wenn es nicht funktionierte, hatten sie ein Problem.
    Obwohl es an der Wirksamkeit der Methode eigentlich keinen Zweifel gab, hielt Clarice doch den Atem an, als die Techniker die Klemme anbrachten und dann ihre Hände zurückzogen.
    Die unter eine kaum anmessbare Spannung gesetzte Doppelplatte blieb bestehen.
    »Dem Roten Vater sei Dank«, murmelte Clarice. »Wenn der Erdmensch nicht aufwacht, haben wir jetzt gute Chancen, den Mars sicher zu erreichen.«
    ***
    Als Matt hinunter in das Wohnzimmer kam, sah er Aruula, die nach irgendetwas zu suchen schien. »Hi, Traumfrau.« Er streckte sich. »Ich habe selten so tief geschlafen. Wie spät ist es?« Er sah zum Fenster hin. »Himmel, ich habe ja wirklich lang geschlafen. Was suchst du?«
    Ihre Antwort kam erst nach zwei Sekunden. »Eine Freundin hat mich angerufen!«
    Matt bemerkte erst jetzt, dass Aruula so bleich und aufgelöst aussah, als habe sie noch gar nicht geschlafen. »Was ist los?«, fragte er besorgt.
    Wieder kam ihre Antwort verzögert, und auch zwischen den Sätzen machte sie kurze Pausen. Sie schien ganz schön unter Stress zu stehen. »Zwei Düsenjets sind in den amerikanischen Luftraum eingedrungen! Von Mexiko aus! Vermutlich Terroristen! Die Regierung hat schon Maschinen ausgeschickt, um sie abzuschießen! Ich muss unbedingt das Radio finden! Bei Krahac… ich meine… Ich hätte mir einen Fernseher zulegen sollen. Aber hier draußen wollte ich mich immer entspannen und nichts von der Welt wissen!«
    Matt fühlte sich, als habe er einen Schlag in den Magen erhalten. »Religionskriege«, murmelte er abwesend. Dann kam Leben in ihn. Er half Aruula, riss die wenigen Schränke auf und entdeckte das Radio schließlich im obersten Schrankregal.
    »Darf ich?« Eilig trug er das Transistorradio zum Couchtisch und stellte es an. Es war ein altmodisches Gerät, das rauschte und knackte, ehe er eine regionale Frequenz eingestellt hatte. Nervös zupfte er an der Antenne herum.
    Terroristen auf amerikanischem Boden! Die Iraker hatten lange mit so etwas gedroht. War es jetzt so weit?
    Aus dem Radio erklang eine Stimme, die ihm vage vertraut vorkam. Vermutlich hatte er sie früher schon gehört, in anderen Radiosendungen. Die Stimme einer Frau.
    »… fliegen noch immer auf einer Höhe von achthundert Fuß über Arizona. Die F-16 haben inzwischen den Abschussbefehl erhalten! Wir warten hier jede Minute darauf…«
    »O mein Gott!« Matt sank auf die Couch. »Es ist wahr!«
    Aruula kauerte sich neben ihn. »Was haben die bloß vor?«
    »Vielleicht wollen sie eine der Städte angreifen! Phoenix zum Beispiel! Die Hauptstadt!«
    Sie lauschten gebannt der Stimme im Radio.
    »Die Maschinen sind auf direktem Kurs auf Phoenix. Experten vermuten aber, dass ihr Ziel keine der Großstädte ist, sondern das Kernkraftwerk Palo Verde, etwa siebzig Meilen von Phoenix entfernt. Palo Verde ist das derzeit größte Kernkraftwerk der USA. Es produziert etwa 30.000 Gigawattstunden an elektrischer Energie jährlich und versorgt bis zu zwei Millionen Haushalte in Arizona, Kalifornien, New Mexico und Texas mit Strom. Der Pressesprecher von Combusting Engineering, dem Erbauerkonzern des Werkes, versicherte in einer offiziellen Erklärung vor wenigen Minuten, dass keine Gefahr drohen würde. Die drei Reaktorblöcke seien absolut sicher und auch mit Sprengstoff nicht zu zerstören…«
    »Liz!« Matt sprang auf.
    Aruula hielt ihn fest. »Was hast du vor? Du hast kein
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