Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Insekten galten in großen Teilen Eurees als Köstlichkeit. Während sie im kalten Scootland nicht länger als etwa zwei Finger wurden, erreichten sie in anderen Teilen des Kontinents Größen von bis zu einer Armlänge. Zuerst hatte Lees das nicht geglaubt, aber dann hatten sie verschiedentlich welche von den Reenschas erhalten. Dem Baard grauste es, wenn er daran dachte, dass auch das bald der Vergangenheit angehören konnte. Denn die großen Bellits schmeckten ungleich besser.
    Nachdenklich betrachtete Lees die Flüssigkeit in seinem Becher.
    »Der Uisge vonne Mecgregers is auf jeden Fall dunkler als unserer. Möchte bloß wissen, obse einfach ein anderes Brennverfahren erfunden haben oder obse was innen Uisge reintun.«
    »Ja, das woll’mer alle wissen.« Die Antwort des Chieftains klang fast höhnisch, denn mit nichts anderem beschäftigten sich die Freesas seit nunmehr vier Jahren. So lange war es her, dass die Mecgregers praktisch von heute auf morgen ihren neuen, stark verbesserten Uisge auf den Markt gebracht hatten. Das hatte vor allem den Marktführer, die Freesas, hart getroffen, denn viele Kunden waren abgesprungen und zu den Mecgregers gewechselt. Dass die Freesas überhaupt noch im Geschäft waren, verdankten sie lediglich der Tatsache, dass die Mecgreger-Deestyl gar nicht so viel Uisge ausstoßen konnte, wie auf den Märkten nachgefragt wurde. Da musste man dann eben schon mal mit dem zweitbesten Produkt vorlieb nehmen.
    Oder mit noch schlechterem Zeugs, zum Beispiel dem der Sussalands.
    Anfangs hatten die Freesas mit heimtückischen Überfällen auf die eigentlich viel zahlreicheren und mächtigeren Mecgregers geantwortet. [3] Aber das hatte Jed Stuart mit seinen mächtigen Waffen schnell unterbunden. Stuart herrschte mittlerweile über die geeinten Highlands, in denen die Clans zwar ihre Selbstständigkeit behalten hatten, sich aber gegenseitig nicht mehr mit Waffengewalt bekämpfen durften. Sonst folgten umgehend Strafaktionen des Königs, und die waren in aller Regel hart und schmerzhaft.
    »Fairen Wettbewerb« hingegen erlaubte Stuart ausdrücklich. Und so hatten die Freesas das gemacht, was sie unter fairem Wettbewerb verstanden: Sie hatten versucht, die Mecgregers auszuspionieren, um hinter das Geheimnis ihres Uisges zu kommen. Bis heute war ihnen das aber nicht gelungen, denn die Mecgreger-Deestyl in Ardenach war besser gesichert als der Herrschaftssitz der Reenschas in Glesgo. Das hatte Gallo drei tote Männer gekostet. Mit null Ertrag.
    Er wusste bis heute nicht einmal im Ansatz, wie die Mecgregers ihren Uisge herstellten.
    Diese Gedanken schossen Gallo durch den Quadratschädel, als er Lees musterte. Im Grunde war es ein Wunder, dass die Reenschas jetzt erst zu den Mecgregers überliefen. Er hatte es schon viel früher erwartet.
    »Wir müssen mal wieder fairen Wettbewerb machen, denk ich mir«, antwortete der Baard plötzlich, grinste und schenkte sich von dem Mecgreger-Uisge nach. »Schmeckt wirklich sehr gut, das Lebenswasser von diesen Taratzenärschen aus Ardenach.«
    »An was denkste?«
    »Ich denk dran, dass wir das Geschäft zwischen den Reenschas und den Mecgregers zerstören müssen.«
    Gallo nickte und kaute auf einem Schwung Wachteleier mit Mustaard herum, »Klar müss’mer das«, erwiderte er mit vollem Mund und schoss dabei Speisepartikel quer über den Tisch. »Bloß wie? Soll’mer den Reenschas ‘ne Botschaft schicken, dass die Mecgregers gesagt haben, sie wär’n blöde Hunde?«
    Lees kicherte. »Würd wahrscheinlich nich viel bringen. Aber was hältste davon, wenn wir den Alastar und seine Begleiter überfallen und killen, wenn sie grad bei den Mecgregers sind? Dann sind die Reenschas sicher sauer auf die Mecgregers und nehmen nich mehr ihren Uisge, sondern weiter unseren.«
    Gallo starrte den Baard an wie einen Ghoost. »Biste vollkommen bescheuert?«, platzte es aus ihm heraus. »Du willst die unbesiegbaren Exekutoren vonne Reenschas killen? Wie willste das anstellen, hm? Ihnen sagen, legt mal kurz eure Waffen weg, damit ich euch die Gurgel durchschneiden kann? Geht nich, sag ich dir.«
    Lees erhob sich und schaute zum Fenster auf die tief verschneite Landschaft hinaus. »Geht vielleicht doch«, murmelte er.
    »Red lauter«, befahl ihm Gallo. »Wie soll ich dich sonst versteh’n? Hab mir seit einem Mond nich mehr das Schmalz aus den Ohren gepopelt.« Gallo beschloss, dieses Versäumnis auf der Stelle nachzuholen.
    »Äh ja, natürlich. Die Exekutoren sin sehr gute
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher